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Im Tal des Windes: Roman (German Edition)

Im Tal des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Im Tal des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Maly
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Albträume gehabt? «
    Abigail zog die Beine an und schüttelte den Kopf.
    » Es tut mir leid. Habe ich Sie geweckt? «
    » Nein, ich habe eh nicht schlafen können, du hast geweint und gesprochen, ich glaube, es war gälisch. «
    Der Blick der Irin wurde glasig, dann stand sie eilig auf.
    » Ich vermisse meine Familie, mehr nicht. «

    Es gab keine Neuigkeit von Thomas. Arthur begrüßte die Frauen entsprechend missmutig. Johannas Vorschlag, sich mithilfe eines Führers selbst auf den Weg zum Lake Tarapunga zu machen, stieß daher bei ihm auf wenig Widerstand. Sie nahmen gemeinsam das Frühstück ein, das unter anderem einen Brei aus Süßkartoffeln beinhaltete, einem Gemüse, das von den Einheimischen Kumara genannt wurde. Den Meerspinat und die gekochten Grünlippmuscheln hatte Johanna erst gar nicht angerührt.
    Als die Wirtin die Teller abräumte, trat ein wild aussehender Kerl in den Gastraum. Er war von massiger Gestalt, die europäische Kleidung wirkte viel zu eng an ihm. Er trug ein weißes Hemd, die Ärmel über die tätowierten Arme nach oben geschoben, dazu eine an den Säumen zerschlissene Leinenhose und darunter wuchtige Arbeiterstiefel.
    » Guten Morgen, die Herrschaften « , brummte er und tippte sich an die Stirn. Ein Hut fehlte. Die Tür schlug hinter ihm zu.Johanna wandte sich im Stuhl nach dem Mann um. Sie hatte ein mulmiges Gefühl. Das war doch nicht etwa ihr Führer?
    Der Maori schob ein paar lackschwarze Haarsträhnen, die aus einem kurzen Zopf gerutscht waren, aus seinem tätowierten Gesicht, und rief ungeniert etwas in die Küche. Johanna verstand kein Wort.
    Gleich darauf kam Miri nach vorn geeilt und umarmte den Hünen herzlich. Es wurden einige leise Worte gewechselt, und Johanna sah sich in ihrer Befürchtung bestätigt, noch ehe die Maori zu ihnen an den Tisch traten.
    Arthur erhob sich und musterte den Mann abfällig, was ihm wegen dessen Körpergröße nur schwerlich gelang. Der Maori hielt seinem Blick mühelos stand.
    » Tamati Maunga « , stellte er sich vor. » Ich bringe Sie sicher und schnell zum Tarapunga. Mr Waters hat die alte Farm in awaawa te hauwhenua übernommen. «
    » Arthur Remington. Meine Begleiterinnen sind Thomas Waters’ Ehefrau Johanna und Abigail O’Mara « , stellte Arthur sie vor. Der Hüne lächelte und entblößte eine perfekte Reihe weißer Zähne. Lachfalten kräuselten seine Schläfe und milderten den ersten Eindruck, den Johanna von ihm gewonnen hatte.
    » Was bedeutet awaa te … Mr Maunga? « , erkundigte sie sich, mutiger werdend.
    » Awaawa te hauwhenua ist der einheimische Name des Landstücks, das Ihr Mann gekauft hat, Ma’am. Es bedeutet Tal des Windes oder windiges Tal, es ist wunderschön. Fruchtbares Land. Und sagen Sie bitte Tamati zu mir. «
    » Danke, Tamati. «
    Während Arthur mit Tamati verhandelte, brachte Abigail kein einziges Wort heraus. Die sonst so schlagfertige Irin, die selbst Arthur gegenüber mit ihrer Meinung nicht hinter dem Berg hielt, war wie ausgewechselt.
    Es schien so, als hätte sie sich am liebsten hinter Johannas Rücken verkrochen, und dennoch sah sie Tamati die ganze Zeit über an.
    Arthur und der Maori-Führer einigten sich schnell auf einen Preis, und noch am gleichen Tag sollte es losgehen.

    Die Lionheart hatte den Hafen von Petre noch in der Nacht verlassen. In der Luft lag der Dunst von Salz, Tran und verrottetem Fisch. Johanna saß auf einem umgestürzten Holzfass und sah zu, wie Arthur die Pferde sattelte und mit ihrem Gepäck belud. Tamati ging ihm zur Hand, und schon jetzt war klar, dass diebeiden Männer keine Freunde werden würden. Aber wer kam schon mit Arthurs arroganter Kaltschnäuzigkeit klar. In Johannas Augen gewann Tamati dadurch eindeutig an Sympathie.
    Sobald Star gesattelt war, ging Johanna zu ihr. Die Stute war nervös und beäugte das fremde Land mit geblähten Nüstern. Ihre kleinen Ohren drehten sich bei jedem Geräusch. Johanna musterte den neuen Sattel misstrauisch. Sie sollte deutsch zu Pferde sitzen, wie ein Mann? Ihr Damensattel war in London zurückgeblieben. Wenn ihre Eltern gewusst hätten, wie tief Johanna sinken würde, hätten sie sich eine Eheschließung mit Waters sicher zweimal überlegt.
    Als es Zeit war, aufzusteigen, ließ sie sich von Arthur hinaufhelfen. Es war ein schreckliches, entwürdigendes Gefühl. Und so sollte sie mehrere Tagesritte zubringen? Unmöglich. Sie versuchte das rechte Bein über den Sattel zu legen, doch das Horn fehlte, und wenn Arthur sie nicht im

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