Im Tal der flammenden Sonne - Roman
Aborigines, das wahrscheinlich älteste Musikinstrument auf Erden. Arabella hatte es nie zuvor gehört und war erstaunt über den schwermütigen, einzigartigen Klang. Während Jimmy spielte, tanzten ein paar der Frauen im Kreis, kleine Stöcke aneinanderschlagend und im Rhythmus zur Musik mit den Füßen im Sand stampfend. Nach einer Weile zogen sie auch Arabella in ihren Kreis hinein. Anfangs war sie verlegen, vergaß aber schnell ihre Hemmungen und tanzte mit, so gut sie konnte. Bald fühlte sie sich als Teil der einzigartigen Kultur der australischen Ureinwohner. Es war eine Erfahrung, die sie nie vergessen würde.
Ihr war gar nicht aufgefallen, dass Jonathan sich davongeschlichen und seine Kamera geholt hatte. Erst als ein Blitzlicht aufzuckte, begriff Arabella, dass er Fotos von ihr und den Frauen machte.
Als der Tanz unter allgemeinem Jubel endete und Arabella sich erschöpft wieder ans Feuer setzte, kam Jonathan zu ihr.
»Mir ist ein Gedanke gekommen«, sagte er.
»Und welcher?«, fragte Arabella und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
»Ich könnte meine Fotos verkaufen, um Tony und Maggie zu helfen.«
»Das ist eine gute Idee, aber wo willst du die Bilder an den Mann bringen? Weiß der Himmel, wann der Zug wieder fährt.«
»Das stimmt«, sagte Jonathan. »Aber Marree ist ohnehin zu klein und abgeschieden, um hier eine Ausstellung zu machen. Ich muss meine Fotos in der Großstadt anbieten. Ich werde über die Sache nachdenken, bis Tony wiederkommt.«
»Tja, und ich sollte Wally jetzt etwas von dem Essen bringen«, sagte Arabella. »Inzwischen dürfte er wach sein.«
»Ich begleite dich, Arabella«, sagte Stuart und erhob sich.
»Danke«, sagte sie.
Jonathan war beunruhigt. »Bleib ruhig hier, Stuart. Ich gehe schon mit Arabella.«
»Nein, ich hab’s ihr versprochen«, sagte Stuart.
Bevor Jonathan etwas einwenden konnte, steuerten Stuart und Arabella auf die Hintertür des Hotels zu.
Ein Tablett in der einen Hand, öffnete Arabella vorsichtig die Tür zu Wallys Zimmer. Er war wach und wandte sich ihr zu, als er sie hörte.
»Hast du Hunger?«, fragte Arabella.
»Ein bisschen«, sagte er. »Habe ich da eben das didgeridoo gehört?«
»Ja, Jimmy hat gespielt.« Arabella fiel auf, dass Wally keine so schlimmen Schmerzen mehr zu haben schien. Sein Verband allerdings war schmutzig und musste wieder gewechselt werden. Sie stellte das Tablett auf dem Tisch neben dem Bett ab. »Wie geht es dir?«
»Meine Wunde fühlt sich an, als würde sie brennen. Bist du sicher, dass diese Aborigine-Heilmittel mir nicht eher schaden als nützen werden?«
»Ritas Mittel helfen dir doch jetzt schon. Du scheinst nicht mehr so große Schmerzen zu haben, stimmt’s?«
Wally nickte. »Stimmt.«
»Und das Brennen kommt von den Gräsern«, erklärte Arabella. »Rita sagt, sie entziehen der Wunde das Gift. So, ich muss jetzt deinen Verband wechseln. Anschließend wirst du etwas essen.«
Nachdem sie einen Blick zur Tür geworfen hatte, um sich zu vergewissern, dass Stuart noch da war, machte Arabella sich an die Arbeit. Sie wechselte den Verband und gab Wally anschließend noch etwas von der Medizin. Sie roch scheußlich, doch Wally trank sie, ohne sich zu beklagen – sie linderte tatsächlich seine Schmerzen.
»Brauchst du einen Leibwächter, wenn du zu mir kommst?«, fragte Wally mit einem Blick zur Tür, in der Stuart stand.
»Wer weiß? Du hast mir deutlich genug bewiesen, dass man in deiner Nähe nicht sicher ist«, sagte Arabella und sah noch einmal nach, ob der frische Verband richtig saß. »So, das dürfte bis morgen früh reichen.« Als sie aufstand, sah sie, dass Wally sie böse anfunkelte.
»Warum hast du allen gesagt, dass du die Unwahrheit über mich erzählt hast?«, fragte er leise.
»Du weißt, warum«, sagte sie.
»So leicht verzeihe ich nicht«, sagte Wally.
»Ich auch nicht«, sagte Arabella, bevor sie aus dem Zimmer eilte.
»Alles in Ordnung?«, fragte Stuart. Er hatte gehört, dass Wally mit leiser Stimme etwas zu Arabella gesagt hatte.
»Ja, alles in Ordnung«, sagte sie und versuchte, sich nichts anmerken zu lassen.
»Es ist ein schöner Abend«, sagte Stuart, als sie den Fuß der Treppe erreichten. »Würdest du gern ein paar Schritte gehen?«
Arabella war froh, sich die Beine vertreten zu können; deshalb kam Stuarts Vorschlag ihr gerade recht. »Gern«, sagte sie.
Anstatt die Hintertür zu nehmen, gingen sie durch die Bar und zur Vordertür hinaus.
»Ich hätte nie damit
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