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Im Tal des Windes: Roman (German Edition)

Im Tal des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Im Tal des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Maly
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ihren Gott vermuteten.
    Sie stapfte hinter Hariata her und dachte an die traurige Geschichte von dem ausgelöschten Dorf. Wenn sie ihr jetzt sagte, dass ihr Waldgott genauso verschwinden würde… Nein. Johanna würde eine günstige Gelegenheit abwarten und mit Thomas sprechen. Sicher konnte er das kleine Waldstück aussparen und woanders Holz beschaffen.
    Nordinsel, in den Wäldern am Berg Taranaki
    L iam saß zusammengesunken im Sattel. Feiner Nieselregen trieb über das Land. Das nasse Sattelzeug knarrte bei jedem Schritt des Wallachs. Liam fror in seiner klammen Uniform und konnte noch froh sein, dass er nicht laufen musste. Die meisten Männer seines Regiments, das von einer kleinen Kavallerie-Einheit verstärkt wurde, stapften seit vier Stunden ohne Pause durch den Morast einer unwirtlichen Vulkanlandschaft am Mount Taranaki, wohin sich die aufständischen Eingeborenen zurückgezogen hatten. Der rauchende Vulkan lag nur zwei Tagesritte von New Plymouth entfernt und war dennoch eine Welt für sich.
    Liam nahm einen Schluck aus seiner Feldflasche und kniff die Augen wegen des Regens zusammen.
    Das Wasser verschleierte die Sicht mit Tropfenvorhängen, die in Bögen über das Land trieben. Die Berge dahinter bildeten eine ausgefranste Linie, scharfkantig wie zerbrochenes Glas. Hier und da ragten graugrüne Inseln aus dem Dunst, die von den Lavaströmen aus einer Laune heraus verschont geblieben waren.
    Immer mehr dieser Inseln kamen in Sicht, je größer der Abstand zum Berg wurde. Der Regen spülte Aschestaub von den Hängen und verwandelte ihn in grauen, zähen Kleister, der jeden Schritt zur Qual machte. Es bildeten sich Seen aus Ascheschlamm, die einem Mann bereits zum Verhängnis geworden waren.
    Liam kam es vor, als hätte sich die Natur gegen sie verschworen. Die Maori, gegen die sie kämpften, waren selbst Siedler, die viele Generationen zuvor über das Meer hierhergekommen waren. Sie kamen ungleich besser mit den Gegebenheiten zurecht und nutzten jede Möglichkeit, die die Natur bot, zu ihrem eigenen strategischen Vorteil.
    Der Kampf, den er im Namen der Krone focht, kam Liam schrecklich unsinnig vor. Nicht dass er feige war, nein, das konnte ihm wirklich niemand vorwerfen, aber er verspürte weder Leidenschaft, noch verteidigte er etwas, das ihm lieb war.
    Schon nach wenigen Wochen war Liam es leid, zu kämpfen. Deshalb sollte er zur königlichen Militärakademie gegangen sein? Der spärliche Rest des Familienvermögens war ausgegeben worden, damit er lernte, einem Wilden am anderen Ende der Welt den Säbel in die Brust zu stoßen? Um Familien die Väter, Söhne und Ehemänner zu rauben?
    Es gab weder hehre Ziele, noch galt es, sein Heimatland zu verteidigen. Hier kämpften neue Siedler gegen alte, ein Scharmützel jagte das nächste.
    Und am Ende der Welt, wurden keine ausgefeilten Taktiken, keine Kriegskunst angewendet.
    Sie übten Rache im Namen des Empire, so nüchtern und wenig heldenhaft sah die Realität aus. Die Maori, die sie dieses Mal verfolgten, hatten eine Woche zuvor ein Blutbad in einer kleinen Siedlung angerichtet und alle Männer und auch einige Frauen erschlagen. Die Häuser waren niedergebrannt, die Überlebenden fort. Dass die Siedler in das Stammesland, das den Wilden in einem Vertrag Jahre zuvor zugesagt worden war, eingedrungen und illegal Häuser gebaut hatten, interessierte nun niemanden mehr.
    Es war Blut geflossen, englisches Blut, und die Maori würden nun die Konsequenzen zu spüren bekommen. Es gab Gerüchte von Bluttaten, die ihm der Maori-Führer der Einheit zugetragen hatte, die aber niemand hören wollte.
    Weiße veranstalteten Hetzjagden auf Eingeborene, um deren tätowierte Häute und Köpfe an reiche Sammler zu verkaufen. Liam hatte das zuerst als Propaganda abgetan, bis er mit eigenen Augen einige der verstümmelten Körper gesehen hatte. Major Nelson hatte alles mit einem Schulterzucken abgetan und behauptet, die Maori fräßen einander gegenseitig auf.
    Liams Wallach strauchelte und riss seinen Reiter aus den Grübeleien. Er wischte sich die Regentropfen aus den Wimpern und beugte sich vor, um den schwierigen Weg besser erkennen zu können.
    Die Hufe der Pferde knirschten über einen weiteren Strom erstarrten Gesteins. Manche dieser pechschwarzen Lavaflächen waren brüchig und schnitten durch Schuhe und Hufe wie Glas.
    Liam lenkte Cassio vorsichtig um jede verdächtige Stelle herum. Das Tier war ihm besonders kostbar und das Letzte, was ihm noch von Duncan

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