Im Tal der flammenden Sonne - Roman
sie mit ihren Zahlungen im Verzug, hat die Bank ihr Eigentum übernommen und alles verkauft, obwohl die Viehtreiber bereits mit Vieh unterwegs zum Markt waren, sodass der Verkauf der Tiere es den Leuten ermöglicht hätte, den Kredit zurückzuzahlen. Aber für diese Bank zählte nur, dass das Geld nicht rechtzeitig bezahlt wurde, alles andere spielte für sie keine Rolle.«
»Aber solange der Zug nicht fährt, können die Leute von dieser Bank doch nicht hierherkommen, oder?«, fragte Arabella.
»Sie würden sich wundern, wie einfallsreich die sein können, wenn es um Geld geht! Sie werden eine Möglichkeit finden, nach Marree zu kommen«, sagte Ruth. »Wenn ich mich recht erinnere, hatten sie damals Kameltreiber angeheuert, die sie zur Farm der Smithsons brachten.«
»Dann sollten wir so rasch wie möglich etwas unternehmen. Wie könnten wir für unser Stadtfest Reklame machen?«
»Das Buschtelefon funktioniert hier draußen sehr gut«, antwortete Ruth. »Setzen Sie das Datum fest, dann werde ich dafür sorgen, dass es sich herumspricht.«
»Ich werde zuerst mit Jonathan und den anderen sprechen müssen«, erwiderte Arabella.
»Wann ist die Zahlung an die Bank fällig?«, fragte Ruth.
»In knapp drei Wochen.«
»Also kurz nach Weihnachten«, sagte Ruth. »Wie wär’s mit einem Fest an Heiligabend?«
»Das wäre großartig, aber es gibt noch sehr viel zu organisieren, und ich weiß nicht, ob ich alles früh genug hinbekomme.« Arabella war sicher, dass sie es nicht schaffen konnte, wollte es aber nicht zugeben. Im Stillen wünschte sie sich, ihre Mutter wäre bei ihr. Clarice verstand es wie keine Zweite, Empfänge und Feiern auszurichten.
»Wissen Sie was?«, sagte Ruth. »Bobs Bruder und seine Frau können nach Lizard Creek zurückkehren, aber Bob und ich werden hier übernachten. Morgen halten wir eine Versammlung ab, dann können wir jeden Einwohner Marrees an der Organisation der Benefizveranstaltung beteiligen.«
»Großartig!«, sagte Arabella. »Ich glaube nur nicht, dass Maggie und Tony es gutheißen würden, das Fest eine ›Benefizveranstaltung‹ zu nennen. Ich weiß, wie stolz Tony ist.«
»Das stimmt«, sagte Ruth. »Aber wir können die Leute in der Stadt zur Verschwiegenheit verpflichten.«
»Wenn Sie meinen, dass das klappt …«
»Aber sicher! Und machen Sie sich keine Sorgen wegen der vielen Dinge, die noch erledigt werden müssen. Ich habe gelernt, Arbeit auf möglichst viele Schultern zu verteilen. Jetzt holen Sie einen Stift und ein Blatt Papier – dann schreiben wir auf, was alles erledigt werden muss und wer welche Aufgabe übernehmen könnte.«
Arabella tat, worum Ruth sie gebeten hatte.
»Also dann«, sagte Ruth. »Zuerst einmal wird Lizard Creek Station Ihnen das Rind- und Lammfleisch fürs Barbecue zu einem guten Preis verkaufen.«
»Oh … ja, danke«, sagte Arabella, die sich fragte, wie sie das Fleisch bezahlen sollte.
Ruth lächelte. »Das war nur ein Scherz. Das Fleisch werden wir natürlich spenden. Das Hotel zu retten ist Ehrensache. Niemand, der gern Bier trinkt, würde das bestreiten, vor allem nicht mein Bob. Und wir sollten das Klavier ins Freie stellen, damit so viele Leute wie möglich Sie hören können. Der Heuschober hinter dem Hotel steht doch leer, oder?«
»Etwas Pferdefutter ist darin, aber nicht viel«, sagte Arabella.
»Das können wir wegräumen. In dem Schober hätten Sie eine improvisierte Bühne, und Jonathan könnte seine Fotos darin ausstellen.«
»Es gibt viel zu tun, stimmt’s?«, sagte Arabella, überwältigt von Ruths Elan.
»O ja, meine Liebe. Aber wenn wir die Arbeit delegieren, wird sich alles finden.«
Arabella hatte da ihre Zweifel.
Arabella tat kein Auge zu. Die ganze Nacht dachte sie an die vielen Dinge, die erledigt werden mussten, und machte sich Sorgen, dass die Zeit nicht reichte.
Als sie aufstand, hörte sie draußen laute Rufe und warf einen Blick vom Balkon. Die Kameltreiber waren mit ihren Vorräten zurückgekommen. Bis Arabella sich angezogen hatte und hinuntergegangen war, halfen Stuart und Jonathan den Treibern, die Tiere abzuladen.
»Wir konnten nicht alles bekommen, was Sie haben wollten«, hörte Arabella Faiz sagen. Er reichte Jonathan eine Liste mit den Dingen, die sie mitgebracht hatten, und Jonathan ging sie durch.
Nachdem sie sämtliche Vorräte abgeladen hatten, wurden diese im Lagerschuppen verstaut. Ruth bat Lily, Missy und Faiz, überall weiterzusagen, dass um zehn Uhr hinter dem Hotel eine
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