Im Tal der roten Sonne - Australien-Saga
hören.«
Wie konnte er bloß das Misstrauen abbauen, das sie ihm entgegenbrachte? Und, wichtiger noch, wollte er das überhaupt? Er musterte sie verstohlen, während sie ihren Kaffee trank, und wusste plötzlich die Antwort. Ja. Carla Hunter hatte etwas Besonderes an sich, und in den letzten Monaten war ihm das zunehmend bewusster geworden. Mehr als andere Frauen, die er kannte oder gekannt hatte, erregte sie sein Interesse. Er bewunderte ihren Geist, ihre felsenfeste Entschlossenheit, sich durchzusetzen, ihren trockenen Humor. Am meisten jedoch bewunderte er ihre Fähigkeit zu überleben. Eine weniger starke Frau hätte ihren Traum schon lange aufgegeben und wäre gegangen. Aber Carla hatte es nicht getan, und er wusste mit hundertprozentiger Sicherheit, dass sie das niemals tun würde. Wenn er ehrlich war, spürte er etwas viel Tieferes als nur Bewunderung für sie.
»Übrigens, herzlichen Glückwunsch zur Goldmedaille. Auf dein Weingut kannst du wirklich stolz sein«, sagte Luke in das Schweigen hinein.
»Vielen Dank, aber das ist Angies Verdienst.« Ehre, wem Ehre gebührt, war Carlas Devise. »Sie hat die gesamte Arbeit geleistet. Mit ihrem Fachwissen hat sie für den langen Prozess den richtigen Zeitpunkt bestimmt, und alles ist gut gelaufen.«
»Vielleicht, aber ihr werdet beide davon profitieren.«
Sie sah ihn neugierig an. »Was hat Großvater dazu gesagt?«
Luke grinste. »Willst du das wirklich wissen?« Sein Großvater war zornig gewesen, weil Carl ebenso wie Luke wusste, dass es nun sehr viel schwieriger sein würde, Carla loszuwerden.
Sie begriff sofort, was er meinte, und grinste ebenfalls. »So schlimm? Nun, es ist nett zu wissen, dass er mich noch nicht vergessen hat.«
»Ich glaube, es ist dir gelungen, den Stenmarks und vielen Leuten im Valley unvergesslich zu bleiben«, konstatierte Luke.
»Ich fasse das als Kompliment auf, obwohl ich nicht sicher bin, dass es auch so gemeint ist.«
»Wir hatten Meinungsverschiedenheiten«, gab er zu, »aber, Carla«, im Geiste traf er spontan eine wichtige Entscheidung, und bevor er sie ändern konnte, fuhr er rasch fort. »Ich kann nicht für andere sprechen, aber ich zumindest möchte, dass wir... Freunde werden. Glaubst du, dass angesichts der Disharmonie zwischen uns eine Freundschaft möglich ist?«
Carla starrte ihn an. Ihre blauen Augen verengten sich zu Schlitzen. Sie konnte kaum glauben, was sie soeben gehört hatte. Sie schüttelte ein wenig den Kopf und schürzte nachdenklich die Lippen, während sie überlegte. »Das ist eine... neue Idee.« Sie atmete tief ein und langsam wieder aus. »Ich war immer schon der Meinung, dass nichts unmöglich ist, wenn man es wirklich will.«
Luke wusste, dass sie auf ihren Traum anspielte, Sundown Crossing zu einem Erfolg zu machen. »Das finde ich auch.« Sein Ton war aufrichtig, und um seinem Wunsch Nachdruck zu verleihen, streckte er die Hand aus. »Waffenstillstand?
« Ihr helles Lächeln verschlug ihm den Atem, und er spürte, wie etwas gegen seine Brust stieß, das sich anfühlte wie der Tritt eines Pferdes, und mit einem Anflug von Fatalismus wusste er, dass sein Leben nie wieder so sein würde wie früher.
Sie ergriff seine Hand und schüttelte sie fest. »Waffenstillstand.«
»Großartig.« Er hielt ihre Hand so lange fest, wie es sich geziemte, und während sie immer noch etwas überrascht war, fügte er hinzu: »Wie wär’s mit einem Abendessen, um den Neuanfang zu feiern?«
»Oh!« Sie atmete unschlüssig aus, entschied dann jedoch rasch: »Ja, das wäre schön.«
»Gut, ich rufe dich an.«
Wie auf Kommando kam Sam auf sie zugerannt. In einer Hand hielt er eine halb gegessene Stange Zuckerwatte, in der anderen eine Plastiktüte, die mit leckeren Dingen gefüllt war, die er an den verschiedenen Ständen gekauft hatte. Angie war hinter ihm und legte ihre Hände auf seine schmalen Schultern.
»Dieser junge Mann hier hat sein ganzes Taschengeld für diese Woche und die nächsten beiden Wochen ausgegeben«, verkündete Angie lachend. Sie begrüßte Luke mit einem Kopfnicken, während sie sich auf einen Stuhl setzte. »Sam wollte sich alles doppelt anschauen. Meine Füße bringen mich schier um.«
»Was du brauchst, ist ein belebender Kaffee«, sagte Luke. »Ich hole dir einen, dann werde ich mich auf die Suche nach meiner Mutter machen. Sie wird wahrscheinlich auch fertig sein.«
Nachdem er Angie den Kaffee und Sam eine Limonade spendiert hatte, verabschiedete sich Luke und verschwand in
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