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Im Sturm: Thriller (German Edition)

Im Sturm: Thriller (German Edition)

Titel: Im Sturm: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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tadelloses Haus selbst renoviert haben. Der Mann hatte geschickte Hände gehabt. Alle Wände waren frisch gestrichen, Fenster- und Türrahmen größtenteils ersetzt worden. Morris fragte sich, woher Evans die Zeit für die ganze Arbeit genommen hatte, denn die Familie wohnte erst seit sieben Monaten hier. Alles in Eigenarbeit gemacht... Handwerker hatte er sich bestimmt nicht leisten können. Das Zimmer des kleinen Mädchens zeugte von der Liebe ihres Vaters. Auf selbstgefertigten Regalen standen Puppen aus aller Welt. Nachdem Morris dieses Zimmer gesehen hatte, mußte er sich hastig verabschieden, denn er hatte das Gefühl, kurz vor einem Nervenzusammenbruch zu stehen. Absurde Verhaltensregeln ließen nicht zu, daß er sich vor Fremden so blamierte. So hatte er die Liste zurück in die Brieftasche gesteckt und war nach Hause gefahren. Er war zu Tode erschöpft und hoffte, nun endlich Schlaf zu finden.
    Aber nun stand er vor dem Spiegel und starrte einen hohläugigen Mann an, der sich nach seiner Frau sehnte.
    Morris ging in die Küche seines Bungalows und machte mechanisch Kaffee. Vor der Tür lag die Morgenzeitung, und er ertappte sich beim Lesen von überholten Kriegsberichten. Es entwickelte sich alles so rasch, daß die Reporter nicht mehr mitkamen. Ein Hintergrundartikel legte dar, Überwasserschiffe seien überholt und könnten entschlossenen Raketenangriffen nicht standhalten; außerdem wurde die Frage aufgeworfen, wo eigentlich die vielgespriesenen Flugzeugträger der Flotte seien. Gute Frage, dachte Morris.
    Er trank seinen Kaffee aus, duschte und beschloß, zur Arbeit zu gehen.
    Vierzig Minuten später befand er sich in einem der Lageräume, wo die Positionen der Geleitzüge und Stellen, an denen man feindliche U-Boote vermutete, dargestellt waren. An der Wand gegenüber zeigte eine Tafel die geschätzte russische Flottenstärke sowie Anzahl und Typ der bisher versenkten Schiffe an. Eine andere Schautafel stellte die eigenen Verluste dar. Wenn der Nachrichtendienst recht hatte, stand der Seekrieg unentschieden – und ein Unentschieden war für die Sowjets ein Sieg.
    »Guten Morgen, Commander«, sagte der COMNAVSURFLANT. »Sie sehen ein bißchen besser aus. Und zur Abwechslung habe ich einmal gute Nachrichten.«

Nordatlantik
    Die Besatzungen der B-52 waren trotz des starken Jägerschutzes nervös. Fünftausend Fuß über ihnen sorgte ein Geschwader F-14 Tomcat für Deckung. Das zweite Geschwader wurde im Augenblick von KC-135 in der Luft betankt. Die Sonne lugte über den Horizont, das Meer lag noch schwarz da. Es war drei Uhr früh, die Tageszeit, um die der Mensch am langsamsten reagiert.

Keflavik, Island
    Der Alarm scheuchte die schlafenden russischen Piloten von den Feldbetten. Das Bodenpersonal machte in weniger als zehn Sekunden die Maschinen startklar, die Flieger kletterten über Stahlleitern in ihre Cockpits und schlossen die Funkgeräte in ihren Helmen an, um zu erfahren, was anlag.
    »Starke feindliche Störtätigkeit im Westen«, verkündete der Regimentskommandeur. »Plan drei. Wiederhole: Plan drei.«
    Im Leitstand, der sich in einem Anhänger befand, hatte weißes Flimmern auf den Sichtgeräten gerade ein Chaos angerichtet. Ein amerikanischer Angriffsverband war im Anflug – vermutlich B-52. Bald kamen die amerikanischen Flugzeuge so nahe heran, daß das Bodenradar ihren Störvorhang »durchbrennen« konnte. Bis zu diesem Zeitpunkt planten die Piloten der Abfangjäger, sich dem Feind so weit draußen wie möglich entgegenzustellen, um die Anzahl der Bomber zu verringern.
    Die sowjetischen Piloten hatten auf Island fleißig geübt. Binnen zwei Minuten rollte das erste Paar MiG-29 an den Start, innerhalb von neun waren alle in der Luft. Der sowjetische Plan sah vor, daß ein Drittel der Maschinen über Keflavik blieb, während der Rest mit aktiviertem Zielsuchradar nach Westen auf die Störquelle zuraste. Nach zehn Minuten hörte das Stören auf. Ein MiG bekam kurz Radarkontakt mit einem sich zurückziehenden Störflugzeug und verständigte Keflavik, erfuhr aber von den Controllern am Boden, im Umkreis von dreihundert Kilometern befände sich nichts auf den Schirmen.
    Eine Minute später setzte das Stören erneut ein, diesmal von Süden und Osten. Die-MiG waren diesmal vorsichtiger und flogen mit abgeschaltetem Radar nach Süden, doch als sie es hundert Meilen vor der Küste aktivierten, fanden sie nichts. Wer da störte, tat das aus großer Entfernung. Die Controller meldeten, an dem

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