Im Sturm: Thriller (German Edition)
er, »Sehrohr hoch! Vier Torpedos los! Nachladen und abtauchen!«
»Sie haben mir die Annäherung ruiniert!« schrie McCafferty.
Einen Augenblick lang wirkte der Norweger fast nüchtern. »Wer sind Sie? Waren Sie denn dort?«
»Ja, ich war dort. Dan McCafferty, USS Chicago .«
»Und haben Sie Raketen abgefeuert?«
»Ja.«
»Sie sind ein Held!« Der norwegische U-Boot-Fahrer rannte auf McCafferty zu und umarmte ihn stürmisch. »Sie haben mein Boot, meine Männer gerettet!«
»Worum geht es hier eigentlich?« fragte Simms.
»Darf ich die Herren miteinander bekannt machen?« sagte ein Offizier der Royal Navy. »Kapitän Björn Johannsen, Kommandant des Bootes Kobben. Captain Daniel McCafferty, USS Chicago .«
»Nachdem wir die Kirow versenkt hatten, gingen die Russen mit einem Kreuzer und zwei Zerstörern wie die Wölfe auf uns los«, fuhr Johannsen nüchterner fort. »Und dann schossen Sie mit Raketen?« Seine Augen funkelten.
»Ja, drei Harpoons. Ein Hubschrauber sah die Abschüsse und griff uns an. Wir mußten tauchen und konnten nicht feststellen, ob wir etwas getroffen hatten.«
»Und ob! Wir waren getaucht, schon vier Torpedos ausgewichen, Batterien leer, das Boot beschädigt – das war das Ende. Sie hatten uns mit Sonar erfaßt, der Zerstörer warf Wasserbomben. Aber dann – Bumm! Bumm! Bumm! Der Zerstörer explodierte, der andere war getroffen. Und wir entkamen.« Johannsen nahm McCafferty noch einmal so heftig in die Arme, daß beide Männer ihr Bier verschütteten.
»Nur wegen Ihnen, Chicago, ist meine Besatzung noch am Leben. Ich schmeiße eine Runde für Ihre Männer!«
»Wir haben also wirklich einen Zerstörer versenkt...«, meinte McCafferty nachdenklich. Nicht so gut wie ein atomgetriebener Schlachtkreuzer, aber besser als nichts.
»Nicht übel, Dan«, bemerkte Simms.
»Tja, manche Leute haben eben immer Schwein«, ließ sich der Kommandant von HMS Oberon vernehmen.
»Also ehrlich, Todd«, sagte der Kommandant von USS Chicago, »das Bier ist vorzüglich.«
USS Pharris
Es waren nur zwei Leichen zu bestatten. Vierzehn Männer waren vermißt und wahrscheinlich tot, aber Morris fand dennoch, daß sie mit einem blauen Auge davongekommen waren. Zwanzig Matrosen hatten mehr oder weniger schwere Verletzungen davongetragen.
Morris las leidenschaftslos aus dem Gebetsbuch vor, und dann stellten Matrosen die Messetische schräg. Die in Plastiksäcke eingehüllten und mit Stahl beschwerten Leichen glitten unter den Flaggen hervor und fielen ins Wasser. Hier war der Atlantik zehntausend Fuß tief; eine lange tiefe Reise für seinen Ersten Offizier und einen Geschützmaat aus Detroit. Dann wurde Salut geschossen, aber kein Zapfenstreich geblasen: Niemand an Bord verstand sich auf die Trompete, und das Tonbandgerät war defekt. Morris klappte das Buch zu. Die Flaggen wurden gefaltet und zurück in ihren Schrank gelegt. Man trug die Tische zurück in die Messe und verschraubte die Stützen wieder mit dem Deck. Und seine Pharris , das wußte Morris, war nur noch ein Wrack.
Der Schlepper Papago zog die Fregatte Heck voran und mit nur vier Knoten. Noch drei Tage bis zum Land. Sie liefen auf den nächsten Hafen zu, Boston, der aber keinen Marinestützpunkt hatte. Der Grund war klar: Die Reparatur würde mehr als ein Jahr dauern, und die Navy wollte ihre Werft freihalten. Schiffe, die bald wieder einsatzbereit gemacht werden konnten, hatten Vorrang.
Und das Kommando auf dem Schiff hatte er nur noch der Form halber. Der Schlepper hatte eine Reservemannschaft, die sich aus Bergungsexperten zusammensetzte. Drei dieser Männer waren nun an Bord, um die Trosse im Auge zu behalten und Morris zu »beraten«. Im Grunde genommen waren ihre Ratschläge Befehle – aber sie wurden wenigstens höflich gegeben.
Seine Mannschaft hatte mehr als genug zu tun. Die Schotten im Vorschiff mußten dauernd überwacht werden. Im Maschinenraum war man mit Reparaturarbeiten beschäftigt. Ein Kessel hatte wieder Druck und trieb den Turbogenerator, der Strom lieferte. Am zweiten Kessel wurde noch gearbeitet. Das Hauptsuchradar sollte, wie er erfuhr, in vier Stunden wieder einsatzbereit sein. Gerade war die Satellitenantenne wieder in Betrieb genommen worden. Falls sie den Hafen erreichten, waren alle Systeme an Bord repariert. Angesichts des Ausmaßes der Schäden war das zwar unerheblich, aber eine beschäftigte Mannschaft ist, wie man bei der Navy sagt, eine gutgelaunte Mannschaft. Anders als ihr Kommandant hatte die
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