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Im Tal des Windes: Roman (German Edition)

Im Tal des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Im Tal des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Maly
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hat ihn mit aufs Feld genommen. Wir haben das Haus für uns. Tamati ist seit heute Nacht fort. « Kurz wurde ihr Blick sorgenvoll, und ihre Augen verdunkelten sich, dann kehrte ihr Lächeln zurück.
    Im Gegensatz zu Abigail, gelang es Johanna nicht, ihre Stimmung zu verbergen. Abigail setzte sich zu ihr und nahm ihre Hand.
    » Da ist doch etwas, Mrs Waters, mehr als die Sorge um Ihr Heim oder Ihren Mann. Wenn Sie möchten, können Sie hier bei uns bleiben, ich habe es Ihnen schon einmal angeboten. An Ihrer Stelle würde ich nie wieder zu diesem Kerl zurückkehren. Das haben sich Ihre Eltern sicher nicht dabei gedacht, als sie ihre Tochter gut verheiratet haben. « Sie hatte das Wort ausgespien, als besäße es einen ekelhaften Beigeschmack.
    Johanna wich dem forschenden Blick der Freundin aus und betrachtete das Webmuster der Flechtwände für eine Weile, doch sie konnte nicht entfliehen.
    Eigentlich war sie deshalb hergekommen, auch wenn ihr das erst nach ihrem hastigen Aufbruch klar geworden war.
    Sie musste reden. Ihr Geheimnis würde ihr sonst noch den Verstand rauben. Und wer, wenn nicht Abigail, die ihre Liebe über alle Konventionen stellte, würde sie verstehen.
    » Erinnerst du dich an unser Gespräch auf dem Schiff, Abigail? Als ich dir erzählte, dass ich eigentlich einen anderen Mann liebe? «
    Die Irin nickte langsam.
    » Sicher erinnere ich mich. «
    » Er ist hier. «
    Abigail starrte sie ungläubig an.
    » Er ist hier? Doch nicht dieser Offizier Fitzgerald, oder? Ich habe mich schon gewundert, was er im Dorf verloren hat. Er streift hier ständig herum, als wäre er nach etwas auf der Suche. Also auf der Suche nach Ihnen? «
    Johanna nickte und knetete ihre Hände.
    » Ja. Was soll ich nur machen, Abigail? «
    » Ich kann Sie gut verstehen. Da liegt dieses miese Schwein Thomas Waters da und weiß nicht, ob er sterben oder leben will, und Sie hocken hier, beweinen, was er alles ruiniert hat, und dann kommt dieser gut aussehende Kerl… «
    » Abigail! «
    » Ich sage nur, was ich denke. Wenn Tamati nicht mein Herz erobert hätte, könnte mir dieser Fitzgerald auch gefallen. « Sie grinste verschmitzt. » Also, erzählen Sie mir alles. «
    Johanna tat genau das. Als sie endete, umarmte Abigail sie.
    » Ich kann Ihnen in dieser Sache nicht raten, Mrs Waters. Scheidungen sind schwierig, andererseits ist es an diesem Ende der Welt kaum jemandem wichtig, ob Sie getraut sind oder nicht. Vielleicht entscheidet sich Waters auch dafür zu sterben. « Sie hielt einen Moment inne, dann führte sie die Überlegung zu Ende. » Oder jemand anderes trifft die Entscheidung für ihn. Es gibt viele, die seinen Tod wollen. Er lebt nur, weil die Maori von Urupuia Sie hoch achten. Kehren Sie ihm den Rücken, Johanna, und Sie sind Witwe… und frei. «
    » Sag so etwas nie wieder! Ich mache mich nicht zur Mörderin! «
    » Sie wären keine Mörderin! «
    » Nein, so etwas tue ich nicht. Wenn Gott mich mit dieser Ehe prüfen will, dann werde ich diese Prüfung bestehen. Ich habe mich schon genug versündigt, ich… «
    Johanna bedeckte das Gesicht mit den Händen. Tränen stiegen ihr in die Kehle, doch sie unterdrückte sie. Weinen löste keine Probleme, tat es nie. Die Lösung, die Abigail vorschlug, war so einfach. Ein kleiner Teil von ihr wollte es tun, wünschte Thomas den Tod, für all das, was er ihr und anderen angetan hatte.
    Abigail strich ihr tröstend über den Rücken, und das beengte Gefühl im Hals verschwand.
    » Gott ist nicht schuld an dieser Ehe. Ihre Eltern haben Sie dazu gedrängt. Und jetzt versuchen Sie sich erst gar nicht zu rechtfertigen, dass sie ihnen helfen mussten, weil sie kein Geld hatten. In Irland besaßen wir nichts, Mrs Waters, wirklich nichts. Nicht einmal das löchrige Strohdach über unseren Köpfen gehörte uns! Sie mussten nicht heiraten, um Leben zu retten. Ihre Eltern haben Sie verkauft, für ihren Stand, ihren Ruf und ihren verdammten Luxus. «
    Johanna wischte die aufsteigenden Tränen fort.
    » Und was soll ich jetzt machen? Ich kann die Zeit nicht zurückdrehen. «
    » Nein, können Sie nicht. «
    Sie zuckte mit den Schultern.
    » Dann muss ich mit dem leben, was ich habe, und hoffen. «
    Johanna verschwieg Abigail, dass Liam Thomas beinahe ermordet hatte und seinen Tod noch immer plante. Sie wollte sich nicht ausmalen, was geschah, wenn es wirklich zum Duell zwischen den verfeindeten Männern kam.
    Abigail erhob sich, kramte eine Weile in einem Schränkchen herum und stellte

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