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Im Taumel der Sehnsucht

Im Taumel der Sehnsucht

Titel: Im Taumel der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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krank warst oder daß du und deine Tante Mary mich habt übers Ohr hauen wollen?«
    »Ich schäme mich so.« Sie meinte es ehrlich, aber das linderte ihr schlechtes Gewissen auch nicht. »Es war nur so, daß ich dort doch so . ..«
    »Zufrieden war?« fragte ihr Vater mit einem Nicken. Er stellte seinen Stuhl wieder auf und setzte sich zu ihr.
    »Ja, zufrieden. Ich habe so lange mit Onkel, Tante und ihren Kindern gelebt, daß ich . .. Vater, ich muß dir gestehen, daß ich Tante Mary immer als meine Mutter angesehen und sie Mama genannt habe. Meine Vettern sind mir wie Brüder, und Charity war mir immer wie eine Schwester.« Sie hob den Kopf und setzte hastig hinzu: »Aber ich habe dich nie vergessen, Vater. Du hast in meiner Welt zwar im Laufe der Jahre eine andere Bedeutung angenommen, aber ich wußte immer, daß du mein wahrer Vater bist. Ich hätte niemals gedacht, daß du mich zu dir holen würdest. Ich dachte, du hättest es so haben wollen und wärest mit der Situation zufrieden.«
    »Caroline, ich verstehe dich sehr gut«, sagte ihr Vater sanft. Er tätschelte ihre Hand und fuhr fort: »Ich habe viel zu lange damit gewartet, dich zurückzuholen. Aber ich hatte meine Gründe. Ich werde sie im Augenblick noch für mich behalten, einverstanden? Du bist endlich zu Hause, und das ist alles, was zählt.«
    »Glaubst du, wir können miteinander auskommen?«
    Er warf ihr einen überraschten Blick zu. »Aber ja, ich denke doch«, sagte er. »Und nun erzähl mir, was es Neues von der Familie meines Bruders gibt. Wie ich gehört habe, ist Charity auch hier. Ist sie wirklich die flauschige Kugel, wie Mary sie in ihren Briefen so oft genannt hat?« Seine Stimme klang warm und voller Zuneigung, und Caroline lächelte. Das war tatsächlich eine treffende Beschreibung für ihre Cousine, wie sie vor ein paar Jahren noch ausgesehen hatte.
    »Wenn du wissen willst, ob sie immer noch dick ist, dann lautet die Antwort nein. Statt dauernd zu essen, redet sie nun unablässig«, sagte sie grinsend. »Sie ist inzwischen sehr schlank und wirklich hübsch. Ich glaube, sie wird für viel Aufregung sorgen, denn sie ist blond und zierlich, und wir haben gehört, daß genau das Attribute sind, die die feine Gesellschaft bewundert.«
    »Ich fürchte, ich bin über die neuesten Moden und Vorlieben nicht recht auf dem laufenden«, gab ihr Vater zu. Sein Lächeln verschwand, statt dessen furchte sich seine Stirn. »Du hast ganz richtig bemerkt, daß wir aufrichtig miteinander umgehen sollten, Tochter. Und deswegen muß ich gestehen, daß auch ich dir in meinen Briefen ausgedachte Geschichten erzählt habe.«
    Caroline riß erstaunt die Augen auf. »Im Ernst?«
    »Ja. Die Wahrheit ist, daß ich auf keinem einzigen Ball war, seit du mit meinem Bruder und seiner Familie nach Boston gezogen bist. Ich fürchte, man hält mich für einen Eigenbrötler.«
    »Ist das wahr?« Als ihr Vater nickte, fuhr Caroline aufgeregt fort: »Aber Vater, du hast doch immer beschrieben, was auf den spektakulären gesellschaftlichen Ereignissen geschehen ist. Du hast uns den Klatsch und Tratsch von ganz London berichtet! Wie hast du solche Dinge nur so genau wiedergeben können?«
    »Mein Freund Ludman hat mir geholfen«, antwortete ihr Vater mit einem verlegenen Lächeln. »Er läßt keine Party aus. Er hat mir sozusagen das Material geliefert, damit ich meine Geschichten an dich daraus stricken konnte.«
    »Aber warum?« fragte Caroline, nachdem sie eine Weile darüber nachgedacht hatte. »Magst du keine Partys?«
    »Ich habe eine Menge Gründe, aber ich möchte dich im Augenblick nicht damit belasten«, erwiderte ihr Vater ausweichend. »Der Bruder deiner Mutter, der Marquis of Aimsmond, und ich haben seit vierzehn Jahren nicht mehr miteinander gesprochen. Weil ich weiß, daß er zu einigen Anlässen erscheint, tue ich es nicht. Das ist zwar eine sehr schlichte Erklärung, aber ich hoffe, sie reicht dir für den Augenblick.«
    Caroline war viel zu neugierig, um sich damit abspeisen zu lassen. »Vierzehn Jahre? Exakt die Zeit, die ich aus England fort war?«
    »Ja, genau«, sagte ihr Vater nickend. »Der Marquis war damals so wütend über deine Abreise, daß er verkündete, er würde erst wieder mit mir reden, wenn du zurück bist.« Ihr Vater hüstelte und fügte dann hinzu: »Er wußte nicht, warum ich dich weggeschickt habe, und ich habe es ihm auch nicht erklärt.«
    »Aha«, machte Caroline. In Wirklichkeit verstand sie jedoch nichts, und je intensiver sie

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