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Im Tal des Windes: Roman (German Edition)

Im Tal des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Im Tal des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Maly
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« , sagte Abigail schließlich, nicht ohne einen gewissen Stolz in der Stimme. » Ich denke, die wird wieder. «
    Johanna war den Tränen nahe und umarmte die überraschte Frau.
    » Danke, danke! Ich weiß gar nicht, wie ich dir danken kann. «
    » Unsere Rationen fallen sehr karg aus « , antwortete Abigail prompt nüchtern und ging auf Abstand.
    Johanna fasste sich und sah sie an.
    » Ich kann nicht zu den Gefangenen gehen, das erlaubt Arthur nie. «
    » Ich weiß zwar nicht, wer dieser Arthur ist, aber ich bin jeden Nachmittag hier und sehe nach den Tieren. Wenn Sie mich suchen, weiß Ronny, wo Sie mich finden können. «
    In diesem Augenblick nahmen sie alle die schweren Stiefel wahr, die im Eiltempo über die Planken des Frachtdecks donnerten. Star riss erschrocken den Kopf hoch und blähte die Nüstern.
    Es war kein anderer als Arthur, der sichtlich erregt durch die Gasse auf sie zustürmte.
    » Verdammt, was tun Sie hier, Ma’am?! « , brüllte er und versuchte, nach Johannas Arm zu greifen. Sie wich blitzschnell zurück und fand zu ihrem eigenen Erstaunen die Courage, ihm mutig in die Augen zu blicken.
    » Fassen Sie mich nicht an, Arthur Remington. Niemals! Und ich verbitte mir diesen Ton! Ich bin nicht Ihre Magd, sondern die Frau Ihres Vorgesetzten! «
    Arthur schien für einen Augenblick fassungslos. Johanna bemerkte, dass er noch immer betrunken war. Er schwankte kurz, dann stützte er sich mit vorgetäuschter Gelassenheit an einer Boxentür ab. Er rieb sich den Bart und musterte erst Ronny und dann Abigail, die ein paar Schritte zurückgetreten war und die Hände mit den verräterischen Fesseln so gut es ging zu verbergen versuchte.
    » Ich habe nach meinem Pferd gesehen, und das war offensichtlich mehr als nötig. Star ist verletzt. Vielleicht sollten Sie nach den Tieren meines Mannes sehen, Arthur, wie es Ihre Aufgabe ist. «
    Arthur fasste sich leider allzu schnell wieder. » Erst einmal bringe ich Sie zurück in Ihre Kabine, Ma’am, dann sehen wir weiter! «
    Er griff erneut nach Johannas Arm. Diesmal reagierte sie zu spät. Sie sah sich hektisch um. Weder Ronny noch Abigail würden sich in dieser Situation erkenntlich zeigen.
    Johanna fing noch den mitleidigen Blick der Irin auf, dann folgte sie Arthur widerwillig.

Juli 1844
    London
    D er Frühling verstrich rasend schnell, und es wurde Sommer. Johanna kam es vor, als lebte sie nur noch von einem Wochenende zum anderen und verbrachte die Tage dazwischen mit Vorbereitungen für den nächsten Opernbesuch, den nächsten Ball, das nächste Fest. Immer ging es darum, sie in die Gesellschaft einzuführen und nach einem potenziellen Ehemann und Retter der angeschlagenen Familie Chester Ausschau zu halten.
    Doch Johannas Eltern waren nicht die Einzigen, die auf diese Weise ihre finanziellen Probleme lösen wollten. So bemühten sich viele junge Frauen kokett um die Gunst weniger Männer, und die meisten von ihnen gingen geschickter vor als Johanna. Sie schienen tatsächlich nichts anderes im Sinn zu haben, als baldmöglichst zu heiraten und Kinder zu gebären.
    Johanna ließ all das mit einer seltsamen Benommenheit über sich ergehen. Noch immer konnte sie sich nicht vorstellen, irgendeinen Fremden zu heiraten. Die Männer, die sie kennenlernte, waren uninteressant und schnell wieder vergessen. Ihr Herz war in wildem Aufruhr, und es gehörte Liam, ganz und gar ihm. Jeder Gedanke, jeder Atemzug galt ihm. Johanna schwankte zwischen Freude und Tränen und betete darum, dass Gott doch noch ein Einsehen mit den Chesters haben würde. Sie hatte Liam seit dem Treffen im Park nicht wiedergesehen, doch sie schrieben einander oft. Miss Warington zeigte sich als treue Botin und brachte zwei, manchmal auch drei Briefe pro Woche.
    Doch all die lieben Worte konnten nichts dagegen ausrichten, dass die Suche nach einem wohlhabenden Mann weiter voranschritt.
    An diesem Sonntag hatte Elisabeth Chester erneut das Theater als passenden Veranstaltungsort ausgewählt. Noch während sie darauf warteten, dass sich der Vorhang hob, wurde Johanna eingeschärft, gefälligst zu lächeln und Konversation zu betreiben, sobald sie jemand ansprach.
    Johanna konzentrierte sich kaum auf das Bühnengeschehen. Elisabeth Chesters Verhalten war ihr unangenehm. Ihre Mutter suchte das Publikum mit ihrem kleinen, goldenen Opernglas ab und flüsterte Johanna zu, was sie über die erlesenen Besucher wusste und wem sie gefälligst schöne Augen machen sollte.
    Irgendwann reichte sie das Glas an

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