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Im Tal des Windes: Roman (German Edition)

Im Tal des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Im Tal des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Maly
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lustig machen.
    Es war einfacher als gedacht. Schon kurze Zeit später legte sie den Sattel auf den Boden legen.
    Arthur, der in diesem Moment zurückkam, strich sich durch den struppigen Bart, und Johanna glaubte Worte wie » …doch zu etwas zunutze « , zu hören.
    Ihr war es egal.
    Stolz und mit einem möglichst gleichgültigen Ausdruck im Gesicht ging sie an dem Vertrauten ihres Mannes vorbei und gesellte sich zu Abigail, die sich mühte, aus dem mitgebrachten trockenen Holz ein Feuer zu entfachen.
    Als die Männer kurz darauf eine Wachsplane aufspannten, die sie an dem gewaltigen Stamm des gefallenen Baums und zwei Schösslingen festmachten, wirkte der Wald gleich weit weniger unheimlich. Das Lager war fast wie ein neues kleines Heim.
    Johanna saß unter der Plane und lehnte sich erleichtert gegen den Baumstamm. Ihre Augen brannten von dem qualmenden Feuer, und sie schloss sie einen Augenblick.
    Johanna erwachte davon, dass Abigail sie an der Schulter berührte und ihr ein dampfendes Stück Brot unter die Nase hielt.
    » Oh, danke, das duftet wunderbar « , murmelte sie und schloss ihre klammen Hände um den kleinen Laib.
    » Ich dachte, man kann Brot nur im Ofen backen « , sagte sie, während sie ein Stück aus der Mitte des Fladens zupfte und genießerisch in den Mund schob.
    » Nein, Ma’am, ich habe es in die heiße Asche gelegt. «
    » In die Asche? Aber dann ist es ja ganz schmutzig! « , sagte Johanna ungläubig und sah sich ihre Mahlzeit noch einmal genauer an. Tatsächlich war der Teig außen schwarz, wie jetzt auch ihre Finger. Sie lachte und riss noch ein Stück ab. » Wenn das so weitergeht, sehe ich bald selbst aus wie eine Wilde. Thomas wird mich nicht mehr wiedererkennen. «
    Johanna wurde erst jetzt klar, dass sie mit der Irin allein war. Von den Männern fehlte jede Spur. Das Feuer glühte nur schwach und gab gerade genug Licht, um das kleine Lager in einen orangefarbenen Schimmer zu hüllen. Der Wald war wie eine finstere Wand, in der es überall raschelte und krabbelte.
    » Wo ist Arthur? «
    » Sie sind schon vor einer Weile weggegangen. Tamati scheint etwas gehört zu haben, vielleicht ein Tier. Sie sagten, ich solle keine Angst haben und beim Feuer bleiben. «
    Johanna wechselte einen Blick mit Abigail, die die Arme um die angezogenen Knie geschlungen hatte.
    » Ich habe aber Angst « , gestand ihre Gefährtin flüsternd. » Ich will nach Hause. «
    Johanna wusste nicht, was sie tun sollte. Zögernd legte sie Abigail eine Hand auf die Schulter.
    » Ich will auch zurück, aber das können wir uns leider nicht aussuchen. Leg doch noch ein wenig Holz nach, es ist schon fast aus. «
    » Wir haben kein Holz mehr, Ma’am. «
    » O Gott! « , entfuhr es Johanna, dann schwieg sie.
    Eine Weile sahen die Frauen zu, wie das Feuer, das in der kurzen Zeit zum Zentrum ihrer Welt geworden war, allmählich erstarb.
    Abigail stocherte darin herum, doch bald erloschen auch die letzten Glutnester.
    Irgendwo raschelte etwas, als trappelten Füße durch das Unterholz, dann krachte ein Schuss.
    Johanna schrie auf, und Abigail fasste sie am Arm.
    » Es ist alles gut « , hörte sie Arthur rufen.
    Die Männer schienen ganz in der Nähe zu sein. Mit kräftigen Schritten kämpften sie sich durch das Dickicht, dann ließ das blasse Mondlicht Konturen erahnen. Als Erster tauchte Arthur auf, der ein struppiges kleines Ding in die Höhe hielt.
    » Was… was ist das? «
    » Ihr Festessen für morgen, Ma’am, ein Vogel. Wir dachten, wir hätten etwas gehört, doch es war nur diese merkwürdige Kreatur. Ein Vogel, der nicht mal fliegen kann. «
    » Ein Kiwi? « , fragte Johanna erstaunt. Sie erinnerte sich an die Abbildungen in einem der Forscherberichte.
    » Was weiß ich, wie die Viecher heißen « , brummte Arthur und machte damit Johannas Hoffnung, etwas mehr zu erfahren, zunichte. Näher anschauen konnte sie sich den toten Vogel am Morgen.
    Tamati setzte sich ein Stück von ihnen entfernt auf den Boden. Sein tätowiertes Gesicht sah im Mondlicht noch unheimlicher aus als bei Tag, und Johanna wusste nicht, ob sie froh war oder sich davor fürchtete, die Nacht in der Nähe dieses Mannes verbringen zu müssen.
    » Wir sollten schlafen « , befand Arthur und warf den toten Kiwi neben das erloschene Feuer.

    Unter der Plane, eng in eine dicke Wolldecke gehüllt, lag Johanna wach und starrte in den nachtblauen Wald.
    Alle schliefen, und auch sie schien eine Weile eingenickt gewesen zu sein, doch jetzt war sie aus

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