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Im Tal der roten Sonne - Australien-Saga

Im Tal der roten Sonne - Australien-Saga

Titel: Im Tal der roten Sonne - Australien-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Wilding
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wen es sich bei dieser Frau handeln könnte. Sie trug teure Geschäftskleidung und war offenkundig kein Dienstmädchen. Sie war zu jung, um die ältere Schwester ihres Vaters sein zu können, wahrscheinlich um die vierzig. Es musste Lisel sein, die jüngere Schwester ihres Vaters. Carla versuchte, das unfreundliche Benehmen der Frau zu ignorieren, und sagte mit selbstbewusster Stimme: »Sie müssen Lisel sein.«
    Lisel Stenmark trat einen halben Schritt zurück, als hätte Carla eine ansteckende Krankheit.
    »Leute, die mich nicht kennen, nennen mich Ms Stenmark«, blaffte Lisel sie an.
    Angesichts Lisels Arroganz malmte Carla mit dem Unterkiefer, fuhr jedoch fort: »Wir kennen uns noch nicht, aber es gibt keinen Grund, warum wir uns nicht kennenlernen sollten. Mein Name ist Carla Hunter. Ich bin Ihre Nichte - die Tochter von Rolfe, Ihrem Bruder.«
    »Sie wagen es, einfach hier aufzukreuzen und sich vorzustellen? Es ist Ihnen, wie ich glaube, bekannt, dass Sie hier nicht willkommen sind. Papa hat Rolfe vor über dreißig Jahren enterbt, und irgendwelche Nachkommen von ihm werden von den Stenmarks nicht anerkannt.« Lisel richtete sich zu ihrer vollen Größe auf, so dass sie einige Zentimeter über Carla ragte. »Papa wird Sie und Ihren
Sohn niemals anerkennen, und wenn Sie glauben, Sie können einfach herkommen und erwarten, Teil der Familie zu sein, dann haben Sie sich getäuscht.«
    »Aber...« Carla hatte das Gefühl, als hätte ihr jemand ins Gesicht geschlagen, und dem kalten Lächeln nach zu urteilen, das die Frau ihr entgegenfunkelte, genoss sie es offenkundig. »Das ist alles vor sehr langer Zeit passiert. Sicherlich...«
    »Mein Vater, meine Schwester und ich haben ein gutes Gedächtnis, Ms Hunter. Es bedeutet uns nichts, dass Stenmark-Blut in Ihren Adern fließt. Wie gesagt, Sie sind hier nicht willkommen und werden es niemals sein. Je früher Sie Krugerhoff verkaufen und dorthin zurückgehen, wo Sie hingehören, desto besser.« Lisel trat einen weiteren Schritt zurück und schlug Carla die Tür vor der Nase zu.
    Stolz auf ihre Reaktion, lehnte sich Lisel von innen gegen die Haustür. Da klingelte es erneut an der Tür. Vor Wut schnalzte sie mit der Zunge und öffnete die Tür einen kleinen Spalt. Carla stand immer noch da, die Hände auf die Hüften gestützt, ihre Wangen glutrot.
    »Niemand sagt mir, wohin ich gehen und was ich machen soll, Tante Lisel . Dass die Stenmarks die Vorstellung, dass sich Rolfes Tochter im Barossa Valley aufhält, nicht gutheißen, ist bedauerlich, weil ich vielleicht hierbleiben werde.« Carla beugte sich zum Türgriff vor und zog die Tür heftig zu, ehe ihre aufgeblasene Tante etwas erwidern konnte.
    Über alle Maßen zornig, lief Carla die Treppe hinunter, stieg ins Auto und donnerte die Fahrertür zu. Was glaubten die Stenmarks bloß, wer sie waren? Und... was waren das für Leute, die nach dreißig Jahren noch einen solch starken Hass in sich trugen? Das war doch nicht normal. Dann kam ihr die Einsicht, dass ihr Vater wahrscheinlich genau das Richtige getan hatte, als er Australien verlassen und irgendwo
neu angefangen hatte. Frustriert knirschte sie mit den Zähnen, und ihre Gedanken überschlugen sich. Wer brauchte solche Verwandte überhaupt?
    »Bist du in Ordnung, Mum? Du siehst irgendwie komisch aus.«
    »Komisch?«
    »Na ja - so wie du aussiehst, wenn du wütend auf mich bist!«
    Sams Beobachtung ließ Carla lächeln. Sie lehnte sich zu ihm hinüber und zog ihn an sich. »O Sam, ich bin nicht wütend auf dich, sondern auf jemand anders.« Sie startete den Motor und legte den Gang ein. »Aber ich werde darüber hinwegkommen. Und jetzt suchen wir Angie.«
    Auf dem Weg nach Nuriootpa kochte Carla vor Wut darüber, wie ihre liebreizende Tante sie behandelt hatte. Sie sind hier nicht willkommen. Gehen Sie dahin zurück, wo Sie hingehören . Zum Teufel sollten sie sich scheren. Sie war die Tochter ihres Vaters, und sie hatte genauso das Recht hier zu sein wie jedes Mitglied der Stenmark-Familie. Und - sie straffte störrisch ihr Kinn - sie würde hierbleiben, beschloss sie. Mit Angies Hilfe würde sie aus Krugerhoff eine Erfolgsgeschichte machen. Zum Teufel mit den Stenmarks und Rhein-Schloss. Ja, zum Teufel mit ihnen allen.
     
    Lisel stand mit dem Rücken zur Eingangstür und wartete darauf, dass sich ihr Herzschlag wieder normalisierte. Sie reflektierte, was sie gerade mit Carla erlebt hatte. Diese Frau hatte eine beängstigende Ähnlichkeit mit ihrer Mutter Anna

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