Im Sturm: Thriller (German Edition)
Treibstoffanzeige. Genug für dreißig Minuten, also kein Grund zur Eile. Aus Sicherheitsgründen waren die drei Regimenter auf vier südlich der Bergarbeiterstadt Kirowsk gelegene Flugplätze verteilt. Leistungsfähige Radaranlagen und mobile SAM-Batterien boten auf den hohen Bergen um die Stadt Schutz vor Luftangriffen der Nato. Wie der Pilot sah, waren die meisten Hochöfen noch in Betrieb; aus vielen hohen Schornsteinen stieg Rauch.
»Seeadler 26, Landung frei«, sagte endlich der Tower.
»Welche ist heute an der Reihe, Wolodja?«
»Landeklappen zwanzig Grad, Fahrt zweihundert, Fahrwerk ausgefahren. Irina Petrowna, glaube ich. Die große Dürre von der Vermittlung.«
»Was ist das«, rief der Pilot überrascht. Vor ihm war über der Landebahn ein kleines weißes Objekt erschienen.
Das erste der für Umbosero-Süd bestimmten zwölf Cruise Missiles flog schräg über die Landebahn, dann sprang die stumpfe Nasenverkleidung ab, und Hunderte kleiner Bomben verteilten sich über die Gegend. Siebzehn Backfire waren bereits gelandet. Zehn wurden im Freien aus Lastern aufgetankt, die anderen standen bewaffnet und einsatzbereit in Betonunterständen. Jede Bombe hatte die Sprengwirkung einer Mörsergranate. Das Tomahawk warf seine Ladung ab, stieg dann steil auf, überzog und stürzte zurück zum Boden, wo es mit dem Rest seines Treibstoffes noch weiter zu der Verwüstung beitrug. Zuerst ging ein startbereiter Backfire hoch. Zwei Minibomben fielen auf seinen Flügel, und ein Feuerball stieg zum Himmel.
Der Pilot von Seeadler 26 erhöhte die Leistung, brach den Landeanflug ab und sah entsetzt mit an, wie zehn Bomber explodierten. Qualmwolken über anderen wiesen auf Beschädigungen hin. Nach zwei Minuten war alles vorbei. Feuerwehren sausten wie Spielzeugautos über den Beton, Männer richteten Schläuche auf brennende Tanklaster und Flugzeuge. Der Pilot flog zu seinem Ausweichflugplatz im Norden und sah auch dort Rauch aufsteigen.
»Der Treibstoff reicht noch für fünfzehn Minunten. Wird Zeit, daß wir runterkommen«, warnte Wolodja. Sie bogen ab nach links in Richtung Kirowsk-Süd, doch dort bot sich ihnen das gleiche Bild: Alle vier Flugplätze waren gleichzeitig angegriffen worden.
»Afrikanda, hier Seeadler 26. Unser Treibstoff ist knapp, wir müssen sofort landen. Haben Sie Platz für uns?«
»Ja, 26. Landebahn frei. Wind aus zwei-sechs-fünf, zwanzig Knoten.«
»Gut, wir kommen runter. Ende.« Der Pilot wandte sich an Wolodja. »Verdammt, was war das?«
USS Chicago
»Fcrnmeldeeinrichtungen, Löschanlagen ausgefallen, Tiefenruder defekt. Lecks abgedichtet. Maschinen betriebsbereit. Wir können also fahren«, erklärte der Kommandant von USS Providence über die Gertrude.
»Gut, warten Sie.« Auch Boston lag längsseits. »Todd, hier Danny. Was meinen Sie?«
»Allein schafft Providence das nicht. Ich schlage vor, daß wir die anderen vorfahren lassen und sie zusammen eskortieren.«
»Einverstanden. Sehen wir zu, daß wir so schnell wie möglich aus dem Gebiet verschwinden.«
»Viel Glück, Danny.« Boston fuhr die Funkantenne aus und sendete kurz. Eine Minute später empfing Chicagos Sonar den Lärm der anderen Boote, die sich rasch nach Norden absetzten.
»Providence , gehen Sie auf Kurs null-ein-fünf und fahren Sie so schnell wie möglich. Wir decken Ihren Rückzug. Boston stößt später zu uns, und wir begleiten Sie dann zum Packeis.«
»Das dürfen Sie nicht riskieren. Wir können –«
»Verdammt noch mal, fahren Sie los!« brüllte McCafferty ins Mikrophon. Schließlich tauchte das verwundete U-Boot und fuhr mit fünfzehn Knoten nach Norden. Sein beschädigter Turm klang in der Strömung wie ein Schrottlaster, aber daran ließ sich nichts ändern. Wenn die U-Boote überhaupt eine Überlebenschance haben wollten, mußten sie die größtmögliche Distanz zwischen sich und den Abschußpunkt bringen.
Moskau
Michail Sergetow sah sich im Kreis der Männer um, die vom Schreck über das Mögliche noch blaß waren.
»Genosse Verteidigungsminister«, sagte der Generalsekretär, »können Sie uns mitteilen, was geschehen ist?«
»Offenbar haben U-Boote eine Reihe unserer Flugplätze im Norden mit Marschflugkörpern beschossen, in der Absicht, einen Teil unserer Backfire zu zerstören. Welchen Erfolg sie hatten, kann ich noch nicht sagen.«
»Von wo wurden die Geschosse abgefeuert?« fragte Pjotr Bromkowski.
»Östlich von Murmansk und keine dreißig Kilometer von unserer Küste entfernt. Eine
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