Im Tal des Windes: Roman (German Edition)
ihre Beine hinauf und setzte sich als Strudel in ihrem Magen fest. Ihr war schon wieder übel. So konnte es nicht weitergehen!
» Glauben Sie, ich weiß nicht, was mit Ihnen los ist? «
Johanna wandte sich erschrocken um. Hariata war ihr gefolgt und lächelte offen und glücklich, als wäre ihr im Leben nie etwas Schlechtes widerfahren. Johanna wusste viel über die alte Maori, vom Verlust ihrer Familie und dem entbehrungsreichen Leben, und wunderte sich daher umso mehr, wie Hariata so optimistisch bleiben konnte.
» Was soll schon los sein? « , antwortete sie bemüht fröhlich. » Der Streit mit Thomas muss mir wohl auf den Magen geschlagen sein. «
» Sie streiten viel, aber nicht so viel, Kindchen. Wie weit sind Sie? «
Johanna biss die Zähne zusammen. Als würde die Schwangerschaft erst dann Realität, wenn sie mit einem anderen Menschen darüber sprach.
» Achte oder neunte Woche « , presste sie hervor, » ich weiß nicht genau. «
Hariata legte ihr eine Hand auf den Arm.
» Ich freue mich für Sie « , sagte sie lächelnd, dann huschte die Erkenntnis wie ein Schatten über ihr Gesicht. » O nein. «
» Was soll ich nur machen, Hariata. Ich will dieses Kind, aber wie…?«
Die Maori trat noch dichter zu ihr.
» Teilen Sie das Bett mit Ihrem Mann. Tun Sie es so bald wie möglich, und dann beten wir zu den Göttern, dass sich das Kleine Zeit lässt. «
Johanna nickte schnell. Thomas verführen, auch das noch. Er schien kaum noch Interesse an ihr zu haben, seitdem sie ihm ständig die Stirn bot. Ein Umstand, wofür sie ihm früher dankbar gewesen wäre und der ihr jetzt schnell zum Verhängnis werden konnte.
» Ich versuche es. « Wie von selbst rollten Tränen über ihre Wangen. In den letzten Tagen reizte sie alles zum Weinen. Furchtbar. Und zugleich war sie sehr glücklich. Ein neues Leben wuchs in ihr heran. Ganz gleich, von wem das Kind stammte, es war ein göttliches Geschenk. Schon sehnte Johanna den Tag herbei, an dem sie die erste Bewegung würde spüren können. Ein Kind von Liam. Ein Beweis ihrer Liebe, verdammt, ein Geheimnis zu bleiben, und zugleich ein Glück, das ihr niemand mehr nehmen konnte. Diesmal würde sie alles dafür tun, um es zur Welt zu bringen. Und wenn es bedeutete, die ganze Zeit im Bett zu verbringen. Thomas könnte heilige Wälder abholzen und Dörfer verbrennen, sie würde Liams Kind bekommen.
Hariata nahm ihr die Waschschüssel und das Handtuch ab.
» Geben Sie mir das, ich kümmere mich darum. Und haben Sie keine Angst, Mrs Waters. Ich helfe Ihnen, und wenn ein Unglück geschieht, kommen Sie mit nach Hause zu mir. Wir Maori achten jedes Kind, ganz gleich, von welchem Vater es gezeugt wurde. Das Leben ist immer ein Geschenk. Gehen Sie jetzt. «
Seit zwei Wochen war Johanna Thomas aus dem Weg gegangen und hatte auch sein Bett gemieden, nachdem es ihr gelungen war, ein einziges Mal mit ihm zu schlafen. Ihr Bauch wölbte sich bereits verräterisch, und die anhaltende Übelkeit war schuld an ihrem Gewichtsverlust, der ihn noch deutlicher hervortreten ließ. Ihr Gesicht war schmal, die Arme dünn, doch in der Taille saßen die Kleider strammer als zuvor. Lange konnte es nicht mehr gut gehen.
Die Korsage, die noch alles kaschierte, würde das Kind früher oder später umbringen.
Johanna hielt die Luft an und zog die Schnürung fest. Ein kurzer Anflug von Panik. Sie wollte Liams Kind um jeden Preis.
In den letzten Wochen hatte sie immer und immer wieder die gleiche Frage gewälzt. Wie sollte sie es Thomas sagen, welche Ausrede würde er ihr glauben? Sie hatte alle Ideen verworfen und war zu dem Schluss gekommen, dass es nur eine Lösung gab.
Sie musste fort. Fort von ihm und dem Haus, das einmal ihr Heim gewesen war. Liam würde sie aufnehmen, oder nicht?
Sie hatte schon so viel gesündigt, da machte es vor Gott sicherlich keinen Unterschied mehr, ob sie mit dem Mann, mit dem sie ihren Ehemann betrogen und ein Kind gezeugt hatte, auch noch in wilder Ehe lebte, oder? Ganz überzeugt war sie nicht. Sie würde versuchen, mit Liam nur eine freundschaftliche Beziehung zu führen. Ob ihr das tatsächlich gelingen würde, wenn sie sich erst wieder gegenüberstanden, wusste sie nicht. Aber womöglich machte sie sich zu viele Gedanken, und er wollte sie und den Bankert nicht bei sich haben, immerhin war er verlobt oder vielleicht mittlerweile verheiratet.
Es klopfte an der Tür. Johanna fuhr erschrocken herum. » Einen Moment bitte! «
Während sie hastig versuchte, die
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