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Im Taumel der Sehnsucht

Im Taumel der Sehnsucht

Titel: Im Taumel der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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sie sogar heiraten zu wollen!
    Sie konnte unmöglich seine Frau werden. Sie wollte ihr Leben mit einem Menschen teilen, der sie liebte. Der sie auch dann noch liebte, wenn ihre Schönheit verblaßt war und die Falten sich in ihr Gesicht eingegraben hatten.
    Und sie war überzeugt, daß eine solche Ehe kein naiver Wunschtraum war. Onkel Henry und Tante Mary liebten einander nach so vielen Jahren immer noch, und wahrscheinlich sogar weit mehr als früher. Bei Charity und Paul Bleachley würde es gewiß genauso sein. Wieder fiel Caroline ein, daß Bradford geglaubt hatte, Charity würde sich von Paul abwenden, weil sein Gesicht entstellt war.
    Caroline konnte sich nicht vorstellen, daß sie seine Ansichten ändern würde. Er war in einer oberflächlichen Gesellschaft aufgewachsen, wo der äußere Schein mehr zu bedeuten schien als Charakter und Güte.
    Wie konnte sie auf so einer Basis eine Ehe eingehen? Würde sie irgendwann anfangen, sich um ihr Äußeres zu sorgen, damit er sie weiterhin attraktiv fand? Würde sie anfangen, nur noch an ihre Figur und ihre Kleider zu denken? Würde alles, was sie bisher als unbedeutend eingestuft hatte, nun ihr Denken beherrschen? Lieber Gott, würde sie sich so sehr verändern, daß sie bald wie Lady Tillman kicherte und bei dem kleinsten ungewöhnlichen Geräusch in Ohnmacht fallen würde?
    Nein. Caroline schüttelte den Kopf, um die albernen Gedanken zu verdrängen, die durch ihren Kopf jagten. Müde legte sie sich ins Bett und schloß die Augen. Nun, wenigstens war sie sich darüber klargeworden, daß sie ihn einfach nicht heiraten konnte. Noch nicht. »Bis ich weiß, daß er mich liebt«, flüsterte sie in die Dunkelheit. Und dann weinte sie sich in den Schlaf.

 
KAPITEL 10
     
    Es war eine wundervolle Hochzeit. Zumindest war das die Meinung jedes einzelnen Gastes, der auf der anschließenden Feier erschien. Caroline stand in der Empfangsreihe und ließ die vielen Menschen an sich vorüberziehen, neben sich den Mann, dem sie kurz davor geschworen hatte, ihn zu lieben und zu ehren, bis der Tod einen von ihnen hinwegraffte.
    Caroline war froh, daß sie es endlich hinter sich hatte. Sie hatte erst aufgegeben, sich gegen das offenbar Unvermeidliche zur Wehr zu setzen, als sie am Tag zuvor gemeinsam mit Charity und ihrem Vater nach Bradford Hills gereist war. Es war beschlossen worden, die Hochzeit dort stattfinden zu lassen, da es in Bradfords Familie so Tradition war. Sein Vater, Großvater und sein Urgroßvater hatten alle auf diesem Besitz geheiratet.
    Bradford hatte sich um alle nötigen Formalitäten gekümmert, während Charity und der Earl die Einladungen abgeschickt und die offizielle Ankündigung herausgegeben hatten. Und nun, als sie sich wieder in dem prächtigen Ballsaal umschaute, konnte Caroline nur staunen, daß alles so reibungslos verlaufen war. Alle wirkten glücklich und zufrieden. Alle außer Caroline. Sie hatte noch immer Schwierigkeiten, zu begreifen, was geschehen war.
    Bradford war es in jener Nacht irgendwie gelungen, dem Earl Honig um den Bart zu schmieren, und am nächsten Morgen hatte ihr Vater ihr eröffnet, daß er von dieser guten Partie schlichtweg begeistert war. Caroline hatte versucht, ihn darauf hinzuweisen, daß es keine - weder eine gute, noch eine schlechte - Partie geben würde, aber ihr Vater hatte sich stur geweigert, auf sie zu hören. Er hatte sie gefragt, ob sie Bradford liebte, und sie war dumm genug gewesen, aufrichtig zu antworten und es zuzugeben. Von diesem Augenblick an hatte ihr Vater sich taub gestellt, sobald sie Protest angemeldet hatte.
    Es gab niemanden, den sie um Hilfe bitten konnte. Und Charitys Begeisterung trieb sie an den Rand des Wahnsinns. Caroline konnte noch nicht einmal flüchten, denn man hatte ihr wegen der Gefahr untersagt, das Haus zu verlassen.
    Madam Newcott und drei aufgeregte Näherinnen arbeiteten Tag und Nacht, um ihr Hochzeitskleid fertigzustellen - und dies gleich im Haus des Earls, um Zeit zu sparen. Außerdem hatte Bradford zwei stämmige Männer angeheuert, die für ihren Schutz sorgen sollten. Ihr Vater gab keinen Kommentar dazu ab, und Caroline fragte sich, was er wohl denken mochte. Im übrigen war sie sich auch gar nicht so sicher, ob die Leibwache wirklich nur dazu da war, sie zu beschützen. Sie hätte es Bradford zugetraut, daß er den Männern auch eingetrichtert hatte, sie nicht entwischen zu lassen. Als ihr dieser Gedanke erst einmal gekommen war, überlegte sie mehr als einmal, ob sie

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