Im Tal der flammenden Sonne - Roman
stets an Ihrer Seite. Und vergessen Sie nicht – in einer Küche kann ich mir durchaus helfen.«
»Ich weiß gar nicht, was ich ohne Sie tun würde, Jonathan«, sagte Arabella.
Sie sah sein erfreutes Lächeln nicht.
Als sie zurück ins Hotel gingen, erzählte Jonathan, dass Wally offenbar wütend geworden war, als er erfahren hatte, dass Rita sich um ihn kümmern würde. »Ich glaube, es machte ihm umso mehr zu schaffen, als sein verletztes Bein ihm Schmerzen bereitet und wir keine Medizin dagegen haben.«
»Maggie sagte, Rita könnte Wally ein Heilmittel der Aborigines gegen die Schmerzen geben«, sagte Arabella.
»Das könnte sie, nur – Wally würde es nicht nehmen. Er will Whiskey oder Rum. Aber er kann nicht ständig Alkohol trinken.«
»Auf gar keinen Fall!«, sagte Arabella. »Betrunken ist er noch schlimmer als ohnehin schon. Und er soll bloß nicht glauben, dass ich etwas für ihn tue. Ich will ihn gar nicht hierhaben. Es tut mir leid, dass Wally Schmerzen hat, aber das ist seine eigene Schuld. Was er getan hat, war verwerflich.«
In diesem Augenblick kam Stuart Thompson herunter. Er sagte, er wolle Bess eine Runde spazieren führen, um zu sehen, wie es ihrem Huf ging, und dass Uri sie begleite.
»Pflück unterwegs bloß keine bush plums «, sagte Jonathan grinsend. Die beiden waren zum freundschaftlicheren Du übergegangen.
»Da mach dir mal keine Sorgen«, sagte Stuart, wurde aber blass. Er wandte sich Arabella zu. »Ich habe eben ein Wort mit Wally gewechselt, damit er dich … äh, Sie nicht belästigt.«
»Danke, Stuart«, sagte Arabella. »Übrigens finde ich, wir könnten die förmliche Anrede auch lassen.«
»Dein Wunsch ist mir Befehl«, sagte Stuart lächelnd und ging zur Tür hinaus.
Jonathan hob die Brauen. »Und was ist mit uns? Bleibt es bei den Förmlichkeiten, Miss Fitzherbert?«
»Du kannst mir gleich jetzt bei der Hausarbeit helfen«, sagte Arabella lachend.
Wenig später, Jonathan und Arabella arbeiteten in der Küche, kam Rita herein. Sie nahm den Tee mit dem Toast, den Jonathan für Wally hergerichtet hatte, und machte sich auf den Weg nach oben. Arabella nahm sie kaum zur Kenntnis, was dieser nur recht war. Rita machte ihr immer noch Angst.
Ein paar Minuten später hörten Jonathan und Arabella zornige Stimmen von oben. Kurz darauf kam Rita die Treppe heruntergepoltert und verließ beleidigt das Haus.
»Ich weiß nicht, wie es mit der Abmachung klappen soll«, sagte Arabella zu Jonathan. »Ganz abgesehen davon, dass Rita eher dazu neigt, jemanden zu verprügeln als zu pflegen, hat sie ein Alkoholproblem. Ich fürchte, sie wird sich jeden Tag betrinken, anstatt sich um Wally zu kümmern.«
»Du machst dir zu viele Sorgen«, sagte Jonathan. »Maggie hat Rita bestimmt gewarnt, die Finger von der Flasche zu lassen.«
»Der Alkohol ist Ritas schwacher Punkt, und die Männer wissen das«, sagte Arabella. »Sie machen sie betrunken, damit sie an Lily, Missy oder eine andere der jungen Aborigine-Frauen herankönnen. Ich hoffe nur, Rita bricht keine Schlägerei vom Zaun.«
Edmund Fitzherbert betrat Zimmer fünf im Central Hotel in Alice Springs und schloss leise die Tür. Er war nicht überrascht, die Fensterläden verschlossen und seine Frau im Halbdunkel auf dem Bett vorzufinden. Sie so zu sehen war ein vertrauter Anblick geworden, seit sie die erschütternde Nachricht vom tragischen Tod ihrer Tochter erhalten hatten.
»Man hat mir versichert, dass die Bahnstrecke fast wieder in Stand gesetzt ist«, sagte Edmund sanft.
Edmund wunderte sich nicht, dass seine Frau ihm keine Antwort gab. Clarice hatte noch nicht gelernt, mit ihrem Schmerz umzugehen und die quälende Tatenlosigkeit zu akzeptieren, die mit einem Leben ohne Arabella und in dieser Stadt im Outback einherging. Doch ihnen beiden blieb keine andere Wahl, wollten sie nicht den Verstand verlieren.
Clarice starrte bedrückt auf die geschlossenen Fensterläden. Edward glaubte den Grund zu kennen, weshalb seine Frau die Läden nicht offen haben wollte: Die grelle, gnadenlose Sonne hatte aller Wahrscheinlichkeit nach Arabella getötet – vorausgesetzt, sie hatte den Sturz aus dem fahrenden Zug überlebt. Diese Erinnerung war zu viel für Clarice, und so blieb sie lieber bei geschlossenen Fensterläden im Zimmer.
Als Edward sie nun betrachtete, erkannte er sie kaum wieder, so schrecklich war sie abgemagert. Auch ihre Lebensenergie schwand. Er hatte Angst um sie, doch er fühlte sich völlig hilflos. »Hast du
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