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Im Tal des Windes: Roman (German Edition)

Im Tal des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Im Tal des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Maly
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vorn und lachte schelmisch. » Vielleicht nehme ich eine Pakeha zur Frau, mit Haaren wie Feuer. «
    » Nimm deine Finger weg! «
    Abigail stieß seinem Pferd den Fuß in den Bauch. Das Tier wich erschrocken aus, und der Maori musste ihren Zopf loslassen, wenn er sie nicht aus dem Sattel reißen wollte.
    » Wag es nie wieder! « , fauchte Abigail und hatte ihm doch fast im gleichen Moment verziehen.
    Tamati brachte sein Pferd schnell wieder unter Kontrolle. Beifällig rückte er seinen Umhang zurecht, strich über den Federkragen und grinste still vor sich hin.
    Die lauten Worte der Irin waren nicht unbemerkt geblieben. Johanna sah sich besorgt nach ihr um. Arthur parierte durch, wendete sein Pferd und versperrte Tamati den Weg.
    » Lass die Frauen in Frieden! « , befahl er barsch.
    Aus Tamatis Gesicht verschwand der schalkhafte Ausdruck und machte einer tödlichen Kälte Platz, sodass Abigail der Atem stockte. Der Maori war wirklich ein Krieger, wie die Wirtin gesagt hatte. Sein Blick war unmissverständlich. Er sehnte sich nach einem Kampf mit Arthur, und dessen Tod war ihm nicht mehr als ein Schulterzucken wert. Arthur bemerkte die drohende Gefahr nicht.
    » Wir haben uns nur unterhalten. «
    » Ja, das stimmt « , pflichtete Abigail ihm schnell bei und hatte das Gefühl, dass der dröhnende Herzschlag ihre Stimme übertönte.
    Arthur ließ sein Gewehr von der Schulter gleiten und richtete den Lauf auf Tamati. Seine Miene war eisig.
    » Du lässt sie in Ruhe, haben wir uns verstanden? «
    Tamati antwortete nicht. Die Waffe schien ihm keine Angst zu machen. Er warf Abigail einen triumphierenden Blick zu, schlug seinem Pferd die Hacken in die Flanken und preschte an Arthur vorbei.

    Üppige grüne Wiesen erstreckten sich zu beiden Seiten des Weges. Nach fünf anstrengenden Tagen waren die Pferde an diesem Morgen endlich ruhig. Sie hatten aufgehört, zu tänzeln und laut wiehernd nach den Artgenossen zu rufen, mit denen sie die Hölle der Schiffsreise durchlitten hatten, und beäugten die Landschaft gelassen, als wären sie in England.
    Johanna genoss es mittlerweile, nicht mehr im Damensattel reiten zu müssen. Es war schön und ungewohnt, plötzlich viel intensiver die Bewegungen ihrer Stute, jeden Stimmungswechsel und jede Anspannung spüren zu können.
    Johanna schloss die Augen. Um sie herum waren vertraute Geräusche. Knarrendes Lederzeug, die gedämpften Hufschläge der Pferde und hin und wieder ein leises Schnauben.
    In der Ferne schrien Vögel, die sie noch nie zuvor gehört hatte.
    Ein Mann räusperte sich, spuckte aus.
    Johannas Stute tat einen Schritt zur Seite und weckte damit ihre Reiterin aus ihren Träumereien. In diesem Moment gab Arthur seinem schweren Hengst die Sporen, und das Tier trabte schnaubend an.
    Johanna sah sofort, was die Aufmerksamkeit ihres unliebsamen Bewachers auf sich gezogen hatte.
    Sie waren schon lange an keiner Farm mehr vorbeigekommen, und wie es aussah, würde das wohl auch in nächster Zeit so bleiben. Die üppigen Wiesen wichen frisch gerodetem Land.
    Schwarze, verkohlte Stümpfe ragten aus dem Farn, wo noch vor kurzer Zeit jahrhundertealte Urwaldriesen gestanden hatten.
    In der Luft hing der scharfe Geruch von Harz und Feuer.
    Abigail schloss zu Johanna auf und sah sich schweigend um. Es war unheimlich, als ritten sie über einen Friedhof.
    Selbst die Vögel sangen nicht mehr.
    Der Blick der Frauen ging starr nach vorn. In der Ferne ragten Berge auf. Direkt vor ihnen erhob sich ein Wald. Dicht und schier undurchdringlich, eine Mauer aus Bäumen. Anders als die Wälder zuvor.
    Während sie langsam darauf zuritten, wurde der Anblick immer bedrohlicher. Zuvor war Johanna erleichtert gewesen, dass sich Neuseeland offensichtlich nicht so sehr vom heimatlichen Südengland unterschied, doch nun wurde sie eines Besseren belehrt. Dieser Urwald glich in keiner Weise den lichten, freundlichen Laubwäldern, die sie kannte.
    Es gab keine einzige Lücke in dem Grün. Zwischen dicken hohen Stämmen ragten Pflanzen auf, die aussahen, als könnten sie sich nicht entscheiden, ob sie Farn oder Palme sein wollten. Der Boden war dicht bewachsen, und auch die Stämme boten Halt für Moos und Gestrüpp.
    » Gott steh uns bei « , hauchte Abigail, als sie in den Schatten ritten, der sich ihnen entgegenreckte. Es wurde sofort merklich kälter.
    Der Pfad, der zuvor breit und von Karren und Hufen platt getreten gewesen war, wurde schlagartig zum schmalen Trampelpfad.
    » Dicht zusammenbleiben! « ,

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