Im Tal der flammenden Sonne - Roman
in die Finger bekommen, hätte der sich wohl nie mehr um sein Bein sorgen müssen.
Schließlich stieß Rita ein obszönes Schimpfwort aus und verzog sich.
Arabella hörte, wie Jonathan erleichtert aufatmete, und sie erkannte, dass er mit dem Schlimmsten gerechnet hatte. In der Annahme, dass es jetzt sicher sei, ins Freie zu treten, sperrten sie die Hintertür wieder auf und gingen vorsichtig hinaus, um zu sehen, welchen Schaden der Nachttopf auf dem Dach der Außentoilette angerichtet hatte. Sie waren eben dabei, das Dach zu inspizieren, als sie geschockt zurückwichen.
»Ich komm nie wieder her! Soll jemand anders sich um diesen dreckigen weißen Kerl kümmern!«, schnaubte Rita, die wie aus dem Nichts plötzlich wieder aufgetaucht war. Sie sah mit ihren Fäusten fuchtelnd zu dem Fenster hoch, wo Wally stand und sie beobachtete. »Ich schleif dich da raus und lass dich in der Sonne verdorren!«, rief sie zu ihm hinauf, auf die Wüste deutend.
»Verzieh dich, du fettes Ungeheuer!«, brüllte Wally herunter, bevor er das Fenster zuknallte.
Rita stieß eine weitere wüste Schimpfkanonade aus und stapfte dann wieder davon.
»Du liebe Güte«, rief Arabella, während sie ihr nachsah. »Das darf doch alles gar nicht wahr sein!« Maggie und Tony waren erst seit ein paar Stunden fort, und schon war die Hölle los.
»Sie wird sich schon wieder beruhigen, Arabella«, sagte Jonathan. »Am besten, ich gehe mal zu Wally rauf und sehe nach, wie es dazu kommen konnte.«
Ein paar Minuten später kam Jonathan wieder herunter und berichtete Arabella, was passiert war.
»Wally wollte, dass Rita seinen Nachttopf ausleert, aber sie hat sich geweigert«, sagte er.
»Das kann ich ihr nicht verdenken«, sagte Arabella und rümpfte die Nase.
»Er kann aber nicht gut genug laufen, um es hinunter bis zur Toilette zu schaffen«, sagte Jonathan. »Na ja, ich bringe ihm noch eine Tasse Tee hoch, und dann erledige ich die Sache mit dem Nachttopf.«
»Les und Ted sind Wallys Kumpel. Vielleicht können wir sie überreden, dass sie herkommen und sich um ihn kümmern«, schlug Arabella vor.
»Da habe ich große Zweifel«, sagte Jonathan.
»Dann muss Wally sich eben mit Rita abfinden, falls sie zurückkommt.«
Als Jonathan das nächste Mal aus Wallys Zimmer kam, berichtete er Arabella, Wally wolle Rita nicht mehr sehen. Als Stuart von seinem Spaziergang zurückkehrte, erklärte Jonathan auch ihm, was passiert war.
Arabella war wütend darüber, dass Wally glaubte, er könne Bedingungen stellen. »Ich glaube, er muss daran erinnert werden, dass er in Polizeigewahrsam sein sollte«, fauchte sie aufgebracht. »Was glaubt der Kerl, wer er ist, hier Befehle zu erteilen!« Sie war so wütend, dass sie ihre Angst völlig vergaß und zu seinem Zimmer hinaufstapfte. Stuart folgte ihr.
»Hör zu, Wally Jackson!«, sagte sie, nachdem sie in Wallys Zimmer geplatzt war. Sie konnte selbst kaum glauben, dass sie Wally einfach duzte, als wären sie alte Bekannte. »Maggie hat Rita hiergelassen, damit sie sich um dich kümmert, und das ist mehr, als du verdient hast!«
Stuart stand sprachlos im Türrahmen.
»Ich will nicht, dass dieses Weib sich um mich kümmert«, sagte Wally mürrisch. »Sie tut nicht, was ich ihr sage. Was nützt sie mir da?«
Arabella konnte sehen, dass er stark schwitzte. Offenbar litt er große Schmerzen, und Mitleid keimte in ihr auf. Dennoch fauchte sie: »Dann verbring deine Zeit im Gefängnis, wo du hingehörst.«
Wally wollte etwas zu seiner Verteidigung sagen, überlegte es sich dann aber anders. Er wusste, dass es reine Zeitverschwendung sein würde; er hatte Arabella zu viel Böses angetan. Er stöhnte vor Schmerzen auf und drehte den Kopf zum Fenster.
Arabella sah, dass die Blechschüssel, die das Wasser enthalten hatte, um seine Wunde auszuwaschen, umgekippt auf dem Boden lag und dass sein Hemd nass war. Sie hatte geglaubt, es sei Schweiß gewesen, aber jetzt hatte sie den Verdacht, dass Rita mit der Wasserschüssel nach ihm geworfen hatte. Und sie sah einen roten Fleck auf dem Verband an seinem Bein. Sie wusste nicht viel über Wunden, doch der gesunde Menschenverstand sagte ihr, dass die Wunde sich entzündete, wenn der Verband nicht gewechselt wurde.
»Du wirst den Verband selbst wechseln müssen, wenn du es Rita nicht tun lässt«, sagte sie.
Wally warf einen Blick auf seinen Verband; dann wandte er sich wieder zum Fenster um, als wäre es ihm egal.
»Wenn die Wunde brandig wird, verlierst du dein
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