Im Tal des wilden Eukalyptus
nicht noch einmal so viel Milde walten lassen. Wenn er erfährt, dass du Pemulwuy hilfst, dann kann er dich sofort wieder zum Sträfling machen. Oder noch Schlimmeres â¦Â«
»Ich helfe Pemulwuy nicht. Ich will nur mit ihm reden.«
»Ach, und du glaubst, dieser feine Unterschied wird Gouverneur King bewusst sein?« Ein plötzliches Frösteln überkam sie. »Willst du, dass dein Sohn auch ohne Vater aufwächst?«
Duncan zögerte. Sein halbes Leben lang hatte er geglaubt, sein Vater sei in Irland wegen Pferdediebstahls hingerichtet worden. Stattdessen war Joseph mit einem der ersten Sträflingstransporte nach Neuholland verschifft worden. Genau wie dreizehn Jahre später auch Duncan.
»Das ⦠das ist es nicht wert!«, sagte Moira leise und fasste nach seiner Hand. »Versprich es mir. Versprich mir, dass du nicht zu Pemulwuy gehen wirst. Und dass du nichts tust, was dich in Gefahr bringt.«
Duncan strich über den dunklen Schopf seines schlafenden Sohnes. Dann nickte er.
»Da kommt jemand«, bemerkte er nach einer Weile. Er stand auf und ging zur Tür.
Jetzt vernahm auch Moira die Geräusche einer vorfah renden Kutsche. Elizabeth? Oder DâArcy Wentworth? Nein, der war ja mit John Macarthur unterwegs nach Kapstadt.
Sie hörte Duncan mit jemandem reden, dann begann ihr Herz zu rasen, und wie zum Schutz drückte sie Joey an sich. Es war Dr. Alistair McIntyre. Ihr Ehemann.
Hastig richtete sie ihr leichtes Hemd. Mit jedem hätte sie gerechnet, nur nicht mit ihm. Sie hatte den alten Bock, wie sie ihn heimlich nannte, zum letzten Mal Anfang des Jahres gesehen, als sie ihre Sachen aus seinem Haus geholt hatte.
»Darf ich hereinkommen?«
»Sicher.« Duncan gab die Tür frei. Sie warf ihm einen schnellen Blick zu, aber er hob die Schultern und schüttelte den Kopf.
McIntyre trat ein; eine krummbeinige Gestalt im dunklen Rock, die Arzttasche in der Hand. »Guten Tag, Moira.«
Sie nickte stumm. Sie hätte sowieso kein Wort herausgebracht. Wieso war er gekommen? Er war noch nie hier gewesen. Würde er etwa das Geld zurückfordern, das er ihr monatlich zukommen lie�
»Ich habe von deiner Niederkunft erfahren«, begann McIntyre. »Und da ich ohnehin gerade in der Gegend war, kann ich auch nach Mutter und Kind sehen.« Er stellte seine Arzttasche auf den Tisch und lieà einen raschen Blick hinter den runden Brillengläsern durch den Raum gleiten, dann trat er neben Moiras Bettstatt. »Wie geht es dir?«
Sie räusperte sich, ihre Kehle schien wie zugeschnürt. »Gut. Elizabeth â Mrs Macarthur hat mir geholfen.«
»Und das ist also der Nachwuchs. Darf ich?«
Moira nickte zögernd. Sein Verhalten verwirrte sie. Er war so â anders. So freundlich. Andererseits konnte es nicht schaden, wenn ein Arzt sich den kleinen Joey einmal ansah.
McIntyre legte das Kind auf das FuÃende des Bettes und wickelte es vorsichtig aus dem Tuch, in das Moira es gehüllt hatte. Als er die frische Windel öffnete, erwachte der Junge und begann zu schreien, die kleinen Ãrmchen und Beinchen strampelten wild. Moira beobachtete ihn angespannt. McIntyre besah sich den Körper des Säuglings genau, bewegte die GliedmaÃen und strich zuletzt über seine FuÃsohlen.
»Ich gratuliere«, sagte er schlieÃlich und reichte Moira das Kind. »Das ist ein gesunder kleiner Bursche.«
Moira stieà einen kleinen Seufzer aus. »Danke«, murmelt e sie und begann, Joey wieder einzuwickeln.
»Trinkt er gut? Hast du genug Milch?«
Sie bejahte.
»Sie hat Schmerzen«, sagte Duncan. Moira hob den Kopf und funkelte ihn böse an. »Jedes Mal, wenn sie stillt.«
McIntyre hob eine Braue. »Auch Fieber?«
»Ich werde nicht â¦Â«
»Moira, bitte!«
Die ungesagten Worte schwebten im Raum. Nach der Fehlgeburt im vergangenen Jahr war er zu Recht besorgt. Und so nickte sie schlieÃlich zähneknirschend.
»Ich warte drauÃen«, sagte Duncan und war schon auf dem Weg zur Tür.
»Nein«, hielt Moira ihn zurück. »Bitte bleib.« Wenn es sein musste, würde sie sich untersuchen lassen, aber sie wollte dabei nicht mit McIntyre alleine sein.
Seine tastenden Hände auf ihrem Bauch waren erstaunlich sanft.
»Kein Grund zur Sorge«, sagte er schlieÃlich und zog Moiras Nachthemd wieder über ihren SchoÃ. »Das sind nichts weiter als
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