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Im Tal der flammenden Sonne - Roman

Titel: Im Tal der flammenden Sonne - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser Veronika Duenninger
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randalierte, ging es gar nicht anders.
    Arabella hatte versprochen, die Gäste nach dem Essen mit ihrem Klavierspiel zu unterhalten, doch jetzt saß sie mit Jonathan im Salon und schaute sich die Fotografien an, die er gerade entwickelt hatte. Sie war dabei gewesen, als er an diesem Morgen einige Aborigine-Kinder in der Stadt fotografiert hatte, und war deshalb besonders gespannt auf das Ergebnis. Wie sie erstaunt festgestellt hatte, war Jonathan ganz unbefangen mit den Kindern umgegangen, hatte sie angespornt und zum Lächeln gebracht. Auf seinen Bildern hatte er jedoch weit mehr eingefangen als nur oberflächliche Posen: Sie spiegelten die Unschuld der Kinder wider, ihre Verschmitztheit, ihre Neugier und ihre Offenheit. Er hatte sogar daran gedacht, ihnen eine Kleinigkeit mitzubringen, Spielsachen aus Mohomet Basheers Laden und Süßigkeiten aus Fred Powells General Store. Seine Großzügigkeit und sein Zartgefühl erstaunten Arabella immer wieder. Es weckte in ihr den Wunsch, ihm nachzueifern, ein besserer Mensch zu werden. Sie hatte erkannt, was für ein verwöhntes kleines Biest sie gewesen war, und sie schämte sich für ihr Benehmen ihren Eltern gegenüber. Sie wollte es gern wiedergutmachen und konnte es kaum erwarten, ihre Mutter und ihren Vater wiederzusehen. Seit über zwei Wochen hatten sie nichts voneinander gehört, und sie fehlten Arabella mit jedem Tag mehr.
    Als Stuart das Hotel betrat, sah er Arabella und Jonathan im Salon sitzen. Er winkte Tony zu, der hinter der Theke stand, und ging ohne stehen zu bleiben in den Salon. Weder bemerkte er die Bestürzung, die sich auf Wallys Gesicht abzeichnete, noch die Blicke, die Wally mit Les und Ted wechselte. Les und Ted waren insgeheim erleichtert, als sie Stuart erblickten. Sie hatten sich von Wallys Geldgier anstecken lassen, dann aber eingesehen, dass sie in Marree ohnehin nichts ausgeben konnten, ohne sich verdächtig zu machen, und für ein Leben in der Großstadt waren sie nicht geschaffen. Sie trauten Wally ohne Weiteres zu, dass er Stuart verletzt oder gar getötet hätte, um an dessen Gold zu kommen, sobald er von Ernie erfahren hätte, wo sich die Mine befand. Doch Ernie war noch nicht zurück, und Stuart war wohlauf. Les und Ted konnten sich entspannen und ihr Bier genießen.
    »Stuart!«, rief Jonathan überrascht. »Wieso sind Sie schon wieder da?«
    Auch Arabella blickte erstaunt.
    »Das würde ich allerdings auch gern wissen«, meinte Tony, der Stuart in den Salon gefolgt war. »Wir haben Sie nicht so schnell zurückerwartet.«
    »Ich hab’s mir anders überlegt«, sagte Stuart und nahm neben Jonathan Platz.
    »Und woher kommt dieser plötzliche Sinneswandel?«, fragte Tony. »Sie waren doch ganz versessen darauf, Gold zu finden.«
    Inzwischen waren auch die übrigen Gäste herbeigekommen und drängten sich neugierig in der Tür.
    Stuart zuckte die Achseln. »Tja, das Gold interessiert mich nicht mehr. Das ist alles.«
    Tony und seine Gäste wechselten verwunderte Blicke.
    »Ich dachte immer, Geld würde mich glücklich machen, aber das war ein Irrtum«, fügte Stuart leise hinzu. »Es gibt Dinge, die man mit Geld nicht kaufen kann. Gute Freunde oder Gesundheit, zum Beispiel.« Stuart hätte das reichste Vorkommen der Welt entdecken können – hätte er Ernie nicht gefunden, und hätte er ihn nicht in die Stadt zurückgebracht, wären sie beide in der Wüste ums Leben gekommen. Was hätte ihm das ganze Gold dann noch genützt? »Sobald der Zug wieder fährt, werde ich die Stadt verlassen.«
    Tony und die anderen kamen aus dem Staunen nicht heraus. Irgendetwas musste dort draußen passiert sein. Jeder machte sich seine eigenen Gedanken. Die meisten vermuteten, dass Stuart gar kein Gold gefunden hatte und es nur nicht zugeben wollte.
    »Sind Sie auch in den Sandsturm geraten?«, fragte Maggie.
    Stuart nickte. »Ja. Die beiden Kamele, die ich von Goolim geliehen hatte, haben sich im Sturm losgerissen und sind weggelaufen. Zum Glück haben sie von allein zu ihm zurückgefunden.«
    Terry Higgins, der hinter Tony stand, fragte: »Dann sind Sie den ganzen Weg zu Fuß zurückgekommen? Wie weit mussten Sie denn laufen?«
    »Ungefähr zwanzig Meilen.«
    »Sie scheinen mir in guter Verfassung für einen Mann, der in dieser Hitze eine so weite Strecke zurückgelegt hat«, bemerkte Terry. Stuarts Arme waren sonnenverbrannt, seine Kleidung staubbedeckt, und er war sichtlich erschöpft. Terry bezweifelte nicht, dass dieser Mann in der Wüste gewesen war,

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