Im Taumel der Sehnsucht
Angst zu tun bekomme und verschwinde.«
Nun war es an Bradford, seine Ungeduld zu zeigen. »Ach ja. Und diese böse Lady hat dich auch die Treppe hinuntergestoßen und das Rad an meiner Kutsche angesägt, ja?«
»Keine Lady, Bradford, eine Frau. Das ist ein großer Unterschied. Und ich finde es immer noch logisch. Sie kann ja jemanden angeheuert haben, damit er sich an deiner Kutsche zu schaffen macht.«
Bradford schwieg. Es hatte keinen Sinn, weiter darüber zu streiten. Seine Frau war so unschuldig, und er wollte ihr nicht noch zusätzliche Angst machen. Auch er hatte Nachforschungen angestellt, und im Gegensatz zu den bezahlten Männern, hatte er etwas herausgefunden. Es war seine Pflicht, Caroline zu beschützen, aber er wollte nicht, daß sie sich verängstigt verkroch, sondern nur vorsichtig war. Bis seine Falle zuschnappte und er den endgültigen Beweis hatte, würde er sie nicht aus den Augen lassen. Sie gehörte nun ihm, und jeder, der es wagte, sie anzurühren, mußte mit seinem Leben dafür bezahlen.
Stumm zog Bradford sich an. Caroline lief ihm ständig in den Weg, und als er sie darauf hinwies, daß ihr Schlafzimmer direkt nebenan war, schnaubte sie nur verächtlich und schimpfte, daß sie getrennte Schlafzimmer unmöglich fände.
»Ich denke ja nicht daran, mir von Henderson helfen zu lassen, während du hier splitternackt herumläufst«, knurrte Bradford.
Caroline stand vor dem ovalen Spiegel, bürstete ihr Haar und tat, als hätte sie ihn nicht gehört.
»Und?«
»Du bist doch kein kleiner Junge mehr, Bradford. Du kannst dich durchaus alleine anziehen, oder? Ich tue das schon seit Jahren.«
»Und deine Zofe beschwert sich darüber.«
»Mary Margaret hat genug zu tun, ohne mich noch durch die Gegend scheuchen zu müssen.«
Bradford gab es auf. Er verließ das Zimmer und ging nach unten, um dort auf sie zu warten. Mit einem Cognac in der Hand wanderte er unruhig im Empfangszimmer auf und ab und dachte brütend über den Abend, der vor ihnen lag, nach. Fast hätte er die Einladung nach Clavenhurst, dem Anwesen des Marquis of Aimsmond, abgelehnt, weil er sich Sorgen darüber machte, wie gut er Caroline in einer solchen Menschenansammlung tatsächlich beschützen konnte. Natürlich mußte er schließlich doch annehmen - der Marquis war Carolines Onkel, und er wäre gekränkt gewesen, wenn seine Nichte nicht erschienen wäre.
Der Ball war aus zwei Gründen angesetzt worden. Charity und Paul sollten in zwei Tagen heiraten, und dieses Ereignis war eine Art verspätete Verlobungsfeier. Zum anderen fand er zu Ehren des Dukes und der Duchess of Bradford statt und war der erste Anlaß, bei dem Caroline und Bradford als Ehepaar auftraten.
Als Caroline in einem eisblauen schimmernden Seidenkleid erschien, stand Bradford am Kamin. Bei ihrem Anblick glätteten sich die tiefen Falten auf seiner Stirn und machten einer arroganten Miene Platz.
Sie machte einen übertrieben förmlichen Knicks und sah ihn mit vergnügt funkelnden Augen an. Als er sein Glas zum Gruß hob, lächelte sie.
»Als ich hereinkam, sahst du noch aus, als wolltest du jemanden umbringen, und nun wirkst du überaus selbstzufrieden«, bemerkte sie. Wie gut er wieder aussah! Er trug Schwarz, eine Farbe, die ihn noch größer und stattlicher wirken ließ, als er ohnehin schon war. Caroline fragte sich unwillkürlich, wann ihr Puls sich bei seinem Anblick nicht mehr augenblicklich beschleunigen würde. Allein ihn zu sehen ließ jede Faser ihres Körpers aufschreien, er möge sie in seine Arme ziehen und sie lieben.
Caroline war noch nie besonders geschickt darin gewesen, ihre Gefühle zu verbergen, und Bradford wußte genau, was sie in diesem Augenblick dachte. »Wenn du mich weiterhin so anschaust, dann gehen wir nirgendwo mehr hin«, sagte er spöttisch. Er stellte sein Glas auf dem Sims des Kamins ab und ging langsam auf seine Frau zu. Als er vor ihr stand, schien sein Blut schneller zu fließen, und die Kleider waren ihm plötzlich viel zu warm und zu eng. Und alles nur, weil seine Frau ihn mit diesem besonderen Blick angesehen hatte. Er konnte einfach nicht widerstehen, sondern zog sie in seine Arme und küßte sie ausgiebig.
Mit einem Seufzer des Widerwillens löste er sich schließlich, half ihr in ihren Winterumhang und ließ die Kutsche rufen. Sie waren schon ziemlich spät dran, aber es war ihm nur recht. Je eher der Ball vorbei war, desto eher würde er sie wieder in seinen Armen halten können.
Der Earl of Braxton lauerte
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