Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Im Tal der Schmetterlinge

Titel: Im Tal der Schmetterlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Anderson-Dargatz
Vom Netzwerk:
deutliche Anzeichen von Verfolgungswahn, was die Menschen in seiner unmittelbaren Nähe betrifft. Er bittet seine Frau, sich nicht mit ihren Nachbarn zu treffen, da sie alle verdorben seien. Außerdem warnt er sie, nicht allein in die Büsche zu gehen, weil es dort draußen etwas gebe, das ihr Böses wolle. Seine körperliche Verfassung ist weiterhin stabil.

    15. Juni: Der Patient hat sich heute in der Klinik wieder sehr auffällig verhalten. DIAGNOSE: TRAUMATISCHE PSYCHOSE. Für weitere Einzelheiten, siehe beiliegende Seiten.

    Krankenhausaufzeichnungen

    REG. NR. XX,XXX
NAME
EINLIEFERUNGSDATUM
J. Weeks
17. März 1945
    Wortwörtlich niedergeschrieben von Dr. Spears

    1945
    15. Juni
    F. Wo sind Sie geboren?
    A. In England. Nottingham, in Nottinghamshire.
    F. Ist Ihr Vater noch am Leben?
    A. Ich habe ihn nie kennengelernt.
    F. Und Ihre Mutter?
    A. Sie starb bei meiner Geburt. Ich wuchs bei meiner Großmutter auf.
    F. Irgendwelche Verwandte?
    A. Nein.
    F. Wie lautet der Name Ihrer Frau?
    A. Maudie. Maud.
    F. Wie viele Kinder haben Sie?
    A. Zwei. Beth und Dan. Dan hat sich letztes Jahr freiwillig zur Armee gemeldet.
    F. Geht Beth noch zur Schule?
    A. Nein. Sie ist siebzehn. Sie arbeitet mit mir auf der Farm.
    F. Wie lange sind Sie zur Schule gegangen?
    A. Ich musste zu Hause bleiben und mitarbeiten, da war ich zwölf. Ich habe morgens und abends die Kühe gemolken. Dann ist mein Großvater gestorben, als ich vierzehn war, und die Farm wurde verkauft, um Schulden abzubezahlen.
Also musste ich in die Eastwood Collieries und habe dort meine Zeit abgesessen.
    F. Wofür?
    A. Nein, nein, das ist kein Gefängnis! Ich war in den Minen, habe die Ponys die Schächte hinabgetrieben. In die verdammte Finsternis. Man musste die Ponys mit Gewalt hinunterzwingen, mit Tritten, Schlägen, der Peitsche. Aber ich hatte eines, Charlie, das nur mir allein aufs Wort gefolgt hat, und nicht den anderen. Ich hatte Zuckerstücke für das Tier in der Tasche. Dann verlor jemand die Kontrolle über einen Kohlenwagen, und er überrollte ihn. Wir hörten beide, wie der Wagen polternd auf uns zukam, und es war gerade einmal genügend Zeit, dass ich mich gegen den Fels pressen konnte, bevor der Wagen an mir vorbeiflog; ich konnte Charlie nicht retten. Der Kohlenwagen schleuderte mir die Öllampe aus der Hand und donnerte genau in Charlie. Ich konnte das Tier im Dunkeln stöhnen hören, bis sie uns endlich fanden. Danach ging ich nach Kanada.
    F. Wohin sind Sie zuerst gezogen?
    A. Anfangs war ich in einer Stadt namens Toronto. Aber ich konnte keine gut bezahlte Arbeit finden, also bin ich weiter nach Westen, um dort in den Minen zu arbeiten. Dann habe ich es mir in den Kopf gesetzt, zurück nach Hause zu fahren, um eine Frau zu finden, also habe ich mich hier freiwillig zur Armee gemeldet, und sie haben mich rübergeschickt.
    F. Sie wurden im Krieg verletzt?
    A. Eine Granate ist nahe bei mir eingeschlagen und hat mich begraben. Erde war in meinem Mund, in meiner Nase. Ich dachte, ich sei tot. Aber dann explodierte eine zweite Granate und schleuderte mich raus, und Splitter
durchsiebten mich. Es gab viele Männer, die so begraben wurden.
    F. Sie wurden also von Granatsplittern getroffen?
    A. Die haben ein Loch in meinen Kopf gerissen. Die Ärzte haben eine Metallplatte reingesetzt. Hier, da können Sie die Narbe sehen.
    F. Sie erholten sich von der Operation in England?
    A. Anfangs ja. So habe ich auch meine Frau kennengelernt. Sie fuhr Krankenwagen. Hat mich von einem Krankenhaus ins andere gefahren.
    F. Das bedeutete wohl das Ende des Krieges für Sie.
    A. Sie schickten mich hierher zurück, damit ich ganz gesund werde. Meine Frau folgte mir etwas später, nach Kriegsende. Seitdem kümmert sie sich um mich. Wir bekamen die Farm im Turtle Valley …
    F. Turtle Valley?
    A. Das ist ein Tal zwischen Salmon Arm und dem Städtchen Promise, wo ich niemandem im Weg war, wo ich keinen Ärger machen konnte. Es war hart für sie, müssen Sie wissen, sich all die Jahre um mich zu kümmern. Ich wünschte, ich wäre im Krieg totgeschossen worden. Dann wäre alles vorbei gewesen.
    F. Das meinen Sie nicht ernst.
    A. Doch, natürlich! Ich bin niemandem eine Hilfe! Ich bin Maud keine Hilfe! Ich kann ihr nicht mal dieses verdammte Gewächshaus bauen, geschweige denn ein anständiges Haus. Wenn ich bloß dieses Haus für sie fertigkriegen würde.
    F. Sie bauen ihr ein Haus?
    A. Ich habe die Baupläne bereits ausgearbeitet. Aber wir brauchen einen guten Brunnen. Die ganze

Weitere Kostenlose Bücher