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Im Süden: Die Bayou-Trilogie (German Edition)

Im Süden: Die Bayou-Trilogie (German Edition)

Titel: Im Süden: Die Bayou-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Woodrell
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Lady«, kläffte Blanchette.
    »Hey«, sagte Cleo. Sie streckte die Hand aus, die Handfläche nach oben. »Das Geld, wenn ich bitten darf.«
    Shade strich sich übers Haar und schüttelte sehr langsam den Kopf.
    »Sie werden’s nicht glauben«, sagte er. »Aber das ist jetzt Beweismaterial.«
    Cleo erstarrte und zog die Hand zurück.
    »Wie recht Sie haben«, murmelte sie.
    Die beiden Kriminalbeamten sahen sich kurz an, dann zuckte Blanchette die Achseln. Shade drehte sich um und reichte Cleo die Brieftasche.
    »Ich bin nicht dazu verpflichtet«, sagte er. »Aber ich tu’s trotzdem.«
    Cleo nahm die Brieftasche und trat zurück in den Eingang.
    »Sie haben ein schlechtes Gewissen«, sagte sie. »Das ist alles.«
    Dann schloss sie energisch die Tür.

3
    Shade und Blanchette fuhren durch die Straßen von Pan Fry, an kleinen Holzhäusern vorbei, die unter der Last von über hundert Jahren, die sie auf dem Buckel hatten, fast zusammenbrachen, und an einer Siedlung mit dreistöckigen Gebäuden vorbei, bei denen die Hälfte der Wohnungen halbvermoderte Fensterrahmen hatte, während vor den anderen Fenstern sorgfältig gestrichene Blumenkästen mit roten und gelben Blumen standen. Hin und wieder schaffte jemand einen kleinen Sprung nach oben auf der sozialen Leiter, und dann stand da ein blitzsauberes Haus mit geschmackvollem neuen Anstrich, einem Abstellplatz fürs Auto und einem Maschendrahtzaun.
    »How«, sagte Shade. »Ich muss dich mal was fragen. Warum bist du eigentlich immer so grob? Was bringt dir das?«
    Nach einem amüsierten und freundlichen Grunzen antwortete Blanchette: »Ich könnte dir ’nen guten Grund nennen. Ich weiß nämlich einen. Also, ich könnte sagen, es bringt die Leute in Fahrt, und dann rutschen ihnen Sachen raus, die mir die Arbeit erleichtern. Das könnte ich dir als Grund anbieten.«
    »Tust du aber nicht.«
    »Nicht dir gegenüber, hier im Dunkeln und unter vier Augen. Also, in Wirklichkeit ist es so, dass mir die Leute meistens gnadenlos auf den Geist gehen. Der Scheiß, den sie reden, kotzt mich an. Ein bisschen Scheiß macht mir nichts, aber er muss wenigstens ansatzweise interessant sein, damit ich nicht dabei einschlafe.« Blanchette sah Shade an und blinzelte. »Du kennst das ja selbst. Am schlimmsten sind die Leute, die sagen: ›Die Gesellschaft ist schuld, dass ich das getan habe‹, ›Ich hatte kein Fahrrad, als ich acht war, Euer Ehren, also kann man mir keinen Vorwurf machen, wenn ich mit zwanzig einer Nonne mit dem Hammer Nägel in den Kopf schlage und den Priester vergewaltige.‹ Scheiße, ich bin doch selbst im Dreck aufgewachsen, und jetzt arbeite ich immer noch im Dreck.«
    »Also darf sich auch sonst niemand beschweren?«
    »Die können sich beschweren, so viel sie wollen, aber mir ist es scheißegal.«
    »Du magst dich nicht besonders, oder?«, fragte Shade.
    »Wahrscheinlich hätt ich länger aufs College gehen sollen, um den tieferen Sinn von dem ganzen Quatsch zu kapieren, Partner.«
    Die Straßenbeleuchtung wurde heller, als sie aus Pan Fry hinausfuhren. Saint Bruno hatte zweihunderttausend Einwohner und viele verschiedene Stadtteile – die größten und bekanntesten darunter waren Frogtown und Pan Fry – und endlose, bedrückende Viertel mit anonymen, eintönigen, mittelständischen Häuserreihen.
    Auf Höhe der Clay Street bog Blanchette mit quietschenden Reifen nach Osten. Er trat kräftig aufs Gaspedal, weil wenig Verkehr war. Pio’s Italian Garden war geöffnet, die rote Neon-Pizza im Fenster blinkte die ganze Nacht. Blanchette erinnerte sich an recht unterschiedliche, aber im Großen und Ganzen passable Mahlzeiten dort und steuerte ohne Ankündigung auf den Parkplatz.
    Er schaute Shade an und sagte: »Der Mensch muss essen. Hungrig?«
    »Herrgott, nein, Mann.«
    Blanchette stieg aus und lehnte sich gegen die Wagentür.
    »Tragödien rauben einem die Energie, Rene. Bei mir ist das jedenfalls so. Ich hol mir ein Fleischklößchensandwich.«
    »Du bist ’n echter Mann, How.«
    Blanchette nickte zustimmend, warf die Tür zu und begab sich ins Restaurant.
    Aus Gründen, die zu kompliziert waren, um sie zu artikulieren, und zu wenig greifbar, um sie richtig zu benennen, mochte Shade How Blanchette. Damit gehörte er zu einer kleinen Minderheit. Aber er kannte Blanchette schon so lange, ihre Frogtown-Vergangenheit war so eng verknüpft – er konnte ihm nichts nachtragen.
    How war in Frogtown aufgewachsen, etwa drei Straßen von Shade entfernt. Damals hieß er

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