Im Tal der flammenden Sonne - Roman
um mich verständigen zu können. Ich erfuhr von ihren Jahreszeiten – sie kennen sechs an der Zahl – und habe viele erstaunliche Dinge über ihre Kultur und ihre Traumzeit erfahren.«
»Wie unterscheiden sie sich denn von den Aborigines in der Stadt?«, wollte Jonathan wissen.
»Es lässt sich im Grunde gar nicht vergleichen«, sagte Stuart. »Die Aborigines in der Stadt sind verwestlicht, vor allem diejenigen, die dem Alkohol zusprechen. Bei einem Stamm draußen im Outback zu leben ist etwas völlig anderes. Sie haben ihre eigenen Gesetze, ihren eigenen Glauben, ihre eigenen Mythen und eigene Methoden, die Probleme zu lösen, vor die das Land sie stellt. Sie sind sehr viel besser auf ihre Umwelt eingestellt. Ich kenne dieses Land ziemlich gut, aber selbst ich könnte in der Wüste nur kurze Zeit überleben, deshalb ist meine Achtung vor diesen Leuten und ihrer Kultur riesengroß.«
Jonathan wünschte, er hätte dabei sein können, um Stuart inmitten dieser Naturmenschen zu fotografieren. Wer konnte schon sagen, wie lange es diese Idylle noch gab?
»Wenn du noch mal etwas in dieser Richtung unternehmen solltest, würde ich dich gern begleiten und Fotografien machen«, sagte Jonathan.
»Sollte ich je wieder zu einem ihrer Lager aufbrechen, würde ich mich freuen, wenn du mitkämst«, erwiderte Stuart.
»Wo ist eigentlich Wally?«, fragte Terry und sah sich um.
Arabella hörte die Frage, daher klopfte sie sich rasch das Mehl von den Händen und ging in die Bar hinüber. Sie hielt es nicht für fair, dass Jonathan Dinge erklären musste, für die er nicht verantwortlich war.
Doch als sie die Bar betrat, hörte sie Jonathan auch schon antworten hörte: »Nun ja … Wally ist in Frankie Millers Haus.«
»Was tut er denn da?«, fragte Terry.
»Es ist meine Schuld«, meldete Arabella sich zu Wort. »Ich habe ihn gezwungen, zurückzugehen.«
Sie hatte kaum ausgesprochen, als Wally, Ted und Les die Bar betraten.
Terry funkelte Wally böse an. »Da bist du ja! Ich hätte dich wegen Trunkenheit und ordnungswidrigen Verhaltens in die Zelle werfen sollen, solange das Verfahren gegen dich noch nicht eröffnet ist.« Er sah Arabella an, die nicht erwartet hätte, dass er so wütend reagierte. »Er war doch betrunken? Deswegen haben Sie ihn hinausgeworfen, oder?«
Wallys Augen weiteten sich, aber als er sich umdrehte und Arabella anschaute, wurden sie wieder schmal.
Arabella wusste, sie würde sich sicherer fühlen, wenn Wally eingesperrt war, und nun bot sich die Gelegenheit dazu, doch sie musste an Maggie denken. Maggie wäre enttäuscht von ihr gewesen. Sie hielt Wally nicht für gefährlich, sie betrachtete ihn nur als Dummkopf.
»Ich habe überreagiert«, sagte Arabella. »Das hätte ich nicht tun sollen.«
Wally war verwirrt. Er war sicher gewesen, dass Arabella diese Gelegenheit ergreifen würde, ihn hinter Gitter zu bringen.
Terry wandte sich an ihn. »Du hattest strikte Anweisungen«, sagte er, da er Wally nicht so einfach davonkommen lassen wollte. Dann schaute er Arabella an. »Ich habe ihm gesagt, wenn Sie ihm erlauben, hierzubleiben, müsse er sich anständig benehmen.«
»Tja, also … wie ich bereits sagte, Terry, ich habe überreagiert«, entgegnete Arabella und suchte fieberhaft nach Worten. »Ich war eben erst aus Farina zurückgekehrt und sehr erschöpft. Und Jonathan war im Aufbruch, worüber ich nicht allzu glücklich war. Wally war im Grunde gar kein Problem. Seit es ihm wieder gut geht, ist es mir kaum aufgefallen, wann er hier ist.«
»Er sollte sich nicht betrinken!«, knurrte Terry.
»Er war nicht wirklich betrunken«, sagte Arabella, womit sie die Wahrheit ziemlich verzerrte, doch sie wollte denselben Fehler nicht dreimal begehen. »Er ist vom Barhocker gerutscht, aber das war ein Unfall. Er war nicht betrunken. Ich hab mich getäuscht. In den nächsten Tagen wird er sicher eine große Hilfe für mich sein.«
»Wie meinen Sie denn das?«, fragte Terry misstrauisch.
»Zum Beispiel wird er Jonathan helfen, das Klavier in die Scheune zu tragen. Stimmt’s, Wally?«
Wally konnte kaum glauben, dass Arabella ihn in Schutz nahm. Doch er hatte immer noch Angst, dass Terry ihn in eine Zelle steckte. »O ja, sicher«, beeilte er sich zu sagen. »Ich helfe gern!«
»Ich werde dich gut im Auge behalten, Wally«, sagte Terry. »Vergiss das nicht. Und vergiss auch nicht die Hilfe, die du Arabella versprochen hast.«
»Natürlich nicht«, sagte Wally hastig und blickte Jonathan an. »Wir sind
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