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Im Süden: Die Bayou-Trilogie (German Edition)

Im Süden: Die Bayou-Trilogie (German Edition)

Titel: Im Süden: Die Bayou-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Woodrell
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war direkt vor seinem. »Baby, du bist ja ganz rot um die Augen.«
    »Das kommt von den Cocktails«, sagte Shade. »Ich sollte lieber meinen Gewohnheiten treu bleiben.«
    »Juhu, Schätzchen – noch ein paar Tee mit Schuss, bitte!«, riefen ein paar weißhaarige Damen neben der Tür laut.
    Während sich Nicole auf den Weg zu ihnen machte, zischte sie noch: »Trink bloß nicht so viel, dass du nachher schlappmachst.«
    Jetzt gesellte sich Maggie wieder zu Shade, in der Hand eine Diet Dr. Pepper.
    »Du kriegst noch Geld von mir«, sagte sie.
    »Ich weiß.«
    »Soll ich’s dir in bar geben, oder willst du’s auf irgendwas setzen?«
    »Kann nicht besonders viel sein, oder?«
    »Armselige fünfunddreißig Dollar«, erwiderte Maggie. »Ich würd mich mit deinen läppischen Wetten überhaupt nicht abgeben, aber ich hab dich irgendwie gern.« Sie nippte an ihrer Dr. Pepper, aber so wenig, dass es sich kaum zu schlucken lohnte. »Abzüglich meiner zehn Prozent macht das einunddreißig fünfzig.«
    »Uuh, ich bin reich«, sagte Shade mit ausdrucksloser Stimme, »aber ich riskier’s trotzdem nochmal.«
    »Ich liebe euch Cops mit eurem Sportsgeist. Auf wen willst du setzen?«
    Leicht angeheitert und von seinen angenehmen sexuellen Träumereien beflügelt antwortete Shade: »Der Verwalter von der Klapsmühle hat mir ’nen Tipp gegeben, Mag. Die Irren haben gute Verbindungen zum Übernatürlichen, also werd ich auf ihn hören. Wer gegen die Atlanta Braves antritt, auf den setz ich. Und immer so weiter, bis ich verliere oder die Kneipe hier mir gehört, okay?«
    »Ganz wie du möc htest, mon petit chou.« Maggie legte ihre Hände auf seine. »Das ist für deine Verhältnisse eine ziemlich riskante Wette.«
    »Ach was«, entgegnete Shade. »Ich muss mir schließlich was für den Ruhestand zurücklegen.«
    Die nächsten Minuten achtete Shade darauf, dass er keinen trockenen Hals bekam und beobachtete Nicole, die hin und her gondelte und die Bedürftigen mit großen Mengen Bier und Margaritas versorgte. Schließlich waren anscheinend alle zufrieden, und Nicole stellte sich bei Shade hinter die Bar, um ein bisschen zu verschnaufen.
    »Puh«, sagte sie. »Es ist Mitternacht – wo bleibt Carol?«
    »Wenn ich das wüsste.«
    Eine Sekunde später klatschte jemand mit beiden Händen auf den Tresen.
    »Hey, Nicole«, sagte die junge Frau, »wie geht’s denn so?«
    »Ganz gut, Wanda. Und selbst?«
    »Oh, das Übliche. Gib mir doch bitte zwei Sixpacks und ’ne Tüte, ja?«
    »Kommt sofort.«
    Shade interessierte sich prinzipiell für jede Person mit Namen Lulu, Candy, Dixie oder Wanda, also verschaffte er sich einen kurzen Überblick: junges Ding, ungefähr im Wahlalter, mit Haaren in dem flammenden Rot, das in Kitschromanen für Ärger bürgte, klein und knackig, reich ausgestattet mit weiblichen Attributen, dazu ein lebhaftes Sommersprossengesicht, das einen dazu aufforderte, es näher in Augenschein zu nehmen.
    Als Nicole die Tüte mit dem Bier brachte, schob Wanda einen Schein über den Tresen. Dann steckte sie das Wechselgeld ein und sagte: »Man sieht sich, Nic.«
    »Wahrscheinlich ’ne Weile nicht«, erwiderte Nicole.
    »Ach ja? Warum denn?«
    »Mein Freund Rene«, erklärte Nicole mit einer Kopfbewegung in Richtung Shade, »nimmt mich morgen mit auf einen Angelausflug. Wir werden draußen im Dreck schlafen – wie die Obdachlosen.«
    »So sind die Männer«, sagte Wanda und schenkte Shade einen nicht gerade freundschaftlichen Blick. »Immer muss man auf dem harten Boden pennen, den sie sich für dich ausgesucht haben.« Dann wandte sie sich wieder an Nicole und lächelte: »Amüsier dich, so gut es geht.«
    Nachdem Wanda aus der Tür war, fragte Shade: »Wer ist das?«
    »Nur ein Mädchen aus Frogtown«, antwortete Nicole. »Zäh wie Leder. Spielt bei den Peepers. Und zwar ziemlich wild – ist mit den Ellbogen schnell dabei und bringt sogar als Abwehrspielerin das Team mit Rebounds in Führung.«
    »Das sagt mir jetzt gar nichts.«
    »Früher hieß sie Wanda Bone, aber jetzt hat sie geheiratet. Einen Bouvier, glaube ich. Irgend so was.«
    »Ich kenn ein paar Bouviers«, sagte Shade. »Aber keinen von den jüngeren.«
    Nicole sah auf die Uhr, dann zur Tür, in der Hoffnung, dort Carol auftauchen zu sehen.
    »Na ja, der, den sie geheiratet hat, ist viel älter als sie«, erklärte sie und nahm einen Schluck von Shades Bier. »Er ist älter als du.«
    »Etwa Ronnie Bouvier?«
    »Ja, kann sein. Ich glaube, so heißt

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