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Im Tal des Windes: Roman (German Edition)

Im Tal des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Im Tal des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Maly
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konnte. Er wollte schreien vor Wut, doch alles, was aus seiner Kehle drang, war ein erbärmliches Stöhnen. Die Polizisten drehten sich zu ihm um. Waters grinste ihn hinter deren Rücken höhnisch an.
    » Meine Männer helfen Ihnen gern dabei, diesen dreckigen Saboteur ins Gefängnis zu schaffen. «
    » Vielen Dank, Sir. «
    Waters gab den beiden Uniformierten die Hand. Wie es schien, kannte man sich, und die Männer konnten ein saftiges Bestechungsgeld erwarten, ebenso wie der Richter, der über Liams Fall urteilen würde. Es war ein abgekartetes Spiel.
    In diesem Moment hasste Liam sich selbst. Wie hatte er nur so blind sein können? Verzeih mir, Duncan, ich habe versagt.

Oktober 1845
    Im Tal des Windes
    T homas war die kleine Anhöhe hinaufgeritten und betrachtete die weiten Wälder, die nun ihm gehörten. Die Landschaft war beeindruckend. Hügel reihte sich an Hügel, dicht mit Urwald bewachsen. Sattes Grün in allen möglichen Schattierungen verschwamm in der feuchten Luft zu einem Blaugrau. Das Klima war wärmer als in England, aber mindestens genauso feucht. Perfekte Bedingungen, dass die Fauna wie verrückt spross. Die Urwälder glichen grünen Höllen, jeder noch so kleine Winkel war bewachsen mit Farn, Schlingpflanzen, Büschen und Gras. Die Täler waren von zahlreichen Wasserläufen durchzogen, die sich teils ein tiefes Bett gegraben hatten und alle in den Whanganui River mündeten. Thomas hatte das Tal des Windes am Ufer des Lake Tarapunga, der ebenfalls mit dem System des Whanganui verbunden war, zu seinem Siedlungsplatz auserkoren. Heute ruhte der See spiegelglatt und glänzend wie ein Tropfen Quecksilber zwischen den Hügeln.
    Es war ein malerischer Anblick, der Johanna sicherlich gefallen würde.
    Irgendwie hatte sich alles perfekt ineinandergefügt. Wenngleich es ihm am Anfang schwergefallen war, aus London fortzugehen.
    Doch er hatte keine Wahl gehabt. Es gab zwar keine Zeugen für das Duell in Battersea Fields, doch Gerüchte waren fast ebenso tödlich fürs Geschäft. Er hätte Duncan Fitzgeralds Leiche verschwinden lassen und noch einmal nachsehen sollen, ob Liam wirklich tödlich getroffen war. Doch diese Fehler ließen sich nicht wiedergutmachen.
    Sein Vater hatte ihm nahegelegt, aus London und besser noch aus England zu verschwinden, damit er am Ende nicht doch noch wegen Mordes angeklagt würde. Zwar war es ihnen gelungen, Fitzgerald eine Falle zu stellen und ihn wegen Sabotage verhaften zu lassen, als er in die Fabrik gekommen war, um den Tod seines Bruders zu rächen, doch wie lange er in der Zelle hocken würde, wussten sie nicht.
    Fitzgerald hatte unter den Offizieren schnell Freunde und Unterstützer gefunden, denen die aufstrebenden Bürger ohnehin ein Dorn im Auge waren. Wie Wölfe hatten sie Thomas belauert und versucht, ihm etwas nachzuweisen. Und die reiche Fabrikantenfamilie hatte viele Feinde. Thomas war sich sicher, über kurz oder lang würde sich jemand bereit erklären, einen Meineid zu leisten, und dann wäre er geliefert. Nein, so weit durfte es nicht kommen.
    Als dann ein alter Freund ein riesiges Stück Land in Neuseeland erbte und Thomas zum Kauf anbot, war die Entscheidung schnell gefallen. Er würde verschwinden und Johanna nachholen. Sie dachte noch an Fitzgerald, das wusste er genau, doch auf seine rechte Hand Arthur Remington war Verlass, er ließ sie keinen Moment aus den Augen. Sie durfte niemals herausfinden, was geschehen war, dass er seine Hand im Spiel gehabt hatte.
    Thomas ließ seine goldene Taschenuhr aufschnappen. Die Mechanik war schon vor einigen Wochen kaputtgegangen, doch die Uhrzeit interessierte ihn ohnehin nicht. Im Deckel war ein kleines Porträt von Johanna eingearbeitet, und der Miniaturmaler hatte sie wirklich gut getroffen. Wenngleich sie ihn nur selten so anlächelte wie auf dem Bild.
    Wut kochte in ihm hoch. Eigentlich sollte sie jetzt schon auf dem Weg zu ihm sein und die Hälfte der langen Schiffsreise zurückgelegt haben. Doch Johannas Schutz ging vor. Sosehr er sich wünschte, seine Frau bei sich zu haben, war sie doch in London besser aufgehoben. Die Lage in Neuseeland glich einem Pulverfass. Nicht allzu weit von ihm entfernt im Norden probte ein Maorihäuptling namens Te Maamku den Aufstand gegen die Krone und scharte zahlreiche Unterstützer um sich. Gemeinsam planten sie, die Landverträge von Waitangi für nichtig zu erklären und die Siedler zu vertreiben.
    Thomas hatte zusätzliche Männer angeheuert, doch noch blieb alles

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