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Im Süden: Die Bayou-Trilogie (German Edition)

Im Süden: Die Bayou-Trilogie (German Edition)

Titel: Im Süden: Die Bayou-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Woodrell
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Stunde hatte er die Kleine noch immer nicht gefunden und war daher nach Hause gegangen, und dort war Coral zusammen mit Della auf der Veranda. »Wo bist du gewesen?«, hatte er gefragt. Della tätschelte Coral, und das kleine Vieh sprang ihr auf den Schoß. »War beim Bäcker.«
    Danach hatte er sich nie mehr zurückhalten können, dieselbe Frage wieder und wieder zu stellen: Wo bist du gewesen? Wo bist du gewesen? Wo bist du gewesen? Wenn die hübsche Della losging, um einen Brief abzuschicken oder einen Liter Milch zu holen oder ein Tässchen Zucker von Luann nebenan zu leihen, stellte er bei ihrer Rückkehr automatisch diese Frage, ohne auch nur nachzudenken: Wo bist du gewesen? Und natürlich bekam sie es satt und sagte schließlich: Wo denkst du denn, dass ich gewesen bin? Und in den folgenden Jahren beachtete sie die Frage irgendwann gar nicht mehr oder kam ihm schnippisch mit: Hab’s dem Chinamann unten in der Wäscherei besorgt, hab mit Frank Sinatra drei Tage lang einen draufgemacht. Manchmal hatte er versucht, darüber zu lachen, sich alle Mühe gegeben, was Lustiges an diesen Bemerkungen zu finden, aber meist hatte er ganz eilig die Nase in seine Zeitung gesteckt oder dringend im Haus was sauberzumachen gehabt und gesagt: War ja nur ’ne Frage.
    Cynthia kam im Frühling nach der Lüge auf die Welt, und anfangs erschien das wie ein Segen, aber die Lüge lief bereits Amok, und nicht mal ein Baby war vor ihr sicher.
    Diese Pflanzen soffen mehr Wasser, als er erwartet hatte, und daher ging Stew in die Küche, um den Reiher wieder zu füllen. Dort kippte er eine Tasse Kaffee hinunter und noch eine zweite. Er hatte vor, die ganze Nacht aufzubleiben und sauberzumachen. Die Zeit war reif dafür.
    Allein der Gedanke an diesen Mann, diesen Mann und Della, und an diese drei Worte ihrer Antwort, das hatte seine Ehe ruiniert. Alles wurde davon in Mitleidenschaft gezogen.
    Er war kein richtiger Vater für Cynthia gewesen, und zwar von dem Augenblick an, da ihr Babygesicht Konturen annahm. Sie hatte keine große Ähnlichkeit mit ihm und auch nicht mit Della oder sonst irgendeinem der Lasseins oder Rondeaus, die er kannte. Sein Onkel war blauäugig, ebenso wie einer von Dellas Brüdern, aber wann immer er in Cynthias große blaue Augen sah, schnürte es ihm die Brust zusammen. Es war möglich, irgendwie schon möglich, dass sie von ihm war, aber keineswegs sicher, und Zweifel ist tückischer als Sicherheit, denn mit einer Tatsache lässt sich umgehen, und über sie kommt man hinweg, aber Zweifel nährt sich aus sich selbst und wächst.
    Donald war definitiv von ihm, denn diese Segelohren und das blöde Grinsen stempelten ihn offensichtlicher zu einem Lassein als jede Geburtsurkunde. Und Donald war ein glücklicher Junge gewesen – warum auch nicht, wo Stew doch völlig vernarrt in ihn war und ihm neunundneunzig Prozent seiner Zuneigung schenkte. Donald war zu einem gestandenen Seemann mit einem blöden Grinsen herangewachsen und kreuzte inzwischen als Obermaat auf dem Indischen Ozean.
    Irgendwie hatte Cynthia gewusst oder gespürt, dass da was falsch war zwischen ihr und ihm. Von Babytagen an war sie schüchtern gewesen, in sich gekehrt, stets auf der Hut, hatte sich abseits gehalten. Er war grob mit ihr umgegangen, hatte sie nie ermutigt, sondern war immer wieder schnell aus der Haut gefahren. Mehrmals hatte er sie zu hart versohlt, und einmal hatte Della ihm deshalb eine gefeuert. Er hatte heimlich geweint, aber er konnte sie eben nicht genauso lieben. Vielleicht überhaupt nicht. Als sie älter war, hatte sie ihm seine Gefühle ihr gegenüber auf den Kopf zugesagt, hatte ihm mit keifender Stimme ziemlich treffend vorgeworfen, dass er sie nicht liebte, sie nie geliebt habe, dass er nur für Kost und Logis aufgekommen sei.
    Sie wohnte jetzt auf der westlichen Seite von St. Bruno, in jenem Gewirr aus neuen Straßen und Einkaufszentren, das sich dort ausdehnte. Ungefähr dreimal im Jahr traf er sie. Dann tranken sie etwas zusammen, mieden das Thema ihrer Verwandtschaft und sprachen stattdessen über neue Autos oder Gartenarbeit.
    Stew setzte die Gießkanne ab und ging ans Telefon. Er wählte Cynthias Nummer, lauschte aufs Klingeln und hoffte, dass sie rangehen würde und nicht dieser Beatnik, mit dem sie jetzt zusammenlebte.
    Wie ihre Mutter hatte auch Cynthia eine Vorliebe für Arschlöcher. Sie heiratete das erstbeste schmierige Rock-’n’-Roll-Arschloch, das sie gefragt hatte, und nachdem dieses Arschloch bei einer

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