Im Tal des Vajont
Osteria von Pilin gesehen. Er hatte einen halben Liter Schnaps getrunken und dann gesagt, jetzt würde er sein Haus mal so richtig einheizen. Alle glaubten, er wolle ein Feuer im Ofen und eins im Herd machen und vielleicht auch eines im Innenhof, denn das halb aus Stein, halb aus Holz gebaute Haus hatte einen schönen Hof mit einem Unterstand voll von gespaltenem Holz. Aber für Carle dal Bus dal Diaul war es immer zu kalt, und je mehr Holz er aufs Feuer legte, umso weniger warm würde es im Haus, sagte er, und außerdem habe er in mehr als fünfzig Jahren nie eine solche Kälte im Kreuz gespürt. Dabei dachte niemand daran, er würde sein Haus anzünden, als er die Osteria von Pilin mit den Worten verließ, dass er es nun ein für allemal einheizen gehe. Doch es war nicht einmal eine halbe Stunde vergangen, schon hörte man die Leute rufen, es sei irgendwo ein Feuer ausgebrochen. Das Haus von Carle dal Diaul brannte wie ein Stück Harzholz, und die Ersten, die eintrafen, berichteten, dass man ihn drinnen noch schreien hörte, jetzt in der Hölle sei es ein für allemal heiß genug. Und er verfluchte Gott und sagte, er, Carle, sei Sohn des Teufels, denn seine Mama habe Unzucht mit dem Teufel getrieben, und aus dieser Unzucht sei er hervorgegangen und kehre jetzt zum Teufel zurück.
Noch ein letzter Fluch, dann hörte man nichts mehr, denn Carle war inzwischen verkohlt. Im Grunde war sein Name schon eine Art Schicksal, weil dal Bus dal Diaul bedeutet: vom Teufelsloch, das heißt, der Hölle.
Damals fehlte nicht viel, und das ganze Dorf wäre in Feuer aufgegangen, weil alles Wasser gefroren war. Um die anderen Häuser zu retten und ein Überspringen des Feuers zu verhindern, sägten und schlugen sie die Zwischenbalken weg. Hundert Mal verfluchte jemand Carle dal Bus dal Diaul dafür, dass er fast alle Häuser im Umkreis in Brand gesetzt hätte. Zunächst wollte man retten, was noch zu retten war, dann machten sich alle zusammen daran, den armen Carle aus den Überresten seines Hauses zu bergen. Was sie vorfanden, war eine Art verbrutzeltes Stück Kohle, bei dem man Angst bekam. Es war, als sähe man den leibhaftigen Teufel vor sich. Mehr als alles andere ließen einen die Augen erschauern, die, teils milchweiß, teils blutrot, weit aus den Höhlen herausgetreten waren. Wie jene des armen Toni della Val Martin, nachdem er auf der Palazza vom Blitz getroffen worden war. Jemand erzählte, dass ihm dabei auch zwei kleine Hörner herausgetreten waren, aber das war dummes Gerede.
Wir beeilten uns, ihn zu begraben, doch in einiger Entfernung vom armen Jacon Piciol, denn Carle hatte sich schließlich selbst umgebracht und sollte nicht unter dieselbe Erde zu dem, der für sich allein gestorben war. Und auch diesmal konnten wir nur unter großer Anstrengung eine Grube ausheben, die Erde war bis in die Tiefe durchgehärtet, als würden wir mit der Spitzhacke auf Felsen hauen.
Nach der Beerdigung begannen wir gleich, mit unseren vor Kälte schon fast schwarzen Händen die vom Feuer beschädigten Häuser wieder zu reparieren, und nach einer Woche war alles wie zuvor. Dabei hielt die Kälte unvermindert an, das Wasser taute nicht, und so konnte man der täglichen Prozession von Eimer tragenden Menschen beiwohnen, die das gesegnete Wasser von der warmen Quelle des Rio Valdenere holen gingen. Und alle dankten sie Gott für das Wunder der warmen Quelle, die niemals zufror.
Und auch ich dankte Gott dafür.
Am Tag des Dreikönigsfestes wurde im Ortsteil San Rocco den Jungvermählten Maria und Felice Corona Menin ein kleines Mädchen geboren. Da draußen ein Meter Schnee lag und man bei der Kälte kaum atmen konnte, brachten alle dem Paar etwas Holz, um das neugeborene Kind zu wärmen. Sie hatten Angst, es könne sterben; die Kleine hingegen gab nicht das geringste Zeichen von sich, dass sie frieren würde, und weinte auch nie. So wurde sie Neve, Schnee, genannt und auch auf diesen Namen getauft, denn sie war gesund und frisch wie der Schnee. Neve Corona Menin, das einzige Mädchen, das in diesem Jahr der großen Kälte geboren wurde und das, wenn alle anderen froren, selbst keine Kälte spürte. Ein ganz besonderes Kind, wie eine kleine Heilige war sie gekommen, um etwas Wärme in diese Winterplage zu bringen. Und dass sie ein besonderes, von Gott gesandtes Wesen war, das zeigte sie allen gleich nach fünf Tagen, kaum dass sie in diesem frostigen Strafwinter zur Welt gekommen war.
Felice Corona Menin besaß eine junge Hündin
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