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Im Tal der flammenden Sonne - Roman

Titel: Im Tal der flammenden Sonne - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser Veronika Duenninger
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gehört, Clarice? Wir werden Alice Springs schon bald verlassen können und wieder zu Hause sein.«
    »Zu Hause!«, sagte Clarice, während ihr die Tränen in die Augen traten. »Zu Hause wird nie wieder dasselbe sein …«
    »Ich weiß«, sagte Edward und senkte den Kopf. Er konnte den Gedanken ebenfalls nicht ertragen, ohne Arabella nach Hause zurückzukehren, aber sie mussten der Tatsache ins Auge sehen, dass ihre Tochter für sie verloren war.
    »Warum konnte nicht ich es sein?«, flüsterte Clarice. »Arabella war noch so jung … sie hatte ihr Leben noch vor sich.« Immer wieder stellte sie sich vor, wie Arabella in der Nacht aus dem Bett im Zugabteil stieg, verwirrt, in der Dunkelheit und an einem fremden, gefährlichen Ort. Sie sah vor ihrem geistigen Auge, wie Arabella versehentlich die Hintertür öffnete und aus dem Waggon stieg. Dieses Bild quälte Clarice unaufhörlich.
    Sie hatte Edward nie ausdrücklich die Schuld an Arabellas Tod gegeben, doch er spürte, dass Clarice ihm tief in ihrem Innern doch die Schuld gab – schließlich hatte er darauf bestanden, dass sie ins Herz der Wüste reisten. Edward selbst jedenfalls gab sich die Schuld an dem tragischen Geschehen. Hätte er diese Reise nicht unbedingt unternehmen wollen, wäre Arabella jetzt noch bei ihnen.
    Doch es hatte keinen Sinn, darüber nachzudenken, was hätte sein können. Solange er lebte, würde er niemals den Tag vergessen, an dem er und Clarice aufgewacht waren und festgestellt hatten, dass ihre einzige Tochter verschwunden war. In diesem Augenblick hatte ihr Leben sich auf schreckliche Weise für immer verändert.
     
    Arabella und Jonathan bereiteten gerade Brotteig vor, als Rita wiederkam, um Wallys Verband zu wechseln.
    »Die Missus hat gesagt, das muss ich jeden Tag machen«, erklärte sie. Sie sah nicht allzu glücklich aus, doch Jonathan und Arabella erkannten, dass sie ihr Versprechen Maggie gegenüber halten wollte, und das war aller Ehren wert. Arabella gab ihr eine Schüssel mit warmem Wasser, ein Handtuch und einige von den frischen Verbänden, die Maggie dagelassen hatte, und Rita ging nach oben. Die riesige Aborigine wusste, was sie zu tun hatte: Maggie hatte ihr gezeigt, wie sie Wallys Wunde versorgen sollte.
    »Wir brauchen wahrscheinlich noch Holz für den Ofen«, sagte Jonathan, als er den Feuerkasten schürte. »Ich gehe noch welches hacken.«
    »In Ordnung«, antwortete Arabella lächelnd.
    Jonathan war kaum draußen, als Arabella plötzlich wütende, laute Stimmen hörte. Zwischen Rita und Wally war offenbar ein heftiger Streit entbrannt. Arabella erstarrte vor Schreck.
    Jonathan kam in die Küche zurück. »Was ist denn das für ein Geschrei?« Er hatte den Lärm bis hinunter zum Holzstapel gehört.
    Arabella war bleich geworden. Sie hatte Angst davor, was geschehen würde, wenn Wally oder Rita die Beherrschung verloren. »Ich weiß auch nicht«, sagte sie.
    Sie hörten eine Tür zuknallen und dann Ritas schwere Schritte, als sie, laut in ihrer Stammessprache schimpfend, die Treppe herunterkam. Rita sah noch einschüchternder aus als sonst: Ihre Augen traten hervor, ihre Miene war mörderisch.
    Jonathan wusste nicht, was er tun sollte, und Arabella wich erschrocken zurück. Rita wedelte fluchend mit ihren gewaltigen Armen, eilte an den beiden vorbei und stapfte zur Hintertür hinaus.
    Jonathan und Arabella sahen einander ratlos an. Sie konnten sich nicht vorstellen, was eine solch heftige Auseinandersetzung ausgelöst haben könnte. Augenblicke später hörten sie draußen einen lauten Knall und rannten zur Hintertür. Rita stand vielleicht zehn Schritte von ihnen entfernt. Sie starrte mit wütendem Gesicht zu einem der oberen Fenster an der Rückwand des Hotels hinauf. Ein Nachttopf war auf dem Dach des Toilettenhäuschens gelandet und zertrümmert. Ob Wally den Nachttopf auf Rita oder das Häuschen geschleudert hatte, vermochten Arabella und Jonathan nicht mit Bestimmtheit zu sagen, doch Rita konnte ihre Wut kaum bezähmen. Die Zimmer an der Rückwand des Hotels hatten keinen Balkon, und das war wohl auch gut so: In ihrem Zorn wäre sie vermutlich an einem Pfosten zu Wally hinaufgeklettert, um ihn zu erwürgen. In Anbetracht der Lage schloss Jonathan zur Sicherheit die Hintertür und sperrte sie ab.
    »Was tust du da?«, fragte Arabella.
    »Vermutlich Wallys Leben retten«, sagte er.
    Sie traten beide ans Fenster, um zu sehen, was Rita jetzt vorhatte. Noch immer stand sie da und schnaubte vor Wut. Hätte sie Wally

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