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Im Tal des Vajont

Im Tal des Vajont

Titel: Im Tal des Vajont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mauro Corona
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nicht sagen können, dass sie mich nicht gesehen hätten.
    Als wir jedenfalls an jenem Tag auf der Mandrizhöhe mitten im noch grünen Gras lagen, sie unter mir, bewegte sie sich wieder einmal so gut wie überhaupt nicht. Als wäre sie verletzt oder gar tot. Da fiel mir jenes erste Mal mit dem Baumstumpf der Jungfrauen ein, als ich sie oberhalb der Mandrizweide auf den umgestürzten Holzklotz geworfen hatte und sie sich wie besessen bewegte und ihr Gesicht unter meinen Stößen immer wieder gegen den Baumstumpf schlug, bis ihr das Blut aus der Nase lief. Es machte mich wütend, daran zu denken, denn ich konnte einfach nicht verstehen, warum sie nicht mehr so wild war wie früher, als sie noch wie eine nervöse Viper zuckte, wenn sie unter mir lag. Seit Monaten war sie jetzt schon wie ein Brett so steif und reglos, dass ich dachte, es mache ihr wohl keinen Spaß mehr. Vor lauter Gereiztheit sah ich plötzlich auch noch Sterne. Und als ich dann in der Nähe einen Riesenameisenhaufen mit wespengroßen Ameisen entdeckte, dachte ich gleich, dass damit der richtige Augenblick gekommen wäre, sie einmal, wie es sich gehört, wieder richtig in Schwung zu bringen. Mit einem Ruck hob ich sie hoch, ihre Beine noch gespreizt, und warf sie mit dem Hintern zuerst auf den Ameisenhaufen, um sie dann zu nehmen und dabei zugleich niederzuhalten. Und wie sie sich da auf einmal bewegte, mit dem nackten Hintern im Ameisenhaufen und den Ameisen, die an ihr rauf- und runterkrabbelten, dass sie zu schreien anfing!
    Da gab ich ihr hintereinander vier Ohrfeigen, auch wenn ich das bei Frauen ungern tue, und zog sie dann wieder aus dem Ameisenhaufen heraus, aber so hatte sie jedenfalls begriffen, dass sie sich bei mir wie früher bewegen musste, sonst würde ich sie wieder dorthin mit dem Hintern zuerst in den Ameisenhaufen setzen.
    Sie wischte sich die Ameisen vom Körper, und während sie mich noch auf das Übelste beschimpfte, blickte sie plötzlich in eine andere Richtung und wurde mit einem Mal ganz ernst. Sie zeigte mit dem Finger zum Wald und rief: »Schau, die Pilze!« Ich folgte ihrem Blick und sah ringsum tatsächlich viele falci bianche , Knollenblätterpilze, bei deren Verzehr man in kürzester Zeit mausetot ist. Mit feurigen Augen sagte sie mir, man bräuchte doch nur Raggio diese Pilze zu essen zu geben, und alles regelte sich von selbst. Nicht einen giftigen Pilz würde ich Raggio geben, gab ich zurück. Worauf sie mit Eisesstimme erwiderte, sie würde sie ihm in die Reissuppe geben, und begann damit, die falci bianche zu pflücken und in ihre Schürze zu legen. Da kam mir mit einem Schlag die Geliebte meines Bruders in den Sinn, der sie Tollkirschen gegeben hatten. Da ich wusste, dass sie nun endgültig dazu entschlossen war, ihrem Mann die giftigen Pilze zu essen zu geben, sagte ich ihr, es gäbe noch einen anderen Weg, um Raggio aus dem Verkehr zu ziehen, ohne dass er dabei sterben müsse. Ja, welchen denn?, fragte sie und schaute mich an, glühend vor Verlangen, ihn loszuwerden. Tollkirsche, erwiderte ich, und dass auch nur ein paar Bällchen davon ausreichten, und er würde für den Rest seines Lebens irre werden und so niemandem mehr im Weg umgehen. Wie man ihn denn dazu bringen könne, Tollkirsche zu essen, fragte sie noch. Trinken muss er sie, antwortete ich ihr, man braucht sie nur zu zerstampfen und ihm in den Kumpf zu geben, so würde er, wenn er wie gewöhnlich nach dem Mähen das Wasser, wegen der darin enthaltenen Kräfte des Grases, aus dem Kumpf trank, zugleich mit dem Wasser auch die Tollkirsche trinken und dann den Kopf so voller Wespen kriegen, dass er uns zwei gar nicht mehr weiter beachten würde.
    Für Augenblicke senkte sie nachdenklich den Kopf und sagte dann, dass es so auch gehen könne. Jedenfalls besser, als gar nichts zu tun, und es würde ihr schon reichen, wenn er verrückt wäre, denn so wie bisher könne es nicht weitergehen, und damit warf sie die eben aufgesammelten falci bianche wieder weg. Am selben Tag machte ich mich noch auf den Weg in Richtung der Käserei Galvana und bog auf der Suche nach Tollkirschen immer wieder in den angrenzenden Wald ein, bis ich schließlich drei Pflanzen fand, von denen ich drei nussgroße und schwarzbeerfarbene reife Beeren pflückte. In Wahrheit reicht schon eine einzige reife Tollkirschenbeere, um eine Person wahnsinnig werden zu lassen, aber ich wollte sicher sein, dass Raggio vollends den Verstand verlieren würde, und so pflückte ich drei. Die hängte ich

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