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Im Tal des Windes: Roman (German Edition)

Im Tal des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Im Tal des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Maly
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Heft in der Brust des Kriegers. Die Körperwärme spürte er bis durch den Handschuh.
    Der Sterbende wand sich unter Krämpfen. Verzweifelt umklammerte Liam den Säbel, doch die Klinge steckte fest. Er wollte sie nicht loslassen und wurde aus dem Sattel gerissen. Mit der Schulter voran fiel er auf den zertrampelten Waldboden und war sofort wieder auf den Beinen. Sein Gegner regte sich nicht mehr. Doch erst als er den Säbel wieder an sich gebracht hatte, wagte Liam, sich umzusehen und einen tiefen Atemzug zu nehmen.
    Die Luft war schwer von Blutgeruch und Pulverdampf und den Schreien der Verwundeten. Mit zwei Schritten war Liam bei seinem Wallach und griff nach den Zügeln.
    Adam hatte seinen verbliebenen Gegner nun ebenfalls bezwungen und rang keuchend nach Atem.
    » Danke! «
    » Bist du unverletzt? « , fragte Liam.
    Als Adam nickte, machte sich Erleichterung breit, und mit ihr kam der Schmerz. Liam presste eine Hand auf seine linke Seite. In diesem Moment erklang ein lauter Ruf auf Maori.
    Kam die nächste Angriffswelle?
    Liam beeilte sich, wieder in den Sattel zu kommen, was mit seiner immer heftiger schmerzenden Verletzung und seinem tänzelnden, gleichfalls verletzten Pferd alles andere als einfach war.
    Als er endlich im Sattel saß, sah er die letzten Maori-Krieger zwischen den Bäumen verschwinden. Das wuchernde Grün verschluckte sie wie Waldgeister. Liam kniff ungläubig die Augen zusammen, lenkte sein Pferd im Kreis und versuchte auszumachen, von welcher Seite der nächste Angriff kommen würde, für den sich die Krieger zweifellos sammelten.
    » Es ist vorbei, Liam « , knurrte Adam grimmig, wischte seinen blutigen Säbel an der Hose ab und schob ihn zurück in die Scheide.
    » Vorbei? Sie waren doch dabei zu gewinnen! «
    » Ja, genau. Die Maori sind anders. Sie haben uns ihre Überlegenheit bewiesen, darum ging es. Sie vermeiden unnötiges Blutvergießen. «
    » Bist du sicher? «
    » Ja. «
    In diesem Moment ertönte der Ruf, dass sie sich sammeln sollten. Es war vorbei.

    Sie hatten die Toten begraben und waren auf die Vulkanebene zurückgekehrt, um dort ihr Nachtlager aufzuschlagen.
    Als die Erleichterung, den Kampf überstanden zu haben, eingesetzt hatte, war Liam von einem heftigen Zittern befallen worden. Nun war er wieder ruhig, seine Wunden verbunden, und der Alkohol, den Adam mit ihm teilte, hatte seinen Kopf leicht werden lassen.
    Die Bilanz des Kampfes war erschütternd. Sie hatten die Hälfte der Männer verloren, drei waren schwer verletzt und würden die Nacht nicht überstehen, fast alle anderen waren zumindest leicht verletzt.
    Liam drehte nachdenklich die Maori-Waffe in der Hand, die ihm fast zum Verhängnis geworden war. Der Stein war aus grüner Jade, geformt wie ein flacher Tropfen, kunstvoll poliert, die Schneide scharf. Er konnte sich glücklich schätzen, dass sie ihn nicht mit voller Wucht getroffen hatte. Der Griff war kurz und am Ende mit Mustern und einer Fratze verziert, die ihn scheinbar wütend anstierte, ihn, den Mörder des Besitzers.
    Liam schob die Hand durch die Lederschlaufe, die am Griff befestigt war, und schwang die Waffe ein paarmal vorsichtig hin und her. Es war vielleicht eine Keule, aber alles andere als primitiv. Wie effektiv die Jadewaffe war, hatte er am eigenen Körper erfahren.
    » Ein Mere. «
    Liam schrak herum und blickte in das reglose Gesicht des Maori-Führers, den alle nur John nannten. Er wies auf die Waffe in Liams Hand. » Wir nennen es Mere. Du bist ein guter Kämpfer, Fitzgerald. Nur geachteten Kriegern und Häuptlingen steht es zu, ein Mere aus Pounamu zu tragen. Der Mann, den du getötet hast, war mächtig. «
    » Poumanu? Jade? «
    » Der Stein kam von den Sternen. Er hat viel Kraft, verleiht dem Besitzer Mana. In Poumanu wohnt die Kraft des Erdfeuers. «
    Liam musterte die Waffe in der Hand. Offenbar war es ein Schatz. » Zeigst du mir, wie man damit kämpft, John? Ich würde es gerne lernen. «
    » Du willst von mir lernen? « Ein breites Grinsen erschien auf dem Gesicht seines Gegenübers. Der Maori streckte seine eindrucksvolle Statur noch ein wenig weiter.
    » Was ist daran so komisch? «
    » Die Pakeha wollen nie von uns lernen, wir sollen immer nur von ihnen lernen. « Er klopfte Liam auf die Schulter. Die Erschütterung vibrierte schmerzhaft im ganzen Körper, und er zog die Luft scharf ein.
    » Werde erst einmal gesund, Fitzgerald, dann zeige ich dir, wie man mit dem Mere Schädel spaltet! « , dröhnte er lachend und verschwand

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