Im Tal der flammenden Sonne - Roman
freuen, dass Wally verschwunden ist, ohne ihn zu verständigen. Wo ist er überhaupt?«
»In Frankie Millers Haus.«
»Das begreife ich nicht«, sagte Jonathan und rieb sich die schmerzende Stelle am Kopf. »Er war doch noch hier, als ich abgereist bin, und hatte es hier bequem. Warum ist er zurück zu Frankies Haus?«
»Ich habe ihn rausgeworfen«, gestand Arabella.
Jonathans Augen weiteten sich.
»Als ich mich gestern ausgeruht habe«, berichtete sie, »haben Wally und Rita um die Wette getrunken. Les und Ted, diese Dummköpfe, haben auf die beiden gewettet. Tja, Rita hat Wally unter den Tisch getrunken. Die beiden haben so viel in sich hineingeschüttet, bis Wally sternhagelvoll am Boden lag. Und das nach all der Pflege, die er von mir bekommen hat! Ich war so wütend auf ihn, dass ich ihn hinausgeworfen habe. Les und Ted haben ihn begleitet.«
»Ach du lieber Himmel«, sagte Jonathan, der allmählich verstand. »Ich hatte schon die Befürchtung, es könnte hier ein bisschen langweilig werden, wenn ich fort bin, aber ich hab mich offensichtlich getäuscht.«
»Ich habe Wally, Ted und Les gesagt, dass das Hotel heute geschlossen bleibt. Deshalb habe ich den ganzen Tag keine Menschenseele gesehen. Ich hielt dich für Wally. Ich dachte, er versucht einzubrechen, um an Schnaps und Bier zu kommen oder um es mir heimzuzahlen.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass Wally so etwas tut«, sagte Jonathan. »Ich weiß, dass er dich zu Tode erschreckt hat, als er dich damals entführte, aber etwas so Dummes macht er bestimmt nicht wieder.« Er erhob sich. »Ich muss jetzt den Benzintank des Generators auffüllen.«
»Dann hat Bob Maxwell dir Benzin gegeben?«, sagte Arabella erfreut.
»Ja, und das Ersatzteil, das ich brauche. Der Tank des Generators hat ein Leck. Deshalb hat unser Benzin nicht sehr lange gereicht.«
Zehn Minuten später brannten die Lichter im Hotel wieder, und Jonathan genoss ein Bier und ein Käsesandwich. Er hatte nur so viel Benzin in den Tank des Generators gegossen, dass er für ein paar Stunden lief; die undichte Stelle wollte er bei Tagesanbruch reparieren.
»Es kommt mir irgendwie seltsam vor, dass wir beide hier die Einzigen sind«, sagte er, als Arabella sich in der Bar zu ihm gesellte. Seltsam, aber sehr angenehm, fügte er in Gedanken hinzu.
»Das geht mir genauso. Ehrlich gesagt, hatte ich erwartet, dass Ted und die anderen heute wiederkommen und mich bitten, dass ich es mir anders überlege und das Hotel doch aufschließe. Ich war sogar dumm genug, auf eine Entschuldigung zu hoffen. Sie müssen sehr wütend auf mich sein.« Arabella ließ den Kopf sinken.
»Keine Sorge«, sagte Jonathan. »Morgen ist das alles vergessen.«
»Da bin ich mir nicht so sicher.« Arabella dachte an Rita.
»Wie meinst du das?«, fragte Jonathan beunruhigt. »Ist sonst noch was passiert?«
»Ja«, seufzte Arabella. »In ihrem Vollrausch hat Rita beschlossen, Klavier zu spielen.«
»Ach du liebe Güte!« Jonathan hatte Ritas Versuche, auf dem Klavier zu spielen, schon einmal über sich ergehen lassen. Es war eine Folter für die Ohren gewesen.
»Sie hat einen Mordslärm gemacht und beinahe die Tasten zerschlagen, und das habe ich ihr ziemlich deutlich gesagt. Ich hätte geduldiger sein sollen, aber ich hatte Angst, dass sie das Klavier zertrümmert. Heute hab ich entdeckt, dass sie eines der Beine am Hocker zerbrochen hat. Es ist ein Wunder, dass er unter ihrem Gewicht nicht völlig eingeknickt ist.«
Jonathan lachte. »Alle Achtung, dass du so lange so geduldig mit Rita warst. Aber sie muss endlich begreifen, dass aus ihr nie eine Pianistin wird.«
»Genau das habe ich ihr auch gesagt – und leider nicht allzu freundlich. Aber vielleicht kann sie sich nicht mehr daran erinnern. So betrunken wie gestern war sie noch nie.«
»Hast du sie heute schon gesehen?«
»Nein, keine Menschenseele. Ich sollte mich bei Rita entschuldigen. Ich habe die ganze Zeit darüber nachgedacht. Ich war sehr hart zu ihr.«
»Ich glaube nicht, dass du dich entschuldigen solltest«, sagte Jonathan.
Arabellas Augen weiteten sich. »Warum nicht?«
»Rita ist eine sehr stolze Frau. Es wird am besten sein, wenn du gar nicht mehr darüber sprichst, was passiert ist. Wenn Rita wirklich so betrunken war, wie du sagst, wird sie sich wohl nicht mehr genau erinnern, welche Worte gefallen sind. Da ist es besser, gar nicht davon zu sprechen, um Rita nicht in Verlegenheit zu bringen.«
»Sie erinnert sich bestimmt daran, was
Weitere Kostenlose Bücher