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Im Tal des Windes: Roman (German Edition)

Im Tal des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Im Tal des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Maly
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Gesicht, und ihr Mund war plötzlich staubtrocken. Als sie schließlich den Kopf hob, war sie überrascht, wie wohlwollend Waters sie ansah. Sein schmales Lächeln gab ihr den nötigen Mut.
    » Hätten Sie vielleicht Interesse, sich meine Rosen anzusehen? «
    » Mit dem größten Vergnügen! « , entgegnete Thomas Waters und stand eilends auf. Unter dem herrischen Blick ihrer Mutter wies Johanna ihrem Gast den Weg in den Garten.
    Sobald sie die Stufen zur Rasenfläche erreichten, atmete sie tief durch. Thomas hörte es und drückte kurz ihre Hand, die auf seinem Arm ruhte. » Es tut mir leid, wenn Sie sich meinetwegen unwohl fühlen, Miss Chester. «
    » Keineswegs! « , entgegnete Johanna schnell und sah hastig auf ihre Füße. » Ich bin nur nicht sehr wortgewandt, Sir. «
    Er lachte offen und wirkte, als er nun allein mit ihr war, so ganz anders als der verkniffen dreinblickende Mann von vorhin.
    » Sicher setzen Ihre Eltern hohe Erwartungen in Sie « , meinte er verständnisvoll.
    Oh, wie recht er hatte. Johanna vertrieb energisch den schmerzhaften Gedanken an Liam, der sich soeben in ihr Herz stehlen wollte.
    Sie blieben vor einer Laube stehen. Kletterrosen rankten daran empor, mit üppig duftenden Blüten. Überall summten Insekten.
    Johanna streckte einen Finger aus, um einer kugelrunden Hummel über den weichen Pelz zu streicheln. Das emsige Tierchen ließ sich von der Berührung nicht irritieren.
    » Stechen die denn nicht? « , fragte Thomas erstaunt und griff nach ihrer Hand.
    » Doch, tun sie… man darf ihnen nur keine Angst machen. «
    Johanna sah Thomas in die Augen, der ihre Hand streichelte und völlig hingerissen schien. Dieser Mann war nicht Liam, so ganz anders wie er, aber es schien ihm wirklich etwas an ihr zu liegen.
    Waters ging es nur um sie. Ihre Eltern wünschten diese Verbindung zwar, damit ihnen der zukünftige Schwiegersohn aus ihrer finanziellen Misere half, doch Thomas wurde weiterhin der Zugang zu den Kreisen der höheren Gesellschaft Londons verweigert.
    Seine Finger strichen so sacht über ihre Hand, als sei sie zerbrechlich wie Glas. Als er sie zu seinem Mund hob und einen Kuss darauf drückte, blieb ihr der Atem weg. Dann entzog sie sich ihm, wandte sich ab und berührte ihre Wange, die schon wieder glühte.
    » Sie wissen, was mich herführt, Lady Chester. Aber wenn ich Ihnen nicht gefalle oder Sie mich gar abstoßend finden, dann werde ich nicht wieder herkommen. « Seine Hand schmiegte sich an ihre Schulter. » Und fürchten Sie nicht den Zorn Ihrer Eltern. Ich würde es auf mich nehmen. «
    Überwältigt von seinen Worten fuhr Johanna herum.
    » Das würden Sie tun? «
    Thomas’ Blick wurde kalt, das Leuchten verschwand. Plötzliche Härte zwang seinen Mund zu einem schmalen Strich zusammen.
    » Also bedeutet das,… «
    » Nein, nein, keineswegs. Sie sind ein sehr sympathischer Mann, Mister… «
    » Dann darf ich Sie am nächsten Sonntag zu einem Spaziergang abholen? «
    Johanna schluckte. Sie stand an einem Kreuzweg, der für sie eigentlich nur in eine Richtung führte. Tränen krochen wie kleine Verräter durch ihre Kehle, flüsterten Liams Namen und machten ihre Stimme rau. Johanna räusperte sich und sah Thomas Waters nicht an. Sie hatte ihren Eltern ein Versprechen gegeben.
    » Ja, das würde mich freuen. «

    Vier Wochen später war Johanna noch immer eine freie Frau, doch die Verlobung mit Waters lag in der Luft wie ein drohendes Unwetter.
    Ein letztes Mal hatte Johanna ihre Eltern angefleht, noch ein wenig Zeit verstreichen zu lassen, bevor sie endgültig ihre Entscheidung für die Ehe mit Thomas Waters fällte.
    Vielleicht fand sich noch ein besserer Kandidat, der um ihre Hand anhalten und zugleich die Fitzgeralds vor dem Bankrott retten konnte. Und was wäre besser dazu geeignet als der Offiziersball der Akademie, der jährlich abgehalten wurde, um die adeligen Absolventen zu feiern. Was Johanna wirklich wollte, war Liam wiederzusehen, der sie in einem Brief sehnlichst um ihr Kommen gebeten hatte. Und wenn es das letzte Mal war, sie musste einfach an seinem Ehrentag mit ihm tanzen.
    Johanna setzte all ihre Überzeugungskraft ein, und schlussendlich bekam sie ihren Willen, nachdem auch Thomas Waters sein Kommen angekündigt hatte.
    Ausstaffiert mit einem neuen Kleid und dem besten Familienschmuck betrat sie, an der Seite ihres Vaters, den Saal. Anthony Chester fühlte sich in seiner Rolle sichtlich unwohl. Die Plaudereien über Afrika und seine Schätze gehörten

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