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Im Tal des Windes: Roman (German Edition)

Im Tal des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Im Tal des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Maly
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Mal, Vater. «
    » Schwörst du bei Gott, dass nicht mehr geschehen ist? «
    Sie nickte resigniert. » Ja, ich schwöre. « Und ich wünschte, es wäre mehr geschehen, fügte sie in Gedanken hinzu.
    Endlich ließ er sie los. Johanna sank gegen die Polsterung der Kutsche und richtete den Blick aus dem kleinen Fenster. Geschäfte, Alleebäume, vorbeiziehende Fassaden, alles war verschwommen durch ihre Tränen. Vorbei, vorbei, endgültig vorbei.
    Seltsam klar drangen nun die Worte ihrer Eltern an ihr Ohr. Lady Chester drängte darauf, sie schnellstmöglich zu verheiraten, und ihr Vater versprach, Thomas Waters gleich am nächsten Morgen um eine Unterredung zu bitten.
    Vorbei, es war vorbei.

    Nebel kroch von der Themse über Battersea Fields und hüllte die nächtlichen dunklen Wiesen in einen modrigen Dunst von Verderbnis. Im brackigen Wasser trieb gärender Abfall und reizte die Sinne.
    Thomas wechselte erneut einen Blick mit seinem Vertrauten Arthur und stieß ungehalten die Luft aus. Noch immer kochte der Zorn in ihm, nach der Schmach auf dem Ball.
    » Ich denke nicht, dass er noch kommt, Sir « , sagte Arthur. » Ich habe es doch gleich gesagt. Dieser Schotte ist ein feiger Hund. «
    Thomas trat einen Kiesel fort und schnaubte abfällig. Er gestand sich die Wahrheit nur ungern ein. Fitzgerald war nicht zu feige, er hielt es schlichtweg für unter seiner Würde, Thomas’ Herausforderung anzunehmen. Duelle waren nur unter Adeligen üblich, und Thomas’ Beleidigung war Miss Johannas Buhlen wohl allenfalls ein Schulterzucken wert. Aber Thomas wollte ihn tot sehen, unbedingt. Er hatte noch nie so viel für eine Frau empfunden. Der Gedanke, jemand anderes könnte Johanna bekommen, machte ihn krank und unsagbar wütend. Er verzehrte sich nach dieser Frau, die ihm tagsüber in der Fabrik die Konzentration und in den Nächten den Schlaf raubte. Für sie würde er die Chesters aus den Klauen der Banken freikaufen und Blut vergießen, ja, auch das. Sie durfte nur ihn lieben, einzig und allein ihn, denn sie waren füreinander bestimmt.
    » Sir, da kommt jemand! «
    Thomas drehte sich ruckartig um. Jetzt vernahm auch er den Klang von Hufschlägen. Der Reiter näherte sich in schnellem Trab. Nicht mehr als ein schwarzer Umriss unter den ebenso schwarzen Bäumen.
    Nebel dämpfte die Geräusche.
    Bald war der Mann so nah herangekommen, dass Thomas die glänzenden Knöpfe und Kragenspiegel des Uniformrocks erkannte. Ein Offizier. Fitzgerald ließ die Schmach also doch nicht auf sich sitzen. Bald würde es nur noch einen Mann geben, für den sich Johannas Herz entscheiden konnte.
    » Wo ist Ihr Sekundant? « , rief Thomas dem Reiter zu, als dieser gerade von seinem Pferd stieg.
    » Für ein Duell mit einem Bürgerlichen brauche ich die Etikette nicht zu achten, oder möchten Sie ein Ehrengericht einberufen? Ich sollte eigentlich gar nicht hier sein. « Er spuckte aus.
    » Umso besser. Arthur, bring die Pistolen. «
    Als Fitzgerald näher kam und das kalte Mondlicht seine Gestalt aus dem Nachtschwarz schälte, blieb Thomas überrascht stehen. Sein vermeintlicher Duellgegner sah Liam Fitzgerald zwar verdammt ähnlich, aber er war es nicht. Der Mann war dunkelblond, nicht braunhaarig und nicht ganz so groß wie Liam, wenngleich er dessen scharf geschwungene Brauen hatte. Es war Duncan, sein jüngerer Bruder.
    » Sie habe ich nicht erwartet. «
    » Nein, ich weiß « , entgegnete der Mann kühl.
    » Ist Fitzgerald zu feige… «
    » Sie sind etwas voreilig mit Ihren Beleidigungen, Waters. Ich sollte Sie abknallen wie einen räudigen Köter, der Sie ja auch sind. Ich lasse nicht zu, dass Sie Liams Glück zerstören! «
    Thomas hätte schreien mögen vor Wut. Er konnte die Herausforderung nicht zurückziehen, nicht wenn er sein Gesicht wahren wollte. Wenn er Pech hatte, würde ihn dieser Hanswurst erschießen. Doch darauf wollte er es nicht ankommen lassen.
    » Weiß Ihr Bruder, dass Sie hier sind? « , fragte er.
    » Nein, und er wird auch nie davon erfahren. «
    Eine seltsame Ruhe breitete sich in Thomas’ Herz aus und entspannte ihn wie süßes Gift. Er musste nur einen einzigen Schuss überstehen. Hastig ging er zu seinem Gehilfen und besprach sich flüsternd mit ihm, dann war es so weit.
    Arthur öffnete das Köfferchen mit den geladenen Duellpistolen und hielt es ihnen hin. Duncan traf seine Wahl und überprüfte die Waffe. Thomas glaubte zu sehen, wie die Hände des jungen Mannes für einen kurzen Augenblick zitterten. Er selbst

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