Im Tal der Mangobäume
zwei Tagen, am Donnerstag, keine Kabinen erster Klasse, da es sich um die
Laguna
, einen Küstendampfer, handele. Wenn sie jedoch noch ein wenig warten könne, so liefe am folgenden Sonntag ein großes Frachtschiff in diese Richtung, das für einige wenige Passagiere sehr komfortable Unterbringungsmöglichkeiten bereitstellte.
»Oh, aber unsere Reise ist dringend«, beharrte Rosa. »Wir müssen sobald wie möglich aufbrechen. Erzählen Sie mir von der
Laguna
. Ich nehme an, seetüchtig ist sie?«
»Ja, Mrs.Palliser. Sie ist in ausgezeichnetem Zustand, aber es gibt nur zwei Kabinen. Der Rest ist Zwischendeck.«
»Und die Kabinen sind bereits gebucht?«
»O nein. Jede bietet Platz für sechs Personen, eine für Damen, eine für Herren.«
»Verstehe«, sinnierte Rosa. »Und auf diesem Schiff hätten wir noch Platz?«
»Ja.«
»Und es sind nur drei Nächte?«
»Richtig. Und es wird gutes Wetter erwartet.«
»Danke. Ich nehme zwei Kojen.«
Sie eilte in Charlies Praxis in der Wickham Terrace, um ihm zu erzählen, dass sie für diesen Donnerstag Fahrkarten ergattern konnte, was ihn sehr erfreute.
»Das läuft ja alles wie am Schnürchen. Hieß es, es sei ein schönes Schiff?«
»O ja, äußerst seetüchtig.«
Charlie nahm die Fahrkarten und öffnete die oberste Tür seines Schreibtisches, um sie dort zu verwahren, starrte jedoch dann zwinkernd auf das Gedruckte.
»Da steht ja gar nicht ›Erste Klasse‹. Ich hoffe, du hast klargestellt, dass wir erster Klasse reisen. Geh besser noch einmal zurück und überprüf das.«
»Nicht notwendig. Ich habe keine erste Klasse bekommen. Die gibt es auf diesem Schiff gar nicht. Wir müssen uns aufteilen.«
»Bitte wie?«
Sie setzte zu einer Erklärung über ihre Unterbringung an, aber er schnitt ihr das Wort ab.
»Was teilen?«
»Eine Kabine. Mit anderen Leuten. Die Frauen kommen in eine …«
Er faltete die Fahrkarten zusammen und gab sie ihr zurück. »Rosa, Liebes, sei ein braves Mädchen, bring sie zurück und erkundige dich noch einmal. Es wird doch wohl auf irgendeinem Schiff auch Kabinen erster Klasse geben. An dieser Küste fahren so viele Schiffe auf und ab, dass es schon fast einem Zweiwegederby gleicht.«
»Es gibt auch Kojen erster Klasse, die allerdings erst für Sonntag.«
Charlie setzte sich zurück. »Dann geh zurück und tausch diese Fahrkarten gegen … wie hieß das Schiff, sagtest du?«
»Ich habe nicht gefragt. Ich dachte, du wolltest so bald wie möglich los.«
»Das möchte ich auch, Schatz, aber innerhalb eines vernünftigen Rahmens.«
»Und Lady Heselwood? Sie braucht dich doch!«
»Darüber zerbrich dir mal nicht das Köpfchen. Um die kümmere ich mich schon. Hör zu, ich tausche sie selber um.«
Er stand auf, um sie zu küssen und an den wartenden Patienten vorbei zum Ausgang zu geleiten, aber Rosa war bekümmert.
»Wäre die
Laguna
denn so schlimm?«, fragte sie. »Lord Heselwood hofft, dass du baldmöglichst eintriffst!«
»Das tun wir auch, Schatz, das tun wir.«
Als sie in Maryborough von Bord der
Albion
gingen, blickten sie voll Erstaunen auf die hohen Flussufer. Die Stadt schien auf den breiten Fluss und seine vielen Boote herabzusehen. Über ihnen erhoben sich Lagerhäuser und Zollbüros, als wollten sie hervorstreichen, dass sie fest auf Regierungseigentum standen und Steuerbetrüger sich dessen besser gewahr waren.
Schwarz uniformierte Polizei- und Zollbeamte kämpften sich die belebten Kais entlang, ließen sich von Straßenhändlern und Goldgräbern ihre Lizenzen zeigen, durchsuchten Kisten mit Importware und plauderten mit den frisch eingetroffenen Damen in grellbunten Kleidern.
Rosa war fasziniert. Sie befand sich zum ersten Mal in einem Goldgräberhafen, einem Ausgangspunkt für die nur einen Marsch entfernt liegenden Goldfelder, und sie spürte Verrücktheit in der Luft. Sie war überall: in den Augen der von Bord gehenden Menschen; in ihrem Schieben und Drängen, um ohne Zeitverlust an Land gehen zu können, und in der aufgekratzten Art, in der sie hoch in die Stadt stürmten und sich verzweifelt zurechtzufinden versuchten. Sie hatte das Gefühl, dass die meisten von ihnen keine Ahnung hatten, was ihnen bevorstand.
Ein junger Gentleman kam auf sie zu, begrüßte sie und stellte sich ihnen als Edward Heselwood vor.
»Ich bin entzückt, Sie kennenzulernen, Doktor, und Sie ebenfalls, Mrs.Palliser. Ich hoffe, Sie hatten eine angenehme Reise?«
»Ja, danke,« sagte Charlie. »Aber dürfte ich fragen, wie es
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