Im Sturm: Thriller (German Edition)
Angriff auf einen Geleitzug bei den Azoren auf dem Rückflug war. Zweihundert Meilen südlich von Island lauerten ihm zwei Tomcats auf.
Stendal, DDR
»Unsere Verluste waren mörderisch«, sagte der General der sowjetischen Heeresflieger an der Front.
»Ich werde unseren Mot-Schützen erzählen, wie ernst Ihre Verluste waren«, versetzte Alexejew kalt.
»Sie waren fast doppelt so hoch wie erwartet.«
»Unsere auch! Aber unsere Truppen kämpfen wenigstens. Ich beobachtete einen Angriff. Sie schickten gerade vier Kampfflugzeuge. Vier!«
»Ich weiß Bescheid. Den Bodentruppen war ein ganzes Regiment zugewiesen worden, über zwanzig Flugzeuge, dazu Ihre eigenen Kampfhubschrauber. Die Jäger der Nato greifen uns schon zehn Kilometer hinter der Front an. Unsere Piloten müssen um ihr Leben kämpfen, nur um zu Ihren Panzern zu gelangen. Und dann werden sie viel zu häufig von unseren eigenen Boden-Luft-Raketen angegriffen!«
»Erklären Sie das näher!« befahl Alexejews Vorgesetzter.
»Genosse General, die Radarüberwachungsflugzeuge der Nato sind gut geschützt und geben schwierige Ziele ab. Die fliegenden Radarleitstände können feindliche Jäger auf unsere ansetzen und es ihnen ermöglichen, Raketen von jenseits des Sichtbereiches abzuschießen. Wenn unsere Piloten merken, daß sie angegriffen werden, müssen sie ausweichen, oder? Ihre Panzer halten ja auch nicht still. Das bedeutet oft, daß unsere Piloten ihre Bombenladung abwerfen müssen, um Manövrierfähigkeit zu erlangen. Und schließlich, wenn es ihnen gelungen ist, die Kampfzone zu erreichen, werden sie häufig von unseren Raketenbatterien beschossen, deren Bedienungen sich nicht die Zeit nehmen, zwischen Freund und Feind zu unterscheiden.« Eine alte Geschichte und ein Problem, das nicht nur die Sowjets plagte.
»Wollen Sie damit sagen, daß die Nato die Luftherrschaft hat?« fragte Alexejew.
»Nein, über die verfügt keine Seite. Unsere SAM verwehren ihnen die Kontrolle des Luftraums über der Kampfzone, und ihre Jäger – unterstützt von ihren und unseren SAM – verweigern sie uns. Der Himmel über dem Schlachtfeld gehört niemandem.«
Alexejew dachte an Bieben und fragte sich, wie korrekt die Darstellung des Mannes war.
»Wir müssen bessere Resultate erzielen«, sagte der OB des Operationsgebiets. »Unser nächster Großangriff wird richtige Luftunterstützung haben, und wenn wir dazu jeder Einheit an der Front die Kampfflugzeuge abnehmen müssen.«
»Wir versuchen bereits, mit Hilfe von Täuschungsmanövern mehr Flugzeuge nach vorne zu schaffen. Gestern hatten wir vor, die Nato-Jäger an den falschen Ort zu locken. Das wäre uns beinahe gelungen, wenn wir nicht einen Fehler gemacht hätten. Doch dieser Fehler ist inzwischen identifiziert worden.«
»Morgen um 0600 Uhr greifen wir südlich von Hannover an. Ich verlange, daß zweihundert Flugzeuge meine Divisionen an der Front unterstützen.«
»Sie werden sie bekommen«, stimmte der Luftwaffengeneral zu und ging. Alexejew sah ihm nachdenklich nach.
»Nun, Pascha?«
»Wenigstens ein Anfang – vorausgesetzt, die zweihundert Maschinen tauchen auch auf.«
»Immerhin haben wir ja noch unsere Hubschrauber.«
»Was Hubschraubern unter Raketenbeschuß passiert, habe ich selbst miterlebt. Der Mut der Piloten ist bemerkenswert, aber mit Mut allein ist es nicht getan. Wir haben die Feuerkraft der Nato unterschätzt – oder, besser, unsere eigenen Fähigkeiten, sie zu neutralisieren, überschätzt.«
»Seit Beginn des Krieges greifen wir vorbereitete Stellungen an. Wenn uns der Durchbruch in offenes Gelände gelungen ist –«
»Genau. Ein Bewegungskrieg wird unsere Verluste reduzieren. Der Durchbruch muß gelingen.« Alexejew senkte den Blick auf die Karte. Kurz nach Sonnenaufgang sollte sich morgen früh eine ganze Armee – vier Mot-Schützendivisionen, unterstützt von einer Panzerdivision – gegen die Linien der Nato werfen. »Und zwar hier. Ich will wieder vorne sein.«
Island
Sie stiegen einen mit Felsblöcken übersäten Hang hinab, als im Westen der Hubschrauber auftauchte. Er flog tief, kaum hundert Meter über einem Kamm, und langsam auf sie zu. Die Marines warfen sich sofort zu Boden und robbten in Deckung. Edwards machte ein paar Schritte auf Vigdis zu und zog auch sie hinunter. Sie trug einen auffällig weißgemusterten Pullover. Der Lieutenant zog seinen Parka aus und legte ihn ihr um die Schulter, ließ ihr blondes Haar unter der Kapuze verschwinden.
»Keine
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