Im Tal der wilden Blumen (Bianca) (German Edition)
betraf. Seine Belastbarkeit war bewundernswert.
Wie sich herausstellte, war der Supermarktleiter ein angenehmer und sympathischer Mann. Geena fiel auf, dass er sich Colt gegenüber genauso respektvoll verhielt wie die Männer, die sie im Cattlemen’s Store getroffen hatte. Er versprach Geena hoch und heilig Hilfe beim Aufladen der Vorräte, wenn sie größere Bestellungen hatte. Sie brauchte dafür nur zur Verladestelle zu fahren.
Nachdem Geena für dreihundertfünfzig Frauen Küchendienst gemacht hatte, klang es nicht allzu bedrohlich, zweimal täglich für sechs Personen zu kochen. Größere Sorgen machte ihr der Speiseplan für die Männer, die täglich draußen im Sattel saßen.
Als sie wieder im Truck saßen, sah Colt sie anerkennend an. „Das war schon Ihre zweite Eroberung heute. Gut, dass Bart glücklich verheiratet ist und vier Kinder hat.“
Und warum du nicht, Colt? Geena hätte ihn das nur zu gern gefragt, aber er würde es ihr schon erzählen, wenn er so weit war. Falls er jemals so weit war. „Nach einem Jahr in einem Frauengefängnis können Sie sich vielleicht vorstellen, wie gut es tut, als Frau wertgeschätzt zu werden. Ich kann ihnen gar nicht sagen, wie dankbar ich für meine Freiheit und meinen neuen Job bin.“
„Ich bin auch nicht gerade unglücklich darüber, eine neue Haushälterin mit zur Ranch zu bringen. Im letzten Monat mussten wir uns mit Hanks Kochkünsten begnügen. Das war nicht gerade angenehm.“
Geena lachte herzhaft, während Colt den Motor starrte. Sie wusste nicht, wann sie das letzte Mal so gelacht hatte. Während ihrer Gefangenschaft und erst recht nach Todds Tod hatte sie sich nicht vorstellen können, jemals wieder glücklich sein zu können. Aber jetzt hatte sie tatsächlich eine zweite Chance bekommen. Und das hatte sie nur dem umwerfenden Rancher neben ihr zu verdanken.
Colt war noch immer so in Gedanken bei Geenas irrtümlicher Verhaftung, dass er sich kaum auf die Worte der Pflegedienstleiterin konzentrieren konnte. Unglaublich, dass sie dreizehn Monate hinter Gittern verbracht hatte, und das für ein Verbrechen, das sie gar nicht begangen hatte!
Nachdem er die Zusicherung erhalten hatte, in zwei Wochen eine zusätzliche Pflegekraft zu bekommen, ging er wieder nach draußen und stieg in den Truck zu Geena. In dem Führerhäuschen hatte es noch nie so gut geduftet.
Ihm fiel Hank ein, der Geena gestern Abend interessierte Blicke zugeworfen hatte, und da hatte sie längst nicht so aufregend ausgesehen wie jetzt. In diesem Outfit stach sie locker die schönste Rodeoqueen aus. Hank würde bestimmt seinen ganzen Charme einsetzen, um sie rumzukriegen. Er testete gern seine Wirkung auf Frauen. Mal sehen, wie gut es ihr gelang, ihn von sich fernzuhalten.
Die Männer mussten Geena seit ihrer Jugend scharenweise hinterhergelaufen sein. So routiniert, wie sie mit dem Verkäufer umgegangen war, hatte sie jede Menge Erfahrungen mit männlichen Avancen.
Ihre Zusicherung, dass der Job für sie im Moment das Wichtigste war, gab Colt jedoch das beruhigende Gefühl, mit ihr die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Und was sie in ihrer Freizeit machte, ging ihn sowieso nichts an. Er warf ihr einen fragenden Blick zu. „Soll ich noch irgendwo anhalten, wenn wir bei der Post fertig sind?“
Sie lächelte amüsiert. „Haben Sie die Tüten nicht gesehen, die sich hinter uns stapeln?“
Er lachte. „Ich dachte eher an etwas zu essen.“
„Wie wär’s, wenn wir auf der Rückfahrt zur Ranch noch bei einem Hungry-Horse-Drive-in halten?“ Sie konnte anscheinend seine Gedanken lesen. „Ich habe im Gefängnis immer von frischer Limettenlimonade geträumt. Früher habe ich ein halbes Dutzend Kirschen dazu bestellt. Die Kombination von Limette und Kirschen ist einfach unschlagbar. Klingt bestimmt verrückt, oder?“
„Ganz und gar nicht.“ Colt verband frische Limettenlimonade immer mit dem Sommer, auch wenn er seit der Erkrankung seiner Mutter und Marys und dem Tod seines Vaters ganz vergessen hatte, wie sich der Sommer anfühlte. Die Gedankenübertragung zwischen ihm und Geena war fast schon unheimlich.
Als sie die Post abgeholt hatten, fuhren sie zum Drive-in, wo Colt Steaks burritos und zwei frische Limettenlimonaden mit Kirschen für sie bestellte. Wieder unterwegs, schlug er ihr vor, die Feuerschneise entlangzufahren. „Sie läuft um die Ranch herum. An manchen Stellen hat man eine fantastische Aussicht. Sie könnten sich dort einen guten Überblick über die
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