Im Sturm: Thriller (German Edition)
Fregatte sah und meldete den Abschuß, verstummte dann aber. Es sind nun Suchflugzeuge unterwegs.«
»Wie kamen die Amerikaner dorthin?« fragte Bromkowski scharf. »Und wieviel Zeit wäre uns geblieben, wenn sie ballistische Raketen abgeschossen hätten?«
»Sechs bis sieben Minuten.«
»Ist ja großartig! So schnell können wir nicht reagieren. Warum haben Sie sie so nahe herangelassen?«
»Raus kommen sie nicht, Petja, das kann ich Ihnen versprechen«, versetzte der Verteidigungsminister hitzig.
Der Generalsekretär beugte sich vor. »Sehen Sie zu, daß so etwas nie wieder passiert!«
Sergetow meldete sich zu Wort. »Könnte uns der Genosse Verteidigungsminister einen Überblick über die neuesten Entwicklungen an der deutschen Front geben?«
»Die Kräfte der Nato sind bis zum Zerreißen angespannt. Wie wir vom KGB erfahren, ist ihre Versorgungslage kritisch, und angesichts der diplomatischen Entwicklung der letzten Tage können wir ruhig davon ausgehen, daß die Nato am Rande des politischen Zusammenbruchs steht. Wenn wir nur weiter Druck ausüben, löst sie sich auf.«
»Geht nicht auch uns der Treibstoff aus?« fragte Bromkowski. »Die Deutschen haben uns ein vernünftiges Angebot gemacht.«
»Nein.« Der Außenminister schüttelte entschieden den Kopf. »Das bringt uns nichts.«
»Es bringt uns den Frieden, Genosse«, meinte Bromkowski leise. »Wenn wir wetterkämpfen – vergessen wir nicht, Genosse, was wir vor ein paar Stunden dachten, als die Raketenwarnung kam.«
Zum ersten Mal hatte der Alte ein Argument gebracht, dem alle zustimmten. Nach Wochen und Monaten der Versprechungen, Pläne und Versicherungen, man habe alles unter Kontrolle, waren sie von diesem einen blinden Alarm zum Blick in den Abgrund gezwungen worden. Auch die großen Töne des Verteidigungsministers konnten sie jene zehn Minuten der Angst nicht vergessen lassen.
Nach kurzem Überlegen sprach der Generalsekretär. »In wenigen Stunden treffen sich unsere Emissäre mit den Deutschen. Morgen wird uns der Außenminister über die Substanz des neuen Angebots informieren.«
Und damit endete die Sitzung. Sergetow legte seine Notizen in den Aktenkoffer, verließ allein den Raum und ging hinunter zu seinem Dienstwagen. Als ihm ein junger Berater den Schlag aufhielt, erklang eine Stimme.
»Michail Eduardowitsch, darf ich mitfahren? Mein Wagen hat eine Panne.« Es war Boris Kosow, der Vorsitzende des KGB.
36
Schlacht bei 31° West
Moskau
»Fahren wir ein Stückchen spazieren und unterhalten uns, Michail Eduardowitsch.« Sergetow fröstelte, ließ sich aber nichts anmerken. Brachte es der Chef des KGB überhaupt fertig, nicht sinister auszusehen? Kosow, der wie Sergetow aus Leningrad stammte, war ein kleiner, rundlicher Mann, der erst die ominöse »Allgemeine Abteilung« des ZK geleitet und dann das KGB übernommen hatte. Wenn er wollte, konnte er herzlich lachen, sich aber auch geben wie Großväterchen Frost.
»Aber gerne, Boris Georgijewitsch«, meinte Sergetow und wies auf seinen Fahrer. »Sie können frei sprechen. Witali ist ein guter Mann.«
»Ich weiß«, versetzte Kosow. »Er arbeitet seit zehn Jahren für uns.« Sergetow brauchte sich nur das Genick seines Chauffeurs anzuschauen, um zu erkennen, daß Kosow die Wahrheit sprach.
»Und worüber sollen wir reden?«
Der Chef des KGB griff in seine Aktentasche und nahm ein Gerät von der Größe eines Taschenbuchs heraus. Als er einen Schalter umlegte, ertönte ein unangenehmes Summen.
»Eine raffinierte Neuigkeit aus Holland«, erklärte er. »Sie gibt ein Geräusch von sich, das die meisten Mikrophone nutzlos macht.« Dann veränderte sich seine Art abrupt. »Michail Eduardowitsch, wissen Sie eigentlich, was der amerikanische Angriff auf unsere Flugplätze bedeutet?«
»Gewiß eine unangenehme Entwicklung, aber –«
»Es sieht ernster aus. Derzeit sind mehrere Geleitzüge der Nato auf See. Ein ganz besonders großer mit zwei Millionen Tonnen Kriegsmaterial und einer kompletten amerikanischen Division an Bord lief vor einigen Tagen von New York nach Europa aus. Durch die Zerstörung einer Anzahl unserer Bomber hat die Nato unsere Fähigkeit, mit den Geleitzügen fertigzuwerden, beträchtlich reduziert. Außerdem hat sie direkten Angriffen auf sowjetischen Boden den Weg geebnet.«
»Aber Island –«
»Ist neutralisiert.« Kosow berichtete, was den sowjetischen Jägern von Keflavik zugestoßen, war.
»Sie sagen also, daß der Krieg schlecht steht. Warum macht
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