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Im Taumel der Sehnsucht

Im Taumel der Sehnsucht

Titel: Im Taumel der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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Caroline sich gewahr wurde, daß sie beobachtet wurden, glättete sie ihre Stirn und gab sich alle Mühe, kühl und gelassen zu wirken. Dieses Unterfangen fiel ihr ganz und gar nicht leicht; schließlich wünschte sie sich nichts mehr, als den Duke zu Boden zu schlagen und ihm ein paar anständige Tritte zu verpassen. So undamenhaft diese Gedanken auch waren, so munterten sie Caroline doch enorm auf. Zudem zweifelte sie nicht daran, daß sie es bewerkstelligen konnte . .. zumindest würde sie ihm etwas von seiner Arroganz herausprügeln können. Sie hatte nicht umsonst viele Stunden mit ihren Vettern geübt, wie man einem aufdringlichen Mann Manieren beibrachte. Sie kannte alle Tricks, um dem männlichen Geschlecht echtes Unwohlsein zu verschaffen.
    Ihre Zuversicht schwand, als sie feststellte, daß sie ihm nicht einmal ihre Hand entziehen konnte. Nicht, daß ihr die Kraft dazu fehlte ... ihre Hand schien ihr nicht gehorchen zu wollen. Was war los? Hatte sie ihr Selbstvertrauen in Boston zurückgelassen?
    Die Terrasse lief an drei Seiten des Hauses entlang, und Bradford ging weiter, bis sie das entfernteste Stück Geländer erreicht hatten. Hier war niemand mehr zu sehen; sie waren tatsächlich allein.
    Auf dem ganzen Geländer waren in gleichmäßigen Abständen Kerzen plaziert worden, die man in hohe Gläser gesteckt hatte, so daß der Wind sie nicht löschen konnte. Das weiche Licht, das sie über die Terrasse warfen, hatte etwas Romantisches. Bradford hielt an und drehte sich zu ihr um. Der Schein einer Kerze fiel auf sein Gesicht und milderte seine harten Züge.
    »Ich denke, nun habe ich tatsächlich Ihre ungeteilte Aufmerksamkeit«, begann er ohne Umschweife. »Ich habe keine Lust, Sie mit halb London zu teilen.«
    »Und nun, da Sie meine ungeteilte Aufmerksamkeit besitzen - was haben Sie mit mir vor?«
    Bradford lächelte über ihren herausfordernden Tonfall. In ihren Augen las er Furcht und Verwirrung, doch ihre sanfte Stimme klang, als wäre sie die Ruhe in Person. Ihre aufgesetzte Gelassenheit gefiel ihm. Sie war keine Frau, die sich vor jemanden ducken oder in Ohnmacht fallen würde. Sie war, wie er fand, eine würdige Gegnerin.
    Fast hätte er geantwortet, daß er sie sich nehmen und so lange bei sich behalten würde, wie es ihm gefiel - welche Hindernisse auch immer sie ihm in den Weg stellen wollte. Doch obwohl er dies natürlich nicht aussprach, schien sie eine gewisse Absicht in seiner Miene lesen zu können, denn plötzlich begann sie langsam zurückzuweichen.
    Bradford ließ seine Hände vorschnellen und hielt sie an den Schultern fest. Er spürte die seidenweiche Haut unter seinen Fingerspitzen und hätte fast vergessen, was er vorgehabt hatte, bis sie plötzlich versuchte, sich von ihm loszureißen.
    »Oh, nein, Sie bleiben«, flüsterte er. Er zog sie zu sich, schwang sie herum und drückte sie gegen das Geländer. Caroline fühlte sich wehrlos wie eine Marionette, die der Puppenspieler nach Belieben bewegte.
    »Würden Sie mich bitte wieder zurückkehren lassen?« fragte sie gereizt.
    »Nein. Erst will ich ein wenig mit Ihnen plaudern«, antwortete Bradford.
    Er tat, als hätte er alle Zeit der Welt, und Caroline gab sich keine Mühe, ihre Verärgerung zu verbergen. »Was sind Sie bloß für ein Dickkopf. Sie scheinen vollkommen zu übersehen, daß ich keine Lust habe, mich mit Ihnen zu unterhalten.«
    »Doch, Sie haben Lust«, teilte Bradford ihr mit. »Mit uns passiert irgend etwas. Ich fühle es, und Sie fühlen es auch. Je eher wir beide das als Tatsache anerkennen, desto besser, denke ich. Ich habe keine Zeit für Spielchen oder eine langatmige Werbung, Caroline. Wenn ich etwas haben will, dann nehme ich es mir.«
    Entsetzt sah Caroline ihn an. Sie hatte ihm auf den Kopf zugesagt, was sie dachte, und sie hatte nicht gelogen. Sie wollte wirklich nicht mit ihm allein sein. Bradford machte sie entsetzlich nervös. Wenn er in ihrer Nähe war, schien sie sich nicht mehr vollkommen in der Gewalt zu haben, und sie hatte fest daran geglaubt, daß ihre schonungslosen Worte ihn verprellen würden. Doch statt dessen hatte er ihr genauso schonungslos geantwortet!
    »Und nun haben Sie beschlossen, daß Sie mich wollen?« fragte sie. Bradford schwieg, aber er brauchte ihr auch keine Antwort zu geben. Seine Augen, die kein einziges Mal von ihr abließen, sagten genug.
    Caroline fehlten die Worte. Normalerweise fiel es ihr nicht schwer, einen Mann, der zu frech wurde, verbal auf seinen Platz zu verweisen.

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