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Im Tal des Windes: Roman (German Edition)

Im Tal des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Im Tal des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Maly
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hauptsächlich aus Afrika, aber ich bin sicher, dass er hiervon begeistert wäre! Er hat mich mit dieser Leidenschaft angesteckt, auch wenn meine Mutter immer sagte, dass es einer Dame nicht gut zu Gesicht stehe. « Sie schmunzelte beim Gedanken an Elisabeth Chesters Vorträge. » Ich finde die Schnitzereien außerordentlich. Sie sind mir schon am Tag meiner Ankunft in Petre aufgefallen. «
    Father Blake lächelte verschwörerisch und bot ihr einladend seinen Arm.
    » Sie haben also das Interesse Ihres Vaters geerbt? Dann werden Sie gleich große Augen machen. «
    Ehe sie sich versah, führte sie der Missionar mit flotten Schritten quer über den Friedhof, vorbei am Versammlungshaus der Maori bis zum Rand des Dorfes. Sie blieben vor einem rot angestrichenen Holzhäuschen stehen, dessen Dachfirst mit den schillernden Schalen der Abalone-Muschel geschmückt war. Das Dach bestand aus frischen grünen Wedeln der Nikau-Palme.
    » Ich denke, ich kann ganz ohne Übertreibung sagen, dass ich eine recht eindrucksvolle Kollektion zusammengetragen habe. «
    » Und Sie verwahren sie hier? «
    » Ja, es sind schlussendlich doch Götzen, und ich will sie nicht in das Haus Gottes bringen. «
    Ihm sind sie also auch unheimlich, überlegte Johanna und bestaunte die zahlreichen Figuren, die ordentlich sortiert auf Regalen und Tischen ein Dasein im Dunkeln fristeten. Muschelaugen blitzten dämonisch, als sie von dem Licht, das durch die Tür fiel, gestreift wurden. Johanna trat zögernd ein, während der Missionar die Fensterläden öffnete und mehr Helligkeit hereinließ.
    » Die sind wirklich außergewöhnlich. Mein Vater würde Sie beneiden. Wissen Sie, wo ich eine solche Figur erstehen könnte? «
    » Bei mir. Ich schenke Ihnen eine. Wählen Sie eine aus, die Ihnen gefällt. «
    Kurz darauf saß Johanna wieder in der Küche des Missionars und verfasste zwei Briefe, die sie mit der Skulptur nach England schicken wollte. In knappen Worten erzählte sie ihren Eltern von der Überfahrt, den Bericht über ihre Ankunft auf der Farm milderte sie ab. Als sie die Textzeilen überflog, war sie sich sicher, dass sich ihre Eltern nun keine Sorgen machen würden.
    Der zweite Brief, der an Liam adressiert war, fiel kürzer aus. Sie schrieb:
    » Dies ist der erste und letzte Brief, den ich Dir sende. Das Schicksal hat unser Glück nicht gewollt. Du hast für immer einen großen Platz in meinem Herzen, Liam. So sehr ich ein paar Zeilen von Dir ersehne, bitte schick mir keine Briefe. Ich bin nun eine verheiratete Frau. « Bei den letzten Zeilen kamen ihr die Tränen, doch sie wischte sie energisch fort und faltete das Papier zusammen.
    » Das Heimweh kann nur die Zeit heilen, mein Kind « , tröstete sie Father Blake, der zuvor still mit ihr am Tisch gesessen hatte.
    Wenn er nur wüsste, dachte Johanna. Dann wurde ihr klar, dass er von Liam wusste und sich wohl denken konnte, wem die Tränen galten. Sie hatte ihm ja alles über Liam gebeichtet.

    Wie mit Thomas abgesprochen, übernachtete Johanna im kleinen Gästehaus der Mission. Am nächsten Morgen trat sie den Heimweg an. Diesmal ritt sie allein. Der Weg war leicht zu finden, und das Land hatte seinen Schrecken verloren. Sie ritt in einem gemütlichen Tempo und genoss ihre Rückreise. Auf das Wetter achtete sie erst, als es bereits zu spät für eine Umkehr war.
    Der Wind, der über der weiten Wasserfläche wehte, nahm beständig zu und überzog die Oberfläche mit schaumgekrönten Wellen.
    Plötzlich stauten sich die Wolken an den Bergflanken und wuchsen zu bedrohlichen Gebilden heran. Johanna meinte zu sehen, wie die grauen Massen am Hang des Mount Paripari immer tiefer rutschten. Längst war von dem Massiv selbst nichts mehr zu sehen. Als der erste Blitz den Himmel erleuchtete, lag gerade einmal die Hälfte der Wegstrecke hinter ihr.
    Johanna hatte Gewitter schon immer gemocht, aber nur wenn sie diese im Schutz eines Hauses durch das Fenster beobachten konnte. Fluchend trieb sie ihre Stute an.
    Im gleichen Moment, da das Tier in den Galopp fiel, klatschte ihr der erste Tropfen ins Gesicht. Gleich darauf ging der Regen wie ein nasskalter Vorhang nieder.
    Johanna konnte kaum noch etwas sehen. Sie ließ die Zügel lang, Star würde schon den Heimweg finden. Das Tier lief mit angelegten Ohren weiter, den Kopf weit vorgestreckt. Johanna zog ihre Pelerine eng um die Schultern und war vor allem um die kostbaren Bücher besorgt, die ihr Father Blake mitgegeben hatte und die nun hoffentlich in den

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