Im Tal der roten Sonne - Australien-Saga
sie zu den Weinbauern im Valley gehört.«
Alle nickten einmütig.
Nachdem Carla und Angie sich entschieden hatten, im Valley zu bleiben, stellten sie eine Liste mit zu erledigenden Aufgaben auf. An erster Stelle stand die Notwendigkeit, das Cottage bewohnbar zu machen und für die Loongs eine angemessene Unterkunft zu finden. Dafür brauchten sie den Expertenrat von Paul van Leeson, der nur allzu erfreut war, ihnen zu helfen.
Er kam an einem Nachmittag vorbei, als Carla und Angie gerade ihre Arbeit beendet hatten. Sie hatten den ganzen Tag damit zugebracht, das Cottage zu säubern, bevor sie innen mit dem Streichen anfangen konnten. Sie mussten in einer Woche damit fertig sein, weil Carla und Sam nach Neuseeland zurückflogen, um noch einige Dinge zu erledigen: Carla musste ihre Stelle als Lehrerin kündigen und Valley View und ihre Wohnung in Christchurch verkaufen.
»Die Struktur ist noch ziemlich stabil«, erklärte Paul, nachdem er das Cottage von innen und außen inspiziert hatte. Er überprüfte das Fundament, dann kletterte er aufs Dach, eine ziemliche Herausforderung für jemanden, der so groß war wie er.
»Ich möchte die Garage zu einem Büro umbauen und am Ende des Wohnbereichs eine Haustür einbauen lassen. Ist das machbar?«, fragte Carla, die sich darüber im Klaren war, wie abgearbeitet sie aussah. Ihre Kleidung war
schmutzig und ihr Haar verschwitzt und strubbelig. Sie hatte vor einer Stunde ihr Gesicht im Badezimmerspiegel betrachtet und sogar einige Schmierflecken auf ihren Wangen entdeckt. Sie schielte zu Angie und fühlte sich plötzlich nicht mehr so schlecht, denn Angie sah genauso ramponiert aus wie sie.
»Sicher«, stimmte Paul zu. »Ich kann Ihnen einen Konstrukteur nennen, der Sie nicht reinlegt.« Sein Blick fiel auf die Farbdosen, die in einer Ecke des Wohnzimmers standen. »Streichen Sie selber?«
»Natürlich. Ich habe nichts dagegen, Handwerker für etwas zu bezahlen, das ich selber nicht kann. Aber wo immer möglich, müssen wir Geld sparen. Wir streichen und machen die meiste Arbeit auf dem Weingut selber.«
»Das ist sinnvoll, ich bin genauso wie Sie. Mit dem Pinsel kann ich ganz gut umgehen. Wenn Sie möchten, kann ich Ihnen am Wochenende helfen«, bot er an.
»O nein...«
Angie stieß Carla ihren Ellbogen in die Rippen. »Ihre Hilfe können wir gut gebrauchen, Paul. Vielen Dank.« Sie ignorierte Carlas scharfen Blick. »Es gibt noch etwas. Wir möchten die Loongs auf dem Weingut unterbringen. Sie helfen uns dabei, die Weinstöcke in Ordnung zu bringen, und sie haben keine vernünftige Unterkunft. Was schlagen Sie vor?«
Paul klopfte mit seinem Bleistift im Stakkatorhythmus auf das Klemmbrett. »Ich nehme an, Sie wollen nicht noch ein Cottage bauen. Das würde dauern und ziemlich teuer werden.« Gedankenverloren ging er im Wohnzimmer auf und ab und kratzte sich am Ohr. »Als ich mein Haus gebaut habe, wohnte ich ein Jahr lang in einem Wohnwagen auf dem Bauplatz. Ich hatte einen Anschluss für Wasser und Strom und ein Campingklo. Sie könnten ähnlich verfahren und einen geräumigen Wohnwagen kaufen oder
mieten, der Küche, Dusche und Toilette hat, und ihn auf das Grundstück stellen.«
»Das ist eine großartige Idee«, lobte Angie. »Wir könnten ihn abzäunen, damit sie eine Privatsphäre haben. Würde die Stadtverwaltung zustimmen?«
»Wahrscheinlich. Vorausgesetzt, Sie halten sich an deren Vorschriften, was Wasser, Strom und Kanalisation betrifft«, erwiderte Paul.
Carla war beeindruckt von Pauls Idee, obwohl sie es nicht zugab. Sie hatte sich schon den Kopf darüber zerbrochen, wie sie die vietnamesische Familie unterbringen sollten, deren Dienste schon jetzt unverzichtbar waren. Kim und Tran arbeiteten hart und beklagten sich nie, und Su Lee hatte sich bereits mit Sam angefreundet. Zwischen ihnen bestand ein Altersunterschied von einigen Jahren, aber sie waren innerhalb von wenigen Tagen praktisch unzertrennlich geworden. Sie spielten zusammen und erkundeten neugierig die nähere Umgebung. Momentan waren sie auch irgendwo unterwegs und würden erst nachmittags wieder zurück sein.
»Ich sollte mir mal die Weinkellerei ansehen, wo ich schon hier bin«, schlug Paul vor.
»Geh mit Paul, Carla. Ich räume hier auf«, erbot sich Angie mit gespielter Unschuld, während sie einen Haufen schmutziger Lumpen einsammelte sowie eine Kiste mit verschiedenen Flaschen und Dosen mit Reinigungsmitteln.
Von der Tür der Weinkellerei aus beobachtete Carla, wie Paul kreuz
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