Im Tal der Mangobäume
kaum unter der Erde. Diese Latinos … Er warf einen Blick auf seine Frau, selbst eine Latina, auf ihre liebliche olivfarbene Haut und ihre vollen, sinnlichen Lippen. Im Krankenhaus von Brisbane arbeitete ein italienischer Arzt. Charlie hatte ihn tatsächlich sagen hören, er könne in einem leeren Bett nicht schlafen, und es schien an der Krankenschwesternschule genügend Frauen zu geben, um dem abzuhelfen.
»Das Rindfleisch ist vorzüglich«, sagte er Rosa. »Vielleicht könnten wir nachher noch einen Spaziergang machen.«
Ihm war gerade eine sehr gute Idee gekommen. Es würde schäbig wirken, wenn er ihr verbieten würde, diesem Club beizutreten, denn sie genoss das Reiten, und eine gute Ertüchtigung für Frauen war es auch. Aber es passte ihm nicht, dass diese Ansammlung von Zinnsoldaten ihr lüstern nachschielen würde. Davon verstand sie nichts. Diese Männer blickten sie anders an, als Frauen es taten. Frauen bewunderten Aussehen, Locken und Lieblichkeit, aber Männer, um es ganz offen zu sagen, bewunderten und lechzten nach dem, was darunter steckte.
Reife Frauen lernten das schließlich, aber junge Frauen wie Rosa genossen bewundernde Blicke von allen Seiten. Sie schwelgten darin, wetteiferten sogar darum, und Ehemännern fiel es schwer, ihre Missbilligung zu verhehlen und wurden daher in der Gesellschaft als übellaunig angesehen. Charlie wünschte, seine Mutter wäre noch am Leben. Sie wäre in der Lage gewesen, dieses heikle Thema bei ihrer Schwiegertochter anzusprechen. Vielleicht.
Sie schlenderten die Straße zum Flussufer hinab, wo bereits Wallabys grasten und zankende Papageien sich für die Nacht niederließen, und setzten sich auf eine niedrige Steinmauer. Von dort aus beobachteten sie zwei Angler in einem kleinen Boot, die ihre Angelruten auswarfen.
»Ich habe mir überlegt«, begann Charlie, »dass du mich auf diese Exkursion in den Norden ja möglicherweise begleiten könntest. Was hältst du davon?«
»Würde ich denn nicht stören?«
»Nun, natürlich müsste ich zunächst die Frage deiner Unterbringung klären. Ich bin noch nicht dazu gekommen, die Einzelheiten mit Heselwood zu besprechen.«
Sie nahm seinen Arm und kuschelte sich an ihn. »Charlie, was wäre das für ein Spaß! Eine Schiffsreise, und dann ein schöner, langer Ritt über Land. Ein Traum!«
Charlie schüttelte den Kopf. »Rosa, bitte, das wird keineswegs nur unbeschwerter Spaß! Zum einen wäre da meine Patientin zu bedenken, und zum anderen müsste ich für die Strecke durch die Berge gegebenenfalls Begleitschutz anheuern. Wenn ich es recht bedenke, war es ja vielleicht doch eine Schnapsidee.«
»O nein!«, rief sie. »Bitte jetzt keine Kehrtwendung, Schatz! Du hast mich eingeladen, und ich freue mich schon so auf die Schiffsreise und all das!« Sie schlang die Arme um ihn, küsste ihn auf den Hals und rieb die Nase an seinen Ohren. »Sag mir, dass du mich mitnimmst!«
»Rosa. Lass das! Auf der Stelle!«
Er versuchte, sich von ihr loszumachen, aber sie hielt ihn weiter fest und lachte. »Nein, nein, nein! Ich lasse dich nicht eher los, mein Schatz, bis du mir versprochen hast, mich mitzunehmen! Die Heselwoods haben bestimmt nichts dagegen. Sie werden vor Freude außer sich sein, dass du die Mühe auf dich nimmst! Und du wirst Lady Heselwood heilen, und wir werden wieder heimkehren, und alle leben glücklich und zufrieden!«
»Na schön. Heute Abend schreibe ich ihnen.«
Lord Heselwood antwortete telegraphisch auf Charlies Brief, drückte seine Dankbarkeit über Dr.Pallisers Zusage aus und sprach auch Mrs.Palliser einen warmen Willkommensgruß aus. Zudem wies er sie an, möglichst eine Kabine erster Klasse zu buchen. Und er sicherte ihnen zu, für ihren Weg zur Farm würden gute Pferde und Begleitschutz bereitgestellt, und zwar ohne Rücksicht auf die Kosten. Er setzte hinzu, Lady Heselwood sei zutiefst erleichtert, dass Dr.Palliser sie behandeln werde.
Um ihren beschäftigten Ehemann zu entlasten, erklärte Rosa sich bereit, die Organisation ihrer Seereise nach Maryborough in die Hand zu nehmen, und traf im Schifffahrtskontor auf einen äußerst hilfreichen Angestellten. Er zeigte ihr eine Landkarte und erklärte ihr die Route, die das Schiff nehmen würde. Es würde von Brisbane die Küste hinauf bis zur Fraser Island fahren, wo der Kapitän die Harvey Bay ansteuern und von dort dem Mary River landeinwärts in Richtung Maryborough folgen würde.
Leider jedoch gebe es auf der ersten buchbaren Passage in
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