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Im Tal der flammenden Sonne - Roman

Titel: Im Tal der flammenden Sonne - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser Veronika Duenninger
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umfallen, als sich mit ihrem schrecklichen Sonnenbrand in der Öffentlichkeit zu zeigen.
    »Wohnt sonst noch jemand hier?«, erkundigte sich Stuart, als Jonathan die Tür hinter sich schloss und zu ihm auf den Flur trat.
    »Ja, eine junge Dame. Ich konnte aber nur einen flüchtigen Blick auf sie werfen.« Ein Lächeln spielte um Jonathans Lippen. Er vermutete, dass besagte junge Dame sie gerade eben belauschte.
     
    Gegen fünf Uhr an diesem Nachmittag stieg Maggie wieder in den oberen Stock und klopfte an Arabellas Tür. »Möchten Sie auf ein Stündchen hinunterkommen? Wir haben geschlossen, und Sie langweilen sich hier drin doch bestimmt zu Tode!«
    Arabella hatte es tatsächlich satt, die Wände anzustarren. Dennoch zögerte sie. Vor Angst, jemand könnte sie sehen, wagte sie sich nicht einmal auf den Balkon. »Wer ist denn alles da?«
    »Nur Tony und ich. Mr Thompson ist zu einem Streifzug aufgebrochen, und Mr Weston arbeitet in seiner Dunkelkammer. Er hat sicher eine Stunde oder länger zu tun.«
    Wäre sie mit Maggie allein gewesen, wäre Arabella die Entscheidung leicht gefallen, doch sie genierte sich vor Tony. Andererseits würde sich vermutlich so schnell keine zweite Gelegenheit mehr bieten, mal aus ihrem Zimmer zu kommen und etwas anderes zu sehen. Die Bar würde am Abend lediglich für zwei Stunden geöffnet sein, sagte Maggie. Sie gab freimütig zu, dass sie für sonntags keine Schankgenehmigung hatten, doch Constable Higgins hielt sich für eine Woche in Farina auf.
    »Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Bar sonntags ein paar Stunden auf hat, wenn Constable Higgins nicht in der Stadt ist«, fügte sie hinzu. In Wirklichkeit kümmerte es Terry Higgins herzlich wenig, dass gegen die Öffnungszeiten verstoßen wurde – er trank schließlich selbst ganz gern das eine oder andere Glas Bier. Aber er musste zumindest so tun, als achte er auf die Einhaltung der Gesetze.
    Arabella überwand sich und folgte Maggie in die Bar hinunter. Es war ein langer, schmaler Raum, an dessen einem Ende sich ein offener Kamin befand. Die eine Wand war mit Fellen von Kängurus, Wombats und Beutelratten geschmückt. Auch eine Sammlung von Hüten, die aussahen, als hätte jeder seine eigene interessante Geschichte, hing dort. Einige waren sogar von einer Kugel durchlöchert, was Arabella reichlich beunruhigend fand. In einem Regal reihten sich staubige Flaschen in allen Größen und Formen. An den Wänden gegenüber der Bar hingen gerahmte Karikaturen von Originalen aus dem Outback mit Korkhüten und Schmerbäuchen.
    »Kommen Sie, gehen wir in den Salon hinüber«, forderte Maggie die junge Frau auf. Sie zog ihr einen Stuhl an einem Tisch nahe dem Fenster hervor. »Möchten Sie eine Limonade?«
    »Danke, sehr gern«, antwortete Arabella. Sie schaute sich nervös um. In Maggies Kleid, das wie ein Sack an ihr herunterhing, fühlte sie sich noch befangener. Im Salon, einem großen, viereckigen Raum, standen Sessel um niedrige Tische herum angeordnet. Durch eine Türöffnung am anderen Ende des Zimmers konnte man den Speisesaal sehen. Über dem Kamin hing ein großer Spiegel. Arabella setzte sich so, dass sie ihm den Rücken zukehrte, damit sie nicht zufällig ihr hässliches Spiegelbild erblickte. Um sich abzulenken, betrachtete sie die Schwarz-Weiß-Fotos an den Wänden zwischen den Fenstern. Die meisten Bilder zeigten Schafscherer vor den Scherschuppen oder Kamele und ihre afghanischen Führer in der Wüste. Auf drei Fotos waren – inmitten der steinigen Einöde oder vom Wind halb unter rotem Sand begraben – die bescheidenen Behausungen früher Siedler zu sehen. Dass jemand freiwillig ein solches Leben auf sich nahm, überstieg Arabellas Vorstellungsvermögen. Sie hatte nie etwas anderes als Bequemlichkeit und Luxus gekannt.
    Maggie brachte zwei Gläser Limonade und setzte sich zu Arabella. Kurz darauf gesellte Tony sich zu ihnen. Arabella hätte sich am liebsten verkrochen. Verlegen senkte sie den Kopf.
    »Hallo, Sie müssen Arabella Fitzherbert sein. Ich bin Tony McMahon, Maggies Ehemann.« Tony streckte ihr die Hand hin. Arabella ergriff sie und drückte sie kurz, ohne aufzublicken. »Guten Tag«, murmelte sie.
    Tony ging zur Bar und schenkte sich einen Drink ein. Ihm war klar, dass die junge Frau wegen ihres Äußeren gehemmt war, deshalb erwähnte er ihren Sonnenbrand mit keinem Wort, sondern tat so, als wäre alles in bester Ordnung. »Haben Sie sich schon ein bisschen eingelebt?«
    »Ja, danke«, antwortete Arabella

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