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Im Tal des Fuchses: Roman (German Edition)

Im Tal des Fuchses: Roman (German Edition)

Titel: Im Tal des Fuchses: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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jedes noch so kleine Vorkommnis in meinem Leben Bericht erstatten würde. Was gar nicht stimmte. Ich war nur irgendwie etwas einsam gewesen an jenem Abend. Dadurch redselig. Und Garrett war nett gewesen und charmant und der gute Zuhörer, der er sein konnte, wenn er wollte.
    »Am 21. Mai ruft Ihr Exfreund Sie an«, rekapitulierte Inspector Morgan, »und erfährt erstmals, dass es einen anderen Mann in Ihrem Leben gibt. Dass Sie also womöglich doch nicht kleinlaut zu ihm zurückkommen werden. Zugleich erhält er jede Information, die er braucht, um haarklein über Ihr nächstes Wochenende Bescheid zu wissen. Am Donnerstag, bevor Alexia Reece verschwindet, wird er zum letzten Mal an seinem Arbeitsplatz und in seinem Wohnhaus gesehen. Seitdem hat er sich in Luft aufgelöst und niemand weiß, wo er stecken könnte.«
    »Inspector, weshalb sollte er Alexia statt meiner etwas antun? Er hätte nun wirklich sofort gemerkt, dass er die falsche Frau vor sich hat!«
    »Vielleicht war es schon zu spät, als er das merkte. Er hatte vielleicht schon irgendetwas getan, was er Mrs. Reece nicht als harmlos verkaufen konnte. Also musste er sie zum Schweigen bringen.«
    »Sie verrennen sich. Wirklich. So ist Garrett nicht. Ich meine, er kann ein echter Kotzbrocken sein, aber er ist nicht kriminell. Und nicht gewalttätig. Das passt einfach nicht zu seinem Typ!«
    »Ich denke, er konnte aggressiv werden?«
    »Mit Worten. Ausschließlich mit Worten.«
    Morgan strich sich zum hundertsten Mal während unseres Gesprächs ihre Haare aus der Stirn. »Es wäre einfach gut, wenn ich mit ihm reden könnte«, sagte sie. »Es verkompliziert die ganze Sache, dass er nun plötzlich verschwunden ist.«
    Kurz überlegte ich, ob ich ihr sagen sollte, dass er vorhatte, zu meinem Geburtstag in der übernächsten Woche zu kommen, aber dann entschied ich mich dagegen. Es tat nichts zur Sache und würde bei ihr nur den Eindruck verstärken, dass er noch immer hinter mir her war. Sowieso hoffte ich, dass er sich vorher bei mir melden würde. Ich musste ihm sagen, dass er nicht kommen konnte. Meinen Geburtstag würde ich ohnehin nur dann feiern, wenn Alexia bis dahin wieder aufgetaucht war, und untergründig hatte ich eine Ahnung, dass das nicht der Fall sein würde. Irgendetwas Furchtbares war ihr zugestoßen, und es sah nicht so aus, als würde die Polizei schnell herausfinden, was passiert war. Jedenfalls nicht, wenn Inspector Morgan weiterhin so verbissen hinter dem harmlosen Garrett Wilder her war.
    »Hat sich sonst irgendetwas ergeben?«, fragte ich.
    Morgan schüttelte den Kopf. »Nichts, was uns wirklich weiterbringt. Das Auto wurde auf Spuren untersucht, aber es befinden sich hauptsächlich die Fingerabdrücke der Familie darin. Es sind auch häufig Freunde der Kinder mitgefahren, von ihnen dürften die anderen Spuren stammen. DNA -Spuren werden noch ausgewertet, aber ich vermute, da ist es dasselbe: die Reeces sowie Freunde und Bekannte der Familie. Es sieht auch nicht so aus, als sei in dem Wagen gekämpft worden. Abgesehen davon, dass er eine fahrende Müllhalde zu sein scheint, aber das ist wahrscheinlich bei einer Großfamilie normal.«
    Ich wusste, was sie meinte. Das Auto der Reeces, eine Art Kleinbus, musste man gesehen haben, um es zu glauben. Es herrschte darin dasselbe Chaos wie im Haus, nur konzentriert auf einen viel kleineren Raum. Bonbonpapier, Haarspangen, einzelne Socken, Sonnencreme, Pappbecher, leer gegessene McDonald’s-Tüten, Windeln, Puppenkleider, Filzstifte ohne Verschlusskappe, nackte Barbiepuppen mit abgedrehten Köpfen – all das flog in munterem Durcheinander vor allem im hinteren Teil des Wagens herum. Mindestens einmal pro Woche verkündete Alexia, sie werde das Auto aufräumen und jeden erschießen, der es danach wieder zumüllte, aber es kam nie dazu. Weder zum Aufräumen noch zum Erschießen.
    »Wie es aussieht, hat Mrs. Reece auf dem Parkplatz das Auto freiwillig verlassen. Was dann geschehen ist …« Morgan hob die Schultern.
    »Auf dem Handy waren jede Menge unbeantworteter Anrufe«, fuhr sie dann fort, »von Ihnen und von Mr. Reece. Sonst hat niemand versucht, sie zu erreichen. Ich habe auch Ihre verschiedenen SMS gefunden.«
    Ich merkte, dass meine Wangen heiß wurden, weil ich an die SMS von Freitagabend denken musste. Ich bin mit M. im Hotel  Eine Frau wie Inspector Morgan fand zumindest das Smiley dahinter sicher ziemlich teenagerhaft. War es wahrscheinlich auch.
    »Es waren auch andere, ältere

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