Im Sturm: Thriller (German Edition)
der die Hände hob.
»Wo ist Alexejew?«
»Hier!« Der General hatte seine Pistole in der Hand.
»Auf diesem Stockwerk lebt kein Gardist mehr«, erklärte der Tschekist. Vier hatte er gerade mit einer schallgedämpften Automatic, die er unterm Uniformrock versteckt hatte, ausgeschaltet.
»Die Tür.« Alexejew gab Sorokin einen Wink. Der Major stieß sie auf und ging in ein Vorzimmer. Von dort aus führte die eichene Doppeltür zum Politbüro.
Sorokin ging als erster hinein.
Einundzwanzig meist ältere Männer standen an den Fenstern und sahen einem Infanteriegefecht zu, das gerade beendet worden war. Die Tamanische Garde war für diese Art von Sturmangriff nicht gerüstet und hatte nicht die geringste Chance, eine Kompanie erfahrener Schützen zu überwältigen.
Als nächster betrat Alexejew den Raum, steckte seine Pistole ins Halfter.
»Genossen, bitte gehen Sie zurück auf Ihre Plätze. Offenbar soll der Kreml besetzt werden. Glücklicherweise traf ich gerade hier zu meinem Termin ein, und diese Truppenkolonne kam vorbei. Bitte setzen Sie sich, Genossen!« befahl der General.
»Was geht hier vor?« fragte der Verteidigungsminister.
»Als ich vor vierunddreißig Jahren an die Militärakademie kam, schwor ich, den Staat und die Partei vor allen Feinden zu schützen«, erklärte Alexejew kalt. »Einschließlich jener, die mein Land zerstören wollen, weil ihnen nichts besseres einfällt. Genosse Sergetow?« Der Erdölminister wies auf zwei Männer. »Sie und Genosse Kosow bleiben hier. Der Rest wird mir in ein paar Minuten folgen.«
»Alexejew, Sie haben gerade Ihr Todesurteil unterzeichnet«, sagte der Innenminister und griff nach einem Telefon. Major Sorokin hob das Gewehr und zerstörte den Apparat mit einer einzigen Kugel.
»Bitte begehen Sie diesen Fehler nicht noch einmal. Wir können Sie ohne weiteres alle miteinander töten. Und das wäre viel bequemer als das, was wir im Sinn haben.« Alexejew wartete einen Augenblick lang ab. Ein Offizier kam in den Raum geeilt und nickte. »So, Genossen, wir gehen jetzt. Wenn auch nur einer von Ihnen versucht, mit irgend jemand zu reden, werden Sie alle erschossen. Zwei und zwei – los!« Der KGB-Oberst, der gerade seine zweite Bombe losgelassen hatte, führte die erste Gruppe hinaus.
Nun traten Sergetow und Kosow auf den General zu.
»Gut gemacht«, sagte der Direktor des KGB. »Im Lefortowo-Gefängnis ist alles bereit. Alle Männer vom Dienst gehören mir.«
»Kleine Änderung des Plans«, meinte Alexejew. »Wir fahren nicht zum Lefortowo-Gefängnis, sondern zum alten Flughafen. Von dort aus bringt sie ein Hubschrauber zu einem Militärlager, das von einem Mann meines Vertrauens kommandiert wird.«
»Aber es ist doch schon alles arrangiert!«
»Kann ich mir vorstellen. Dies ist mein neuer Adjutant, Major Sorokin. Major Sergetow trifft in dem erwähnten Militärlager die letzten Vorkehrungen. Sagen Sie, Genosse Direktor, kommt Sorokin Ihnen irgendwie bekannt vor?«
Kosow hatte das Gefühl, den Mann schon einmal gesehen zu haben, konnte ihn aber nicht unterbringen.
»Er war Hauptmann – inzwischen wegen Tapferkeit befördert – in der sechsundsiebzigsten Garde-Luftlandedivision.«
»Und?« Kosow ahnte Gefahr, aber nicht den Grund.
»Major Sorokin hatte eine Tochter bei den Jungen Oktobristen. Und seine Einheit ist in Pskow stationiert«, erklärte Alexejew.
»Für meine kleine Swetlana«, sagte Sorokin, »die ohne Gesicht starb.« Kosow sah nur noch ein Gewehr und einen weißen Blitz.
Sergetow sprang aus dem Weg und starrte Alexejew entsetzt an.
»Sie mögen recht haben, dem Tschekisten zu trauen, aber ich nehme von so einem keine Befehle entgegen. Ich lasse Ihnen eine Kompanie loyaler Truppen zurück. Nun muß ich die Armee in den Griff bekommen. Sehen Sie zu, daß Sie den Parteiapparat unter Ihre Kontrolle bringen.«
»Wie sollen wir Ihnen jetzt noch trauen?« fragte der Landwirtschaftsminister.
»Inzwischen sollten wir die Nachrichtenverbindungen kontrollieren. Alles verläuft nach unserem Plan. Wir geben bekannt, daß loyale Truppen einen Staatsstreich verhindert haben. Später wird einer von Ihnen im Fernsehen erscheinen. So, ich muß jetzt weiter. Viel Glück.«
Geführt von KGB-Truppen, hielten die motorisierten Bataillone auf Rundfunk- und Fernsehsender und die Telefonvermittlung zu. Sie fuhren schnell, um die Stadt gegen eine unbekannte Zahl von Konterrevolutionären zu schützen. In Wirklichkeit aber hatten sie keine Ahnung, was
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