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Im Tal des Windes: Roman (German Edition)

Im Tal des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Im Tal des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Maly
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wird nicht glücklich sein, wenn er erfährt, wie Sie unseren Besitz behandeln, für den Sie die Verantwortung tragen. «
    Arthur sah sie einen Augenblick überrascht an. Johanna hatte ihm noch nie mit Thomas gedroht. Als sie gerade glaubte, einen Sieg errungen zu haben, brach ihr Gegenüber in schallendes Gelächter aus. Er lachte und lachte.
    Seine Reaktion nahm Johanna den Wind aus den Segeln, sie wusste nicht mehr, wie sie reagieren, was sie sagen sollte.
    » Ich wüsste nicht, was es da zu lachen gibt « , wies sie ihn schließlich scharf zurecht. Arthur verstummte.
    » Thomas Waters ist seit sechs Jahren mein Vorgesetzter. Ich glaube, ich kenne ihn ein wenig besser als Sie, Ma’am. Und jetzt gehen Sie wieder in Ihre Kabine und versuchen, ein wenig zu schlafen, der Sturm wird nicht ewig dauern. «
    Mit diesen Worten schlug er ihr die Tür vor der Nase zu. Johanna rang nach Atem und versuchte, ihre Tränen herunterzuschlucken. Was für ein schrecklicher, ungehobelter Kerl. Als siewieder vor ihrer Kabinentür stand, traf sie eine Entscheidung.
    Sie würde selbst nach Star sehen!
    Sie stürmte den Gang entlang und eine Treppe hinunter. Der erste Boy, den sie fand, versuchte, sie zu beschwichtigen, und drängte sie höflich, zurückzugehen, doch so leicht gab sie nicht auf.
    Nach zahlreichen höflichen, aber gleichlautenden Antworten war sie endlich bei den Treppen angelangt, die zu den unteren Decks führten. Ein Maat stand dort Wache. Als er ihr kurz den Rücken zuwandte, huschte sie an ihm vorbei.
    Während sie mit rasendem Herzen die Treppen hinunterhastete, merkte sie, dass das Schiff längst nicht mehr so stark schwankte wie noch eine Stunde zuvor.
    Die Menschen hatten aufgehört zu schreien. Ein Seemann, der offensichtlich vor den Zugängen der Decks Wache hielt, auf denen die Reisenden der unteren Klasse und angeblich auch einige Gefangene untergebracht waren, musterte sie kurz, hielt sie aber nicht auf, als sie mit gerafften Röcken weitereilte.
    Je tiefer sie in das Schiff vordrang, desto stickiger wurde die Luft. Bald stank es wie in den schlimmsten Vierteln Londons.
    Als sie endlich die Unterdecks erreicht hatte, hielt sie sich ein Taschentuch vor den Mund. Der schwache Parfümduft kam kaum gegen die anderen Gerüche an.
    Es stank nach den Exkrementen vieler Tiere. Schafe blökten, und hin und wieder schnaubte ein Pferd.
    Plötzlich wurde eine breite Tür von innen aufgestoßen, und zwei Männer trugen ein verendetes Schaf heraus. Ein dritter entdeckte Johanna, die sich an die Wand drückte, um Platz zu machen.
    » Sie haben sich wohl verlaufen, junge Dame « , sagte er und zog hastig die speckige Mütze vom Kopf. » Gehen Sie wieder die Treppen hinauf zum Oberdeck. «
    » Nein, nein… Ich bin genau dort, wo ich hinwollte. «
    Johanna trat näher. » Ich möchte nach meinem Pferd sehen. Mein Mann und ich haben sechs Pferde auf dem Schiff. «
    Der Bursche drehte unsicher seine Mütze in den Händen. Diejenigen, die das tote Schaf getragen hatten, waren im gegenüberliegenden Gang verschwunden.
    » Ich weiß nicht, ob ich Sie dort hineinlassen kann, Miss « , stotterte er.
    Johanna sah ihn zum ersten Mal richtig an. Ein sommersprossiger Junge mit blassblondem Haar, der aus seiner knappen, ärmlichen Kleidung längst herausgewachsen war. Er war um einiges jünger als sie, fünfzehn möglicherweise, vielleicht auch erst dreizehn.
    » Doch, du kannst mich hinbringen « , sagte Johanna entschlossen und hielt dem Jungen eine Münze hin.
    Er sah sich hastig um, nahm das Geld und öffnete die Tür.
    Wärme und Stallgeruch umfingen Johanna.
    » Was haben Sie für Pferde, Ma’am? «
    » Fünf Shire-Pferde und eine kleine rote Stute mit einer Blesse wie ein Stern. «
    » Sie haben Glück, die leben alle. «
    Johanna schluckte und folgte dem Jungen durch enge Gänge, von denen auf beiden Seiten Pferche voller Schafe abgingen. Es waren teure Zuchttiere, die die Herden in Neuseeland verbessern sollten.
    Johanna wusste wenig über Schafe, dennoch fiel ihr auf, dass es sich bei den Tieren auf dem Schiff ausnahmslos um Böcke handelte. Dicht gedrängt standen sie in engen Verschlägen. Hier und da war ein Tier gestürzt und zu geschwächt, um wieder auf die Beine zu kommen.
    Überall waren Männer dabei, tote und verletzte Tiere aus den Ställen zu ziehen.
    » Was ist mit ihnen? « , fragte Johanna und sah sich auf dem dunklen, stickigen Deck um.
    » Haben sich totgetreten. «
    Dann war der Bereich für die Schafe zu

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