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Im Tal des Schneeleoparden

Im Tal des Schneeleoparden

Titel: Im Tal des Schneeleoparden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffanie Burow
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kam zu spät. Einmal, zweimal sah er Moons Kopf noch in der weißen Gischt auftauchen, dann entzog ein Felsblock ihn endgültig seinen Blicken.
    Sylvain stand wie vom Blitz getroffen. Es konnten kaum mehr als zwanzig Sekunden vergangen sein, seit Moon in den Fluss gestürzt war, doch Achim erschien es wie eine Ewigkeit. Warum tat Sylvain nichts? Achim verdoppelte seine Anstrengung, verlängerte seine wahnwitzigen Sprünge und erreichte schließlich das jenseitige Ufer. Sylvain starrte mit versteinertem Gesicht den Fluss hinunter. Achim versetzte ihm eine heftige Ohrfeige, um ihn aus seiner Starre zu wecken, dann hastete er weiter, umrundete den Felsblock, rannte wieder zum Ufer, die Augen fest auf das Wasser gerichtet. Ausgerechnet hier ergoss es sich über flache Stromschnellen, ein Hexenkessel aus Felsen und Schotter und Gischt und Strudeln. Von Moon keine Spur. Panik wallte in ihm auf. Wie sollte sein Freund diese eiskalte Hölle überleben? War er mit dem Kopf gegen einen Stein geknallt und ertrunken? Nach weiteren fünfzig Metern, am Ende der Stromschnellen, zwang sich Achim zum Anhalten. Obwohl seine Lungen brannten, brüllte er immer wieder Moons Namen, suchte den Fluss mit den Augen ab, Meter für Meter, und dann endlich sah er es, ein dunkles, gegen einen Felsen gepresstes Bündel. Hoffnung überflutete ihn. Sofort stürmte er das Ufer wieder hinauf und sprang ohne nachzudenken ins Wasser. Die Strömung prallte mit unfassbarer Gewalt gegen seine Beine, und hätte nicht die Verzweiflung seine Kräfte verdoppelt, wäre er verloren gewesen. Zum Glück war der Felsen, an den sich Moon klammerte, keine zehn Meter vom Ufer entfernt. Mit angstvoll aufgerissenen Augen blickte Moon ihm entgegen, und Achim registrierte mit Erleichterung, dass er bei Sinnen war. Mit aller Kraft stemmte er sich gegen die Strömung und watete auf Moon zu. Etwa zwei Meter entfernt, noch außerhalb seiner Reichweite, wurde der Fluss abrupt tiefer, und beinahe hätte Achim dasselbe Schicksal ereilt wie Moon, doch es gelang ihm, das Gleichgewicht zu wahren. Fluchend kämpfte er sich wieder einen Schritt zurück. Was nun?
    »Bist du verletzt?«, schrie er über das Toben des Flusses hinweg.
    »Nein!«, rief Moon mit überraschend kräftiger Stimme. »Ich glaube, es ist alles in Ordnung.«
    »Gut. Aber wir haben ein Problem: Ich kann nicht zu dir kommen, allerdings habe ich hier einen einigermaßen festen Halt. Traust du dir zu, dich mit ausgestreckten Armen von dem Felsen abzustoßen, so dass ich dich greifen kann?«
    Moon blickte zweifelnd auf den brodelnden Wasserstreifen zwischen sich und Achim. Dann verengten sich seine Augen. »Ich kann es!«, schrie er.
    »Wir haben nur einen Versuch.«
    »Ich weiß.«
    »In Ordnung. Sag Bescheid, wenn du bereit bist.«
    Beide sammelten sich. Achim grub seine robusten Schuhe in das Kiesbett und verkantete den rechten Fuß zwischen zwei Steinen, eine bessere Möglichkeit zum Verankern fand sich nicht. Moon nickte. Achim beugte sich vor und streckte die Arme aus. Nur einen Meter, dachte er. Du musst mir nur einen Meter entgegenkommen. »Jetzt!«
    Moon schnellte vor wie ein Fisch, Sekundenbruchteile später spürte Achim seine Finger um sein linkes Handgelenk. Mit der Rechten packte er zu, umklammerte Moons Arm mit beiden Händen und zog, zog mit der Kraft eines Bären, während der Strom den hilflosen Moon in die andere Richtung zerrte, aber er ließ nicht los, kämpfte sich Schritt für Schritt rückwärts zum Ufer, bis Sylvain seine Taille griff und ihn in seiner Anstrengung unterstützte. Keine Minute später sanken die drei Männer auf die Kiesel am Ufer. Niemand sprach ein Wort.
    Achim horchte in sich hinein. Alles war heil geblieben. Er wälzte sich zur Seite und begutachtete Moon. Der junge Mann lag mit geschlossenen Augen auf dem Rücken und bewegte stumm die Lippen. Ein Gebet, dachte Achim, ein Dankesgebet, zu welchem Gott auch immer. Sie waren davongekommen. »Alles okay?«
    Moon beendete sein Gebet und schlug die Augen auf. Eins nach dem anderen bewegte er seine Glieder, drehte den Kopf hin und her und grinste schließlich breit. »Nepalesen sind hart im Nehmen«, sagte er.
    Was zu viel war, war zu viel. Achim rastete aus. Er sprang auf und starrte auf Moon hinunter.
    »Was habt ihr euch dabei gedacht?«, brüllte er. Die Anspannung verließ seinen Körper und machte einer reinigenden Wut Platz, die ihn seine eigene durchweichte Kleidung und die Kälte vergessen ließ. »Seid ihr wahnsinnig

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