Im Süden: Die Bayou-Trilogie (German Edition)
die Mafia«, sagte er. »Die Mafia, das sind doch alles nur schmierige, kleine Fettsäcke, die’s im Knast keine Woche durchhalten würden, wenn nicht jeder wüsste, dass ihre Freunde draußen einem sofort deine ganze Familie abmurksen.«
»Ich war in Marion, als Roy-Roy Drucci da war«, wandte Dean ein. »Er war nur ungefähr so groß und ziemlich rund, und einmal ist dieser riesige Nigger namens Blue auf ihn losgegangen.« Dean schüttelte den Kopf. »Roy-Roy hat diesen Koloss von Blue umgemäht wie ’nen Grashalm, Mann. Und dann ist er ihm mit ’nem Schnappmesser übern Kopf gegangen und hat ihn geschält wie ’ne Rübe. Das war was, echt.«
»Schon gut«, sagte Jadick bissig. »Ich will nicht behaupten, dass keiner von denen was draufhat, aber im Allgemeinen …«
Pugh trat auf die Bremse. Er deutete nach vorn und sagte: »Die Lichter da? Ist es das?«
Alle drei beugten sich vor und spähten durch die Windschutzscheibe, als donnernd etwas neben ihnen auftauchte.
Der Streifenwagen war völlig zugeraucht. »Hey, sieh mal!«, rief Officer Tommy Mouton plötzlich.
»Scheinwerfer?«, wollte Shuggie wissen.
»Nein, aber da bewegt sich irgendwas Dunkles in unsere Richtung.«
»Los geht’s«, sagte Shuggie. »Die gehören uns.«
Das unbekannte, niedrige Objekt knirschte finster über den Kies. Trotz des verräterischen Mondlichts fuhr der Wagen direkt an dem schwarzweißen Polizeiauto vorbei. Als er ein paar Wagenlängen an dem Hinterhalt vorüber war, sagte Shuggie: »Schnappen wir sie uns.« Mouton ließ den Motor aufheulen und holte die Wingmen ein. Als Shuggie auf gleicher Höhe mit Pugh und Byrne war, richtete Mouton den Suchscheinwerfer auf sie, und die Überraschung auf ihren Gesichtern war einmalig – aufgesperrter Mund, entsetzt aufgerissene Augen – und tödlich, denn die langgedehnte Schocksekunde erlaubte es Shuggie zu zielen.
Weil es sich zufällig so ergab, ersparte Shuggie sowohl Pugh als auch Byrne die Trauer umeinander, denn er sorgte dafür, dass sie gleichzeitig starben. Er drückte beide Abzüge seiner Flinte gleichzeitig und zerfetzte sie im Doppelpack. Der Scheinwerfer beleuchtete ihre Körperfragmente auf dem Armaturenbrett und der Windschutzscheibe. Und The Wing, jetzt ohne Steuermann, fuhr schlingernd vom Kiesweg in einen seichten Wassergraben und schlug mit dem Kühlergrill gegen einen Erdwall.
Der Stoß schleuderte Jadick gegen den Vordersitz, sodass ihm die Luft wegblieb. Er handelte sofort, ohne auch nur richtig Atem zu holen, kletterte über den Sitz und rutschte über den Bezug, der jetzt so eng mit seiner Gang verschmolzen war. Es stank nach undichtem Schließmuskel und nach Blut, und seine Arme waren ganz verschmiert. Er öffnete die Fahrertür und schubste Dean Pugh aus dem Wagen. Die Leiche fiel unters Rad, und Jadick legte den Rückwärtsgang ein und fuhr darüber hinweg aus dem Wassergraben.
Der Suchscheinwerfer schwenkte herum, als der Streifenwagen wendete, und das nahm Jadick jede Chance, sich zu verstecken – der Lichtstrahl erfasste ihn voll. Emil stellte die Scheinwerfer an, aber durch den roten Matsch auf der Windschutzscheibe konnte er nichts sehen. Er musste sich ein kleines Guckloch freiwischen. Dann trat er aufs Gaspedal. Wieder Schüsse, splitterndes Metall. Die einzige Hoffnung lag in der Flucht.
Die Straße war ziemlich gerade, und Jadick fuhr schnell, der Kies knirschte unter den Rädern, hinter ihm eine Staubwolke. Wo die Straße in den Highway mündete, stand ein Antiquitätengeschäft und nicht weit davon eine Straßenlaterne. Jadick fuhr im Licht der Laterne über den Parkplatz, und da sah er Cecil Byrne auf dem Boden neben sich liegen, ein blutiger Klumpen, der Kopf ein zerfledderter Mopp. Ein Blick in den Rückspiegel teilte Emil Jadick mit, dass sein gegenwärtiges Problem einen Streifenwagen der Polizei von St. Bruno fuhr. Er bog in die geteerte Straße und stieß einen durchdringenden, stiernackigen Schrei aus, denn er begriff, wie allmächtig in diesem Südstaatenkaff Mr. Beaurains »Schutz« war.
Er nahm Pughs Pistole vom Beifahrersitz und gab einen sinnlosen Schuss in die andere Richtung ab.
Mit durchgetretenem Gaspedal raste er in Richtung Stadt, wobei ihm sonnenklar war – auch wenn es ihn nicht weiter bekümmerte –, dass er wieder in einer jener Lebenskrisen steckte, bei der die Erfolgschancen mager oder gar nicht vorhanden waren.
Als er noch ein paar hundert Meter von der Abzweigung zu Wandas Haus entfernt war, zersplitterte
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