Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Im Tal der Schmetterlinge

Titel: Im Tal der Schmetterlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Anderson-Dargatz
Vom Netzwerk:
Zeit über grabe ich nun schon auf unserem Land. Wenn ich nur einen
guten Brunnen fände, könnte ich mit dem Bau des Hauses für Maudie beginnen. Für Maudie und mich. Und Beth und Dan, sobald er nach Hause kommt. Er würde nach Hause kommen, denke ich, wenn wir ein anständiges Haus hätten. Etwas, das ich ihm vererben könnte. Worauf Maud stolz wäre. Dann würde sie sehen, dass ich nicht wertlos bin.
    F. Weiß sie das nicht auch so?
    A. Das ganze Problem ist doch: Die Menschen, die in unserer Nähe wohnen, sind ignorante Mistkerle. Sie setzen alles daran, mich vor meiner Frau schlechtzumachen, damit ich wie ein Idiot dastehe.
    F. Und wie stellen sie das an?
    A. Wie Valentine. Er weiß, dass Maudie ein Gewächshaus will. Also nutzt er die Situation schamlos aus, weil ich doch gerade hier bin, und baut ihr einfach eins. Ich wollte es für Maudie bauen. Ich war kurz davor. Ich habe nur ständig schreckliche Kopfschmerzen und muss den Tag im Bett verbringen. Aber ich würde es schaffen. Ich könnte es. Jetzt ist er losgezogen und hat das Ding gebaut und mich vor Maudie schlechtgemacht. Jetzt sieht es so aus, als würde ich nie etwas fertigkriegen.
    F. Sie sollen in letzter Zeit große Angst ausgestanden haben. Sie fühlten sich von jemandem verfolgt. Vielleicht von diesem Nachbarn?
    A. Nein, nicht er.
    F. Wer dann?
    A. Das weiß ich nicht. Da ist irgendetwas draußen in den Büschen, das mich immerzu beobachtet, mir nachspürt, mir folgt. Das mir keinen einzigen Moment Frieden gönnt. Ich ertrag es nicht länger. Es wird schon so schlimm, dass ich gar nicht mehr rausgehen mag. Ich
will auch nicht, dass Maudie rausgeht, aber sie tut es trotzdem. Die Kühe müssen zur Farm getrieben werden, zum Melken. Sie soll nicht auf die Felder gehen.
    F. Hat es Ihnen auch kürzlich Angst eingejagt?
    A. Nun, da war etwas im Gebüsch.
    F. Das Geschöpf, das Sie eben erwähnten? Das Ihnen andauernd folgt?
    A. Nein, nein. Es war einer dieser japanischen Ballons. Ein Spionageballon, der mich überwacht.
    F. Der Sie überwacht?
    A. Er ist vermutlich abgestürzt, bevor er die Informationen, die er über mich gesammelt hat, weitergeben konnte. Dann sind Männer gekommen und haben ihn hochgejagt, um die Beweise zu zerstören.
    F. Männer sprengen den Spionageballon in die Luft. Der Sie ausspioniert hat.
    A. Ja! Er hat ein schreckliches Geräusch gemacht. Ich erinnere mich an kaum etwas, das danach geschehen ist.
    F. Ihre Tochter und Ihre Frau fürchten sich vor Ihnen … Mr. Weeks? Ich sagte, Ihre Frau hat Angst vor Ihnen.
    A. Ich habe Sie schon verstanden.
    F. Ist das eine Überraschung für Sie?
    A. Warum sollte sich Maud vor mir fürchten?
    F. Sie haben Ihre Frau und Ihre Tochter angeblich mit dem Gewehr bedroht.
    A. Nein!
    F. Im Polizeibericht heißt es, dass sie vor Ihnen Angst hatten und fortlaufen wollten, und dass Sie sie mit einem Gewehr bedrohten.
    A. Ich würde Maudie nie etwas antun! Ich würde ihr nie weh tun, und sie weiß das! Warum sollte sie sich vor mir fürchten?

    F. Anscheinend haben Sie außerdem Ihren Nachbarn bedroht.
    A. Valentine ist auf mich losgegangen, und ich dachte, er will mich erschießen, und dann habe ich die Kontrolle über mich verloren.
    F. Was haben Sie getan?
    A. Das weiß ich nicht. Das würde ich selbst gerne wissen.

10.
    ICH LAS DEN Brief, den mein Großvater an meine Großmutter geschrieben hatte, erneut: … bei jedem Bissen musste ich an dich denken, wie du das Karamell prüfst und es in einer Schüssel mit Wasser zwischen den Fingern rollst & wie du mich damit in der Küche fütterst, wenn Beth nicht da ist. wie ich die köstliche Süße von deinen Fingern leck. Es schien unglaublich, dass meine Großmutter so etwas getan haben könnte. Das war nicht das Verhalten der reservierten Frau, die meine Mutter in ihren Geschichten gezeichnet hatte.
    Ich stopfte die Unterlagen meines Großvaters in den Umschlag, holte dann die Handtasche meiner Großmutter aus dem Karton und drehte sie um, so dass der Inhalt auf den Tisch fiel. Die kleine Tube Rouge. Die Brieftasche. Das Foto von Valentine. Der Zeitungsausschnitt. Ein Lippenstift. Eine Puderdose. Ein Kamm. Ihr Brillenetui. Ein Taschentuch mit ihren eingestickten Initialen, M.W. Ihre Geldbörse fürs Wechselgeld und eine Handvoll Münzen. Eine gewellte Ausgabe von Khalil Gibrans Der Prophet , die ganz oben landete. Als ich in dem Buch blätterte, fand ich einen vergilbten Briefumschlag, der in dem Kapitel Von der Ehe zwischen zwei Seiten steckte, auf

Weitere Kostenlose Bücher