Im Taumel der Herzen - Roman
ihn ganz tief in sich spüren, sich von ihm wieder in jene magischen Höhen der Lust entführen lassen!
Aber er kam zur Vernunft! Lieber Himmel, nicht schon wieder! Doch Richard ließ die Stirn an ihre Brust sinken und stöhnte: »Dieses Mal muss es klappen, denn um keinen Preis der Welt kann ich das noch einmal tun und nicht mit dir schlafen! «
Sie wollte ihm gerade sagen, dass sie genauso empfand und er sich nicht zurückhalten musste, als plötzlich die Tür aufflog. Sie waren so sehr miteinander beschäftigt gewesen, dass sie den Grafen gar nicht gehört hatten. Nun stürmte er in Richards Schlafzimmer, gefolgt von drei weiteren Männern, von denen zwei Lampen trugen, sodass auf einmal der ganze Raum hell erleuchtet war. Julia, die verdutzt hochgefahren war, erstarrte vor Schreck. Innerhalb weniger Sekunden wich die ganze Farbe aus ihrem Gesicht.
Richard schoss sofort aus dem Bett, warf die Decke über Julias
halb nackten Körper und stellte sich wutentbrannt seinem Vater entgegen. Er wirkte nun wieder genauso zornig wie in dem Moment, als er ein Stockwerk tiefer einen Mann herausgefordert hatte, der groß genug gewesen war, um ihn in Stücke zu reißen. Dies war die wilde, unberechenbare Seite Richards, und Julia hatte im Grunde mehr Angst vor dem, wozu er sich in seiner Wut hinreißen lassen könnte, als vor dem, was sein Vater im Schilde führte.
Milton ließ sie über seine Pläne nicht lange im Unklaren. Mit falscher Freundlichkeit erklärte er: »Ich hatte nicht ernsthaft damit gerechnet, dass die Dinge sich in diese Richtung entwickeln würden, aber für den Fall der Fälle habe ich unseren Gemeindepastor mitgebracht.«
Julia, die genau wusste, was das bedeutete, empfand sofort ein Gefühl von Panik, doch Richard war sich der Gefahr, in der sie schwebten, nicht bewusst. »Wozu?«, fragte er.
Milton lächelte triumphierend. »Du hast sie kompromittiert. Das wirst du doch nicht leugnen wollen, oder? Immerhin hast du es mir gegenüber schon zugegeben, und nun sehe ich es mit eigenen Augen, genau wie diese ehrenwerten Zeugen hier, die natürlich auch als Zeugen zugegen sein werden, wenn ihr noch heute Nacht … getraut werdet.«
Richard ballte nur wortlos die Fäuste. Julia, die inzwischen ihre Stimme wiedergefunden hatte, erklärte rasch: »Das ist nicht zulässig, nachdem wir doch gerade erst das Aufgebot bestellt …«
»Ich verfüge über eine Sondergenehmigung, dank der es sich erübrigt, das Aufgebot zu bestellen«, fiel Milton ihr ins Wort, »und zwar schon ganze neun Jahre lang.«
Ihr wurde langsam klar, dass es keinen Ausweg gab. Nicht nur der Graf hatte sie in flagranti dabei ertappt, wie sie hier neben dem Mann im Bett lag, mit dem sie schon seit ihrer Kindheit verlobt war. Ein Pastor war ebenfalls zugegen. Aber
sie wusste, dass Richard sich der Trauung widersetzen würde. Was dann? Würde man sie dieses Mal beide auf ein Gefangenenschiff nach Australien verfrachten?
»Warum tun Sie das, obwohl wir doch ohnehin planen, uns im Rahmen einer richtigen Hochzeitszeremonie trauen zu lassen? «, fragte sie in panischem Ton.
»Du kannst trotzdem noch deine große Hochzeit feiern, Liebes. Das hier ist lediglich meine Versicherung.«
»Nein, das ist mal wieder deine Art, deinen Willen mit Gewalt durchzusetzen und dem Ganzen einen geschmacklosen Stempel aufzudrücken!«, widersprach Richard wütend.
Milton stieß ein indigniertes »Ts« aus, ehe er antwortete: »Es ist nichts dergleichen. Wenn du sie tatsächlich so sehr liebst, wie du behauptest, solltest du eigentlich hocherfreut darüber sein, dass du sie schon ein wenig früher heiraten darfst.« Dann aber höhnte Milton mit wissender Miene: »Oder hattest du gar nicht wirklich vor, zu heiraten?«
Richard schwieg. Rasch meldete Julia sich zu Wort: »Wenn Sie über solch eine Sondergenehmigung verfügen und ohnehin vorhatten, uns mit Gewalt zum Heiraten zu zwingen, warum haben Sie dann nicht einfach nach mir schicken lassen, als Sie Richard das letzte Mal in Ihrer Gewalt hatten – statt ihn auf dieses Gefangenenschiff werfen zu lassen?«
Milton lief rot an und bedachte sie mit einem wütenden Blick, weil sie dies vor dem Pastor und den anderen Männern zur Sprache brachte, erwiderte dann aber schnell: »Wärst du denn zur Hochzeit erschienen? Nein, du hättest jemand anders vorgeschickt, um herauszufinden, ob Richard tatsächlich wieder im Lande und heiratswillig war. Und nachdem du dann festgestellt hättest, dass er sich immer noch
Weitere Kostenlose Bücher